Das vergessene Geld hinter der Tapete
Das Geld lagert in Schränken oder ist in Gardinen eingenäht: Immer noch finden viele Bundesbürger D-Mark-Bestände. In die Berliner Bundesbank-Filiale kommen täglich bis zu 70 Kunden zum Umtausch - und erzählen dabei auch kuriose Geschichten.
Manfred Etourno ist kürzlich umgezogen. Dafür musste der Berliner Rentner seine Schrankwand ausräumen – samt zahlreichen verstaubten Bierkrügen.
„Naja, ich war schon verwundert, dass der Bierkrug denn so schwer war, und dann wusste man, da muss ja irgendetwas drin sein!“
Und zwar tausende vergessene Pfennige! So steht der ehemalige Polizist nun mit seinem Schnauzbart, seinen roten Hosen und seinen weißen Schuhen in der Berliner Bundesbankfiliale - und zieht eine Wartemarke. Seine Fundstücke hat der 72-Jährige in einer Penny-Plastiktüte dabei. Was die wohl wiegt? Der Arm des Reporters sackt nach unten. Geschätzte vier Kilo Kupfer und Messing.
„Ich kann ja mal zeigen, das ist noch so ein Sack hier, meistens Groschen, vielleicht 50 Mark … äh 50 Euro vielleicht.“
Die für den Autokauf gesparte D-Mark
Andreas Klose, der Leiter der Berliner Bundesbank-Filiale, zählt jeden Tag bis zu 70 Kunden, die die alte Währung umrubeln wollen. Kürzlich tauchte ein Kunde auf, der einen fünfstelligen D-Mark-Betrag gefunden hatte - hinter seiner Schlafzimmertapete, so erzählt Klose:
„Der Mann sagte, er hatte das Geld heimlich gespart, er wollte ein Auto kaufen und hatte das hinter der Schlafzimmertapete vergessen. Dann kam es doch nicht zum Autokauf, er hat auch das Geld dann vergessen und als er dann neu das Schlafzimmer eingerichtet hat, hatten sie dann unverhofft einen großen D-Mark-Betrag gehabt. Also solche kuriosen Geschichten erleben wir dann halt öfters.“
Viele „markige“ Schätze werden bei Wohnungsauflösungen gefunden – in Arzneischränken, Blumenkästen oder - eingenäht – in Gardinen, hat Klose erfahren:.
„Ja, das ist dann viel bei Älteren, die dann auch als Schutz vor Einbrechern sich originelle Verstecke ausdenken.“
Viele Geschäfte runden zu Ungunsten der Käufer auf
Nicht nur die Bundesbank, auch große Ketten wie C&A - sowie bestimmte Einzelhändler - nehmen noch D-Mark an. Banker Klose, ein Pfennigfuchser, warnt: Während sein Haus weiterhin zum offiziellen Einführungskurs von 1:1,95583 umtausche, rundeten viele Geschäfte zu Ungunsten des Kunden auf: ein Euro gleich zwei D-Mark.
„Ja, dann würde man Minus machen.“
Torsten Meyer hat in seiner Schublade 15 D-Mark gefunden und sie zur Bundesbank gebracht. Der 53-Jährige Mobilfunkangestellte geizt aber mit Freudenausbrüchen: Denn nach dem Ziehen der Wartenummer musste er einen Sicherheitsraum betreten, dann Begutachtung und Zählen des Geldes erdulden, schließlich zwei Belege in Empfang nehmen – bis er 7,66 Euro erhielt.
„Ne, Bürokratie ohne Ende! Der Laie würde denken, man möchte gar nicht, dass umgetauscht wird. Ist ja auch gut! Je mehr D-Mark irgendwo vergammelt, was Besseres kann natürlich diesem Staat nicht passieren!“