Honig für eine bessere Welt
Es summt und brummt am Bundestag. Bärbel Höhn von den Grünen und Martin Burkert von der SPD hatten dort einen Bienenstock aufgestellt. Der Honig der Bundestagsbienen schmecke aber nicht nur "super", damit soll auch auf die bedrohten Insekten hingewiesen werden.
Im Zentrum der Macht, rund um den Bundestag in Berlin, summen seit Wochen vermehrt Bienen. Im April hatten Bärbel Höhn, stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, und der SPD-Verkehrsexperte Martin Burkert einen Bienenstock mit 50.000 Bienen dort aufstellen lassen. Jetzt wurde der Sommerhonig geschleudert.
Und dieser Honig sei "super", sagte Bärbel Höhn im Deutschlandradio Kultur. Es wäre auch viel mehr gesammelt worden, als zunächst erhofft wurde. Es handele sich dabei um einen Lindenblütenhonig, den die Bienen Unter den Linden gesammelt hätten. Der erste offizielle Bundestagshonig soll später unter dem Namen "Bundestagsblüte" den Bundestagsabgeordneten und ihren Mitarbeitern angeboten werden und im Bundestagsshop verkauft werden.
"Der Geschmack ist super. Wir werden so kleine Gläschen machen," sagte Höhn. Mit dem Erlös soll ein Bienenprojekt unterstützt werden.
Bedrohte Insekten
Mit der Aktion soll aber vor allem auch darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Bienen und andere Insekten in Deutschland bedroht sind. Das sei auch der eigentliche Grund dafür gewesen, dass der Bienenstock am Bundestag aufgestellt wurde, sagte Bärbel Höhn.
"Es ist einfach so, dass in den ausgeräumten Landschaften, auch über die Monokulturen, die Bienen, zumindest zeitweise, viel zu wenig Nahrung finden. Dann kommt noch der hohe Pestizideinsatz dazu. Das sind vor allem die Neonicotinoide, die den Bienen zu schaffen machen. Obwohl die momentan auf EU-Ebene ausgesetzt sind, also verboten sind, sollen sie beschränkt aber wieder zugelassen werden. Da will auch das Bundeslandwirtschaftsministerium leider mitmachen. Und wir wollen eigentlich eine Kampagne machen, dass man genau diese Neonics nicht wieder zulässt."
Im Januar habe es im Umweltausschuss ein Fachgespräch mit Experten aus Nordrhein-Westfalen gegeben. Diese hätten Insektenfallen aufgebaut und damit hätten sie ermittelt, dass in den letzten 30 Jahren 80 Prozent der Insektenmasse weniger vorhanden sei als früher, und dass 20 Prozent der Arten ausgestorben seien. Das seien nicht nur Bienen, sondern auch viele andere Insekten, so Höhn.
"Deshalb verlieren wir da Biodiversität. Wir verlieren dann ja auch an Vögeln, wenn die nichts mehr zu fressen haben. Aber wir haben auch eine schlechtere Bestäubungsleistung."
Diese Entwicklung laufe jedoch nie linear ab, sondern in Wellen, sagte Bärbel Höhn.
Den Bienen geht es in den Städten besser, als auf dem Land
"Aber der Trend ist eben entscheidend. Was wir aber sehen, dass es den Bienen in den Städten mittlerweile offensichtlich besser geht, als den Bienen auf dem Land. Also das heißt, auch der Honig hat da eine sehr gute Qualität, weil in den Städten viel weniger Pestizide eingesetzt werden und weil die Blütenpflanzen vielfältiger sind in den Städten und es ist das Erfreuliche, dass auch immer mehr junge Leute anfangen, zu imkern oder auch anfangen, Bienenvölker zu halten. Das heißt, da ändert sich noch was. Es werden mehr Bienenvölker in den Städten gehalten."
Trotzdem müsse man auch an die Landwirtschaft ran, sagte Höhn. "Dieser große Insektenverlust im ländlichen Raum, der ist nicht hinzunehmen."