Die Blu-ray Disc hat gewonnen

Von Manfred Kloiber |
Zwei Systeme der Firmen Sony und Toshiba haben um die Kunden gebuhlt, um die DVD mit einer neuen Generation von Datenträgern mit noch höherer Speicherkapazität abzulösen. Am Dienstag hat Toshiba nun bekanntgegeben, die Entwicklung seiner HD-DVD Produkte einzustellen. Den Kunden erleichtert dies die Kaufentscheidung.
Gestern hat der japanische Elektronik-Hersteller Toshiba bekannt gegeben, die Entwicklung und Fertigung seiner HD-DVD Produkte einzustellen. Bei HD-DVD geht es um die Nachfolge der bislang bekannten DVD. Die soll durch eine neue Generation noch höhere Speicherkapazität bekommen, damit man darauf auch Spielfilme in der hochauflösenden HDTV unterbringen kann. Zwei Systeme haben um die Gunst der Kunden gebuhlt – Blu-ray und HD-DVD. Hinter Blu-ray steht maßgeblich der Sony-Konzern und hinter HD-DVD Toshiba, der nun einen Rückzieher machte.

Die Marketingschlacht der beiden Systeme lief gerade in der letzten Zeit auf vollen Touren. Dabei ging es darum, möglichst viele Filmstudios in Hollywood hinter einem System zu versammeln. Dieser Prozess war wohl bislang auch immer mit finanziellen Zusagen der Systemführer verbunden. Im letzten Monat hatte sich mit Warner noch eines der größten Studios auf die Blu-ray-Seite geschlagen. Bei Toshiba hat man sich wohl geschlagen gegeben und HD-DVD beerdigt.

War denn die Entscheidung des Toshiba-Managements richtig, den Ausstieg aus dem System HD-DVD zu verkünden?

Richtig oder falsch, das muss die Zukunft zeigen. Der Elektronik-Industrie jedenfalls wird diese Entscheidung helfen. Denn der Streit zwischen HD-DVD und Blu-ray hat den Konsumenten vor eine fast unlösbare Aufgabe gestellt: Nämlich sich für eines von zwei technisch fast gleichwertigen Systemen entscheiden zu müssen. Beide Formate haben sich ja so entwickelt, dass sie das Potenzial hätten, die Speicherkapazität auf bis zu 100 GigaByte zukunftssicher auszubauen. Aktuell liegt sie bei beiden Systeme mit Multi-Layer-Scheiben bei rund 50 Gigabyte – genug für einen Spielfilm in voller HDTV-Auflösung von je 1920 Punkten in 1080 Zeilen. Beide Systeme können die Informationen auf mehreren Schichten innerhalb der Plastikscheibe speichern. Der Lichtstrahl des 405 nm Lasers wird dann jeweils auf einer der Schichten fokussiert. Blu-ray schafft die 50 Gigabyte in zwei Schichten, HD-DVD benötigt drei dazu.

Die Unterschiede sind also für den Kunden eigentlich egal. Aber für jeden eigentlich Kaufwilligen war klar, dass eines der beiden Systeme früher oder später verschwinden wird – nur welches, das war bislang das große Rätsel. Das Entscheidungsrisiko aber wollte kaum ein Videofan eingehen, zumal die High-Definition-Player ja noch teuer sind. Da waren leicht 300 bis 400 Euro in den Sand gesetzt. Die Kaufzurückhaltung wird jetzt durch diese Entscheidung ein Ende haben. Der Markt kann sich nun mit voller Kraft entwickeln, so lange noch Zeit dafür ist.

Ist denn eine Silberscheibe, auch wenn sie jetzt noch mehr Daten fassen kann, überhaupt noch das richtige Medium für Videos?

Darüber streiten sich die Experten, ob es überhaupt noch Sinn macht, ein neues Speicherverfahren für Videos in hochauflösender Qualität an den Markt zu bringen. Wichtigstes Argument dagegen: Hochauflösende Filme in HDTV-Qualität kann man sich eigentlich auch aus dem Internet herunterladen, sprich, sie online einkaufen und dann auf der eigenen Festplatte speichern. Das aber stimmt sicherlich für die Zukunft – momentan jedoch ist es aber kaum praktikabel, einen Spielfilm in HD-Qualität zu laden. Mit einem gängigen 6 Megabit pro Sekunde DSL-Anschluss würde es Stunden dauern, bis der Film nach dem Bezahlen endlich auf dem heimischen PC gelandet wäre. Zwar deutet sich selbst im drahtlosen Internet per Mobilfunk eine dramatische Geschwindigkeitserhöhung an, aber bis die Internetübertragung mit einem festen Datenträger auch wirtschaftlich ernsthaft konkurrieren kann, wird es sicher noch drei, vier Jahre dauern.

Das heißt also, dass den Herstellern von Blu-ray-Playern und Recordern nur wenig Zeit bleibt, den Markt zu entwickeln?

Ja genau, das ist wohl das eigentliche Problem, mit dem sich auch die Strategen bei Toshiba herumgeschlagen haben – sie haben die Notbremse gezogen, um rechtzeitig noch wenigstens ein System auf den Markt bringen zu können, auch wenn es nicht ihres ist. Der Zeitraum, in der die Internet-Übertragung noch keine richtige Konkurrenz macht, der ist knapp bemessen.

Welche Rolle spielen denn noch andere Speicherverfahren?

Die bescheren zusätzlichen Druck, denn die Preise zum Beispiel für Flash- oder Nand-Speicher – so wie sie in den digitalen Fotokameras eingesetzt werden - verfallen Tag für Tag. Und schon bald erreichen auch diese Technologien preislich und was die Kapazität angeht Größenordnungen, die mit Blu-ray konkurrieren können. Und die neuen Speichermedien haben einen sehr großen Vorteil: Sie sind Festkörperspeicher, bei denen sich nichts bewegt. Um sie beschreiben und lesen zu können, benötigt man nur Elektronik und keine teuren Laufwerke.