Die Deutschen sind zu dick

Von Anja Herr |
Deutschland liegt in Sachen Übergewicht mit den USA gleichauf. Dies will eine internationale Studie ermittelt haben. Demnach sind mehr als die Hälfte aller Deutschen übergewichtig oder fettleibig. Ein <papaya:addon addon="d53447f5fcd08d70e2f9158d31e5db71" article="201109" text="&quot;Aktionsplan Ernährung&quot;" alternative_text="&quot;Aktionsplan Ernährung&quot;" /> soll nun Abhilfe schaffen. Ähnliche Initiativen verliefen bislang ohne Erfolg.
Zwei Drittel der Deutschen sind übergewichtig oder fettleibig, drei Viertel der deutschen Männer und knapp drei Fünftel der Frauen hätten deutlich zuviel auf den Rippen, so das heiß diskutierte Ergebnis einer Studie der International Association for the Study of Obesity (IASO). Und damit nicht genug: Im globalen Vergleich liege Deutschland in Sachen Übergewicht nun mit den USA gleichauf, so die Studie weiter.

Zwar bemängeln inzwischen Kritiker wie das deutsche Robert Koch-Institut die Machart der Untersuchung: Es sei fraglich, ob die in der Studie verwendeten Datensätze vergleichbar seien. Denn in einigen Ländern waren die Menschen gewogen und gemessen worden, in anderen wurden sie nur am Telefon über ihr Gewicht befragt. Bei einer eigenen Umfrage kam das Robert Koch-Institut zudem in Deutschland auf andere Zahlen: Nicht 75 Prozent, sondern – in Anführungszeichen – "nur" 67 Prozent der Männer seien demnach übergewichtig oder fettleibig. Bei den Frauen seien es statt 59 nur 54 Prozent. Dennoch: Ob ein paar Prozentpunkte mehr oder weniger: Das Problem ist in jedem Fall groß – und es wird immer größer.

Schon jetzt verursachen Krankheiten, die durch falsche Ernährung ausgelöst werden, jährlich rund 70 Milliarden Euro Kosten. So können zum Beispiel Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen Folgen von Übergewicht sein. Was tun? Die Bundesregierung hat gestern ein neunseitiges Eckpunktepapier für Gesunde Ernährung verabschiedet. In diesem "Aktionsplan Ernährung" setzt Verbraucherschutzminister Seehofer auf mehr Vorsorge und Aufklärung. In den Schulen müsse Ernährung eine größere Rolle spielen. Das Essen in Schulen, Firmenkantinen und Seniorenheimen solle gesünder werden. Außerdem will das Verbraucherministerium Kinder und Erwachsene zu mehr Bewegung animieren. So solle die Zahl übergewichtiger Kinder bis 2020 deutlich verringert werden.

Eine ähnliche Initiative hatte das Verbraucherministerium allerdings schon unter Seehofers Amtsvorgängerin Künast gestartet – weitgehend ohne Erfolg.

Das Gespräch zum Thema mit Johannes Hebebrand, Kinderpsychiater und Spezialist für Übergewicht, können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Player hören.
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