Lieder statt Tabletten
Singen kann eine medizinische Behandlung befördern. In mehr als 40 Krankenhäusern gibt es daher bereits Chöre, die sich regelmäßig treffen und heilsame Lieder singen. Ein Besuch beim Verein "Singende Krankenhäuser" in der Klinik Christophsbad in Göppingen.
Donnerstag Nachmittag kurz vor halb vier. 30 Menschen öffnen die schweren Türen der Krankenhauskapelle und sammeln sich nach und nach in dem lichten Raum.
"Viele sind ja Sing-Amateure, oder völlige Laien. Die haben 20 Jahre überhaupt nicht gesungen, oder haben beschämende Erfahrungen mit Singen. Deswegen geht’s erstmal darum, zu vermitteln: Jeder ist hier willkommen. Wir singen nach dem Motto, es gibt keine Fehler, nur Variationen, das ist erstmal wichtig, so diese Haltung."
Wolfgang Bossinger sieht sich um. Es sind fast alle da. Er greift zur Gitarre.
Manche kommen schon seit neun Jahren, seit es diesen Chor gibt. Andere Patienten der Psychiatrischen und neurologischen Fachklinik sind neu hier und gewöhnen sich langsam an so viele Menschen im Raum. Man kommt sich nah.
Alle gehen im Kreis, singen ein israelisches Hochzeitslied, traditionellerweise sitzt ein Brautpaar in der Mitte, wird von den Gästen gesegnet. Hier dürfen sich Patienten in die Mitte setzen, und die guten Wünsche empfangen.
"Allerdings haben wir die Schwierigkeit, dass die Gruppe doch sehr groß ist, und dass es für Menschen, die frisch an der Klinik sind, und die sehr, sehr depressiv sind oder sehr, sehr krank, für die ist es manchmal zu viel Energie hier, zu viel Lebensfreude, weil man da einfach erschlagen wird."
Tatsächlich trauen sich nicht alle in die Mitte. Also bringt Wolfgang Bossinger den Patienten ein Heillied bei, das nicht ganz so hochdosiert ist.
"Dich schickt der Himmel, du bist ein Geschenk, mein Herz sagt danke, wenn ich an dich denk."
"Viele sind ja Sing-Amateure, oder völlige Laien. Die haben 20 Jahre überhaupt nicht gesungen, oder haben beschämende Erfahrungen mit Singen. Deswegen geht’s erstmal darum, zu vermitteln: Jeder ist hier willkommen. Wir singen nach dem Motto, es gibt keine Fehler, nur Variationen, das ist erstmal wichtig, so diese Haltung."
Wolfgang Bossinger sieht sich um. Es sind fast alle da. Er greift zur Gitarre.
Manche kommen schon seit neun Jahren, seit es diesen Chor gibt. Andere Patienten der Psychiatrischen und neurologischen Fachklinik sind neu hier und gewöhnen sich langsam an so viele Menschen im Raum. Man kommt sich nah.
Alle gehen im Kreis, singen ein israelisches Hochzeitslied, traditionellerweise sitzt ein Brautpaar in der Mitte, wird von den Gästen gesegnet. Hier dürfen sich Patienten in die Mitte setzen, und die guten Wünsche empfangen.
"Allerdings haben wir die Schwierigkeit, dass die Gruppe doch sehr groß ist, und dass es für Menschen, die frisch an der Klinik sind, und die sehr, sehr depressiv sind oder sehr, sehr krank, für die ist es manchmal zu viel Energie hier, zu viel Lebensfreude, weil man da einfach erschlagen wird."
Tatsächlich trauen sich nicht alle in die Mitte. Also bringt Wolfgang Bossinger den Patienten ein Heillied bei, das nicht ganz so hochdosiert ist.
"Dich schickt der Himmel, du bist ein Geschenk, mein Herz sagt danke, wenn ich an dich denk."
Hilfreich ist auch ein bisschen Bewegung
Die Texte sind einfach. Wer krank ist, oder psychisch belastet, kann sich nur wenig merken, sagt Wolfgang Bossinger. Hilfreich ist auch ein bisschen Bewegung. Bei diesem Lied gehen die Menschen aufeinander zu, drücken sich die Hand oder klopfen sich auf die Schultern. Auch Siegfried Mößner. Der 65-Jährige frühere Gärtnermeister war vor Jahren krank. Jetzt ist er gesund, kommt aber immer noch gerne.
"Da komm ich in einen guten Kontakt zu mir. Das ist eigentlich das erste, um freier und leichter zu werden. Letztendlich um klarer zu werden, und ich treff Leute, wo ich kenn, und sehr gut."
Viel wichtiger ist das Singen für Zlatka Varga. Die 51-Jährige hatte einen Herzstillstand, lag im Koma, ist seitdem schwerhörig, hat Tinnitus und chronische Schmerzen. Manchmal kann sie tagelang die Wohnung nicht verlassen, aber am Donnerstag mobilisiert sie alle Kräfte, um zum Singen zu kommen. Hier ist sie schmerzfrei.
"Natürlich kommen die Schmerzen nachher wieder. Aber ich weiß, ich hab so ne Zeit, oder ne Oase, wenn ich da bin, dann geht’s mir besser. Dann geht auch der Tinnitus ein bisschen zurück, der Stress, also dieser körperliche Stress, so wie innen und außen, außen und innen."
"Da komm ich in einen guten Kontakt zu mir. Das ist eigentlich das erste, um freier und leichter zu werden. Letztendlich um klarer zu werden, und ich treff Leute, wo ich kenn, und sehr gut."
Viel wichtiger ist das Singen für Zlatka Varga. Die 51-Jährige hatte einen Herzstillstand, lag im Koma, ist seitdem schwerhörig, hat Tinnitus und chronische Schmerzen. Manchmal kann sie tagelang die Wohnung nicht verlassen, aber am Donnerstag mobilisiert sie alle Kräfte, um zum Singen zu kommen. Hier ist sie schmerzfrei.
"Natürlich kommen die Schmerzen nachher wieder. Aber ich weiß, ich hab so ne Zeit, oder ne Oase, wenn ich da bin, dann geht’s mir besser. Dann geht auch der Tinnitus ein bisschen zurück, der Stress, also dieser körperliche Stress, so wie innen und außen, außen und innen."
Beim Singen passiert überall das gleiche
Zlatka Varga singt aus vollem Herzen – Lieder aus Afrika, aus Hawaii, Israel oder Indien. Auf der ganzen Erde passiert beim gemeinsamen Singen das gleiche, sagt Wolfgang Bossinger. Körpereigene Rhythmen fangen an, gemeinsam zu schwingen.
"Das konnten wir zeigen in Echtzeit. Wir haben sogenannte Tachogramme der Herzfrequenzen gemacht, wo man sehen konnte wie der Herzen plötzlich angefangen haben, zusammen zu schwingen."
Auch Atmung, Blutdruck, neuronale Netzwerke harmonisieren sich. So entsteht soziale Resonanz, sagt Bossinger. Und das aktiviert die Selbstheilungskräfte. Ein Effekt, der auch Ärzte und Geschäftsführer von Krankenhäusern beeindruckt hat, die in der Klinik Christophsbad als Patienten mitgesungen haben. Sie haben ihn ermutigt, die das Heilsingen nach außen zu tragen.
"Wir haben eigentlich viele offene Türen eingerannt mit der Sache. Und nach wie vor breitet sich das sehr, sehr schnell aus, und ich staune auch immer, wie viel Offenheit uns auch entgegenkommt."
Wolfgang Bossinger hat Liederbücher herausgegeben und bietet eine Weiterbildung an. Mittlerweile gibt es über 50 zertifizierte Krankenhäuser, Altersheime, oder andere Gesundheitseinrichtungen, in denen heilende Lieder gesungen werden. In Göppingen ist die Singstunde zu Ende, die Patienten ziehen ihre Jacken an, nehmen ihre Taschen. Die Lieder nehmen sie auch mit.
Zlatka Varga: "Ich wach dann auf, mit einem Lied vom Vortag und dann muss ich richtig grinsen und schmunzeln und denke aaahhh, ist das gut. Dann ist das so richtig Balsam für die Seele und ich flieg wie ein Engel aus dem Bett."
"Das konnten wir zeigen in Echtzeit. Wir haben sogenannte Tachogramme der Herzfrequenzen gemacht, wo man sehen konnte wie der Herzen plötzlich angefangen haben, zusammen zu schwingen."
Auch Atmung, Blutdruck, neuronale Netzwerke harmonisieren sich. So entsteht soziale Resonanz, sagt Bossinger. Und das aktiviert die Selbstheilungskräfte. Ein Effekt, der auch Ärzte und Geschäftsführer von Krankenhäusern beeindruckt hat, die in der Klinik Christophsbad als Patienten mitgesungen haben. Sie haben ihn ermutigt, die das Heilsingen nach außen zu tragen.
"Wir haben eigentlich viele offene Türen eingerannt mit der Sache. Und nach wie vor breitet sich das sehr, sehr schnell aus, und ich staune auch immer, wie viel Offenheit uns auch entgegenkommt."
Wolfgang Bossinger hat Liederbücher herausgegeben und bietet eine Weiterbildung an. Mittlerweile gibt es über 50 zertifizierte Krankenhäuser, Altersheime, oder andere Gesundheitseinrichtungen, in denen heilende Lieder gesungen werden. In Göppingen ist die Singstunde zu Ende, die Patienten ziehen ihre Jacken an, nehmen ihre Taschen. Die Lieder nehmen sie auch mit.
Zlatka Varga: "Ich wach dann auf, mit einem Lied vom Vortag und dann muss ich richtig grinsen und schmunzeln und denke aaahhh, ist das gut. Dann ist das so richtig Balsam für die Seele und ich flieg wie ein Engel aus dem Bett."