Karl-Josef Kuschel: Die Bibel im Koran. Grundlagen für das interreligiöse Gespräch
Patmos-Verlag, 666 Seiten, 49 Euro
Wie Christen den Koran verstehen können
Nichtmuslimische Leser tun sich mit der Lektüre des Koran oft schwer. Mit seinem neuen Buch schlägt der Theologe Karl-Josef Kuschel eine Brücke zum besseren Verständnis zwischen den Religionen.
Nichtmuslimischen Lesern gilt der Koran oft als unverständlich, weil seine Suren selten Geschichten linear erzählen, sondern zahlreiche Sprünge und Anspielungen enthalten, die vieles vorauszusetzen scheinen. Auch Christen, die um einen echten interreligiösen Austausch bemüht sind, bleibt dieser zentrale Text häufig verschlossen. Der katholische Theologe Karl-Josef Kuschel wendet sich mit seinem Buch "Die Bibel im Koran. Grundlagen für das interreligiöse Gespräch" besonders an dialogwillige Nichtexperten und versucht, ein besseres Verständnis des Koran zu ermöglichen, indem er neueste Forschungsergebnisse zu diesem spätantiken Text mit Einblicken in islamische Theologie verbindet.
Wie sehr es ihm bei aller Textarbeit um das gegenwärtige Brückenbauen zwischen realen Menschen geht, zeigt Kuschel mit der ausführlichen Wiedergabe einer Begegnung zwischen dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt und dem ägyptischen Präsidenten Anwar Sadat. Die beiden kommen zu dem Schluss, dass die Geistlichen das Gemeinsame zwischen den Religionen viel zu oft verschweigen. Gegen diese "verweigerte Aufklärung" tritt Kuschel an und stellt biblische und koranische Erzählungen von Adam, Noah, Joseph und Jesus nebeneinander. Dabei zeigt er nicht nur textliche, sondern auch zahlreiche theologische Parallelen auf, ohne die Unterschiede kleinzureden.
Eine Leseprobe
"Ein Blick in die Geschichte zeigt denn auch, dass man die Heiligen Schriften jahrhundertelang nicht miteinander, sondern gegeneinander gelesen hat. Mit Selbstprofilierungsinteressen auf Kosten der je Anderen, mit Übertrumpfungsgelüsten und -strategien: Du glaubst an Deine Religion, ich an die wahre. Das darf man weder verharmlosen noch gar ignorieren. Die Dämonen der Vergangenheit leben noch. Immer noch werden die Heiligen Schriften und die normativen Traditionen so ausgelegt, dass man die Welt spaltet in die eine wahre Religion und die vielen irrigen, falschen Religionen. Exklusivitätsanspruch ist eine Konstante auf allen Seiten." (S.58)
Eine Leseprobe
"Ein Blick in die Geschichte zeigt denn auch, dass man die Heiligen Schriften jahrhundertelang nicht miteinander, sondern gegeneinander gelesen hat. Mit Selbstprofilierungsinteressen auf Kosten der je Anderen, mit Übertrumpfungsgelüsten und -strategien: Du glaubst an Deine Religion, ich an die wahre. Das darf man weder verharmlosen noch gar ignorieren. Die Dämonen der Vergangenheit leben noch. Immer noch werden die Heiligen Schriften und die normativen Traditionen so ausgelegt, dass man die Welt spaltet in die eine wahre Religion und die vielen irrigen, falschen Religionen. Exklusivitätsanspruch ist eine Konstante auf allen Seiten." (S.58)