Die Brüder Emerson
Für Jahrzehnte war die Schallplatte verschollen, die die US-amerikanischen Farmersöhne Donnie und Joe Emerson 1979 aufgenommen hatten. Ein Blogger fand den Schatz und verhilft der Hommage an den Soul Detroits zu spätem Ruhm.
An den Tag, an dem Donnie Emerson das Glück ereilt, erinnert er sich heute noch genau. "Daddy", rief seine Tochter, "Onkel Joey und du – ihr seit im Internet". Kurz darauf hätte das Telefon bei Familie Emerson nicht mehr still gestanden. Und irgendwann schlussendlich rief auch ein Plattenboss an. Eine Band, die Dank dem Internet zu plötzlicher Berühmtheit gelangt? Nicht ungewöhnlich in diesen Zeiten. Aber mit einem Album aus einem Antiquitätenladen?
Die Geschichte beginnt Ende der 1970er Jahre, im äußersten Nordwesten der USA. 500 Hektar bewirtschaftete Vater Don Emerson damals am Rande der Kleinstadt Fruitland.
Don Emerson: "Ich erlebte, wie Donnie und Joe jeden Tag ein oder oder zwei Songs schrieben. Und dennoch waren sie fleißige Farmersöhne. Sie hatten eben diesen Traum Musik zu machen. Man konnte nur mit dem Kopf schütteln."
Einen Plattenladen hätte ihre kaum 800 Seelen zählende Gemeinde nie gehabt, erinnert sich sein Sohn Donnie Emerson.
"Wir hatten einen Traktor, mit einem Radio an Bord. Wenn ich damit stundenlang die Felder bestellte, hörte ich diese Musik von Hall & Oates, Smokey Robinson oder Marvin Gaye – und träumte von einer solchen Karriere."
Don Emerson verkaufte einen Großteil seines Landes und schenkte seinen Söhnen ein in einer Holzhütte untergebrachtes Musikstudio im Wert von rund 100 000 Dollar. In der Abgeschiedenheit des US-Bundesstaates Washington nahmen Donnie und Joe Emerson so Tonspur um Tonspur "Dreamin' Wild" auf und ließen einige Exemplare davon pressen – ein Album, von dem die Welt jedoch keine Notiz nimmt.
Donnie Emerson: "”Du denkst: Wow, was haben wir für ein Album aufgenommen? Irgendwann klingelt sicher das Telefon und ein Plattenboss ist in der Leitung. Aber es rief niemand an.""
Die Jahre gehen ins Land. Joe arbeitet weiter auf der Farm, während Donnie sich mit seiner Frau Nancy als Countrymusiker verdingt. Bei diesem spärlichen Ruhm wäre es wohl geblieben. Doch dann entdeckte vor rund zwei Jahren der Musikliebhaber Jack Fleischer "Dreamin' Wild" in einem Antiquitätenladen – und schwärmte in seinem Blog "Out of the Bubbling Dusk" davon. Kleiner Eintrag, große Wirkung: Rasch macht seine Entdeckung im Netz die Runde. Auf zahlreichen Blogs finden sich Coverversionen unterschiedlichster Couleur. Und auch namhafte Künstler und Labels nehmen diese Hommage an den Soul Detroits in ihr Repertoire auf. Darunter Ariel Pink, ein exzentrischer Liedermacher aus Los Angelos, der auf seinem aktuellen Album "Mature Themes" zwei Huldigungen an die Gebrüder Emerson versammelt.
Aber auch Matt Sullivan, der mit seinem in Seattle beheimateten Plattenlabel "Light In The Attic" bereits so manch verschollenen Schatz der Musikgeschichte gehoben hat. Mit 33 Jahren Verspätung erscheint so das Debüt der Gebrüder Emerson. Kurz zuvor lanciert Sullivan auf dem Videoportal Vimeo eine Dokumentation über die fantastische Geschichte des Albums. Das Interesse seither ist denn auch überwältigend. Zuerst feierte das Online-Musikmagazin Pitchfork die Entdeckung, später auch die britische Musikzeitschrift Mojo oder die New York Times.
Joe Emerson: "Sieht großartig aus. Das sollten wir bei unserem Auftritt unbedingt wieder tragen. Das waren die guten alten Zeiten."
Joe Emerson streicht behutsam über den weiß glitzernden Nylonanzug mit dem Stehkragen, den beide auf dem Cover ihres Albums tragen. Mitte Oktober 2012 war es dann so weit: Donnie und Joe Emerson gaben in Seattle ihr erstes gemeinsames Konzert.
Zur Feier des Tages legte das Label auch eine für das Jahr 1979 typische Kassettenedition von "Dreamin' Wild" auf, die freilich ganz zeitgemäß über den Kurznachrichtendienst Twitter beworben wurde. Und Donnie und Joe Emerson haben nach ihrem Bekunden für die Zukunft schon weitere hochfliegende Pläne. Im Backstageraum verfolgte derweil die restliche Familie Emerson voll Stolz den Auftritt ihrer Sprösslinge.
Vater Don Emerson: "Ich gehöre zu der Sorte Mensch, die immer versuchen ihre Kinder zu unterstützen. Ich habe immer an ihre Sache geglaubt."
Solch Zutrauen liegt offenbar im Blut. Donnie und Joe Emersons Urgroßonkel ist mit dem im 19. Jahrhundert lebenden Ralph Waldo Emerson einer der bedeutendsten US-amerikanischen Philosophen und Reformatoren. Wahres Glück konnte für ihn nur finden, wer zuvor so richtig scheitert. Mit der Entdeckung von "Dreamin' Wild" scheinen Donnie und Joe Emerson nun ihr spätes Glück gefunden zu haben. Wie schrieb das Online- Musikmagazin Pitchfork? "Dreamin' Wild' ist ein göttliches Werk". Ohne den Beitrag des Bloggers Jack Fleischer würde es allerdings wohl noch immer auf seine Entdeckung warten.
Die Geschichte beginnt Ende der 1970er Jahre, im äußersten Nordwesten der USA. 500 Hektar bewirtschaftete Vater Don Emerson damals am Rande der Kleinstadt Fruitland.
Don Emerson: "Ich erlebte, wie Donnie und Joe jeden Tag ein oder oder zwei Songs schrieben. Und dennoch waren sie fleißige Farmersöhne. Sie hatten eben diesen Traum Musik zu machen. Man konnte nur mit dem Kopf schütteln."
Einen Plattenladen hätte ihre kaum 800 Seelen zählende Gemeinde nie gehabt, erinnert sich sein Sohn Donnie Emerson.
"Wir hatten einen Traktor, mit einem Radio an Bord. Wenn ich damit stundenlang die Felder bestellte, hörte ich diese Musik von Hall & Oates, Smokey Robinson oder Marvin Gaye – und träumte von einer solchen Karriere."
Don Emerson verkaufte einen Großteil seines Landes und schenkte seinen Söhnen ein in einer Holzhütte untergebrachtes Musikstudio im Wert von rund 100 000 Dollar. In der Abgeschiedenheit des US-Bundesstaates Washington nahmen Donnie und Joe Emerson so Tonspur um Tonspur "Dreamin' Wild" auf und ließen einige Exemplare davon pressen – ein Album, von dem die Welt jedoch keine Notiz nimmt.
Donnie Emerson: "”Du denkst: Wow, was haben wir für ein Album aufgenommen? Irgendwann klingelt sicher das Telefon und ein Plattenboss ist in der Leitung. Aber es rief niemand an.""
Die Jahre gehen ins Land. Joe arbeitet weiter auf der Farm, während Donnie sich mit seiner Frau Nancy als Countrymusiker verdingt. Bei diesem spärlichen Ruhm wäre es wohl geblieben. Doch dann entdeckte vor rund zwei Jahren der Musikliebhaber Jack Fleischer "Dreamin' Wild" in einem Antiquitätenladen – und schwärmte in seinem Blog "Out of the Bubbling Dusk" davon. Kleiner Eintrag, große Wirkung: Rasch macht seine Entdeckung im Netz die Runde. Auf zahlreichen Blogs finden sich Coverversionen unterschiedlichster Couleur. Und auch namhafte Künstler und Labels nehmen diese Hommage an den Soul Detroits in ihr Repertoire auf. Darunter Ariel Pink, ein exzentrischer Liedermacher aus Los Angelos, der auf seinem aktuellen Album "Mature Themes" zwei Huldigungen an die Gebrüder Emerson versammelt.
Aber auch Matt Sullivan, der mit seinem in Seattle beheimateten Plattenlabel "Light In The Attic" bereits so manch verschollenen Schatz der Musikgeschichte gehoben hat. Mit 33 Jahren Verspätung erscheint so das Debüt der Gebrüder Emerson. Kurz zuvor lanciert Sullivan auf dem Videoportal Vimeo eine Dokumentation über die fantastische Geschichte des Albums. Das Interesse seither ist denn auch überwältigend. Zuerst feierte das Online-Musikmagazin Pitchfork die Entdeckung, später auch die britische Musikzeitschrift Mojo oder die New York Times.
Joe Emerson: "Sieht großartig aus. Das sollten wir bei unserem Auftritt unbedingt wieder tragen. Das waren die guten alten Zeiten."
Joe Emerson streicht behutsam über den weiß glitzernden Nylonanzug mit dem Stehkragen, den beide auf dem Cover ihres Albums tragen. Mitte Oktober 2012 war es dann so weit: Donnie und Joe Emerson gaben in Seattle ihr erstes gemeinsames Konzert.
Zur Feier des Tages legte das Label auch eine für das Jahr 1979 typische Kassettenedition von "Dreamin' Wild" auf, die freilich ganz zeitgemäß über den Kurznachrichtendienst Twitter beworben wurde. Und Donnie und Joe Emerson haben nach ihrem Bekunden für die Zukunft schon weitere hochfliegende Pläne. Im Backstageraum verfolgte derweil die restliche Familie Emerson voll Stolz den Auftritt ihrer Sprösslinge.
Vater Don Emerson: "Ich gehöre zu der Sorte Mensch, die immer versuchen ihre Kinder zu unterstützen. Ich habe immer an ihre Sache geglaubt."
Solch Zutrauen liegt offenbar im Blut. Donnie und Joe Emersons Urgroßonkel ist mit dem im 19. Jahrhundert lebenden Ralph Waldo Emerson einer der bedeutendsten US-amerikanischen Philosophen und Reformatoren. Wahres Glück konnte für ihn nur finden, wer zuvor so richtig scheitert. Mit der Entdeckung von "Dreamin' Wild" scheinen Donnie und Joe Emerson nun ihr spätes Glück gefunden zu haben. Wie schrieb das Online- Musikmagazin Pitchfork? "Dreamin' Wild' ist ein göttliches Werk". Ohne den Beitrag des Bloggers Jack Fleischer würde es allerdings wohl noch immer auf seine Entdeckung warten.