Die digitale Hemmung
Schüler recherchieren meist selbstverständlich im Internet für ihre Hausaufgaben. Lehrer dagegen tun sich immer noch schwer, Computer, Handys und andere Technik in den Unterricht zu integrieren. Auf der Bildungsmesse didacta gab es dann auch nur wenige eLearning-Angebote.
Das Gerät ist kaum größer als ein Handy. In Japan gehören sie heute schon zur Grundausstattung an den Schulen: Elektronische Wörterbücher, die eine Vielzahl von Fremdsprachen beherrschen. Lexika in Buchform haben in Japan ausgedient, sagt Günter Riegerl von "Casio":
"Wir setzen elektronische Wörterbücher ja bereits in Japan seit 20 Jahren ein. Mittlerweile gilt das in Japan als ein Standard-Tool, das hat also der Grundklässler bis hin zum Universitätsstudent immer bei sich."
Traditionelle Bücher geraten in vielen asiatischen Ländern mehr und mehr ins Hintertreffen. Südkorea zum Beispiel will bis 2015 alle Schulbücher komplett abschaffen. Welches Medium den größeren Lernerfolg bringt, ist aber immer noch umstritten. Studien hierzu sind rar und widersprüchlich. Ein klares Ergebnis zugunsten der Elektronik liefert die Uni Osnabrück. Dr. Petra Ludewig vom Institut für Kognitionswissenschaften verglich die Leistungen von 240 Schülern der achten Klasse im Englischunterricht. Die einen lernten mit dem Lexikon, die anderen mit dem elektronischen Wörterbuch.
"Wir hatten zum Beispiel hinterher beim Leseverstehen, dass die digitale Klasse sozusagen – mit den elektronischen Wörterbüchern – 30 Prozent mehr Leistung brachte. Ich persönlich glaube, dass die elektronischen Wörterbücher einfach attraktiver sind für die Schüler. Das geht schneller, so verlieren sie nicht so schnell die Lust. Und es ist auch sehr förderlich für das Leseverstehen."
Unterricht mit dem sogenannten "Whiteboard": Das sind riesige Monitore, ein interaktiver Tafelersatz vorne in der Klasse und mit einem Computer verbunden. Seit sechs Jahren arbeitet Gundel Döhner mit solchen elektronischen Tafeln im Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte, Oldenburg.
"Die Schüler selber sagen inzwischen, dass sie sehr viel mehr Gewinn haben aus dem Unterricht, weil sie einfach einen zusätzlichen Kanal haben. Alles ist für den Schüler visualisiert."
Vorne an der Tafel schreiben die mitunter mehrfach behinderten Kinder mit ihren Fingern statt mit Kreide, denn Whiteboards registrieren, was auf der Oberfläche geschieht.
"Man kann das so einstellen, dass Kinder zum Beispiel mit einem Tennisball schreiben können. Die den Stift nicht gut halten können. Man kann Stifte nehmen. Man kann die Stifte unterschiedlich programmieren, dass sie dünn oder dick sind. Sie können mit der Hand auswischen, mit der ganzen Faust wischen, mit den Fingern verschieben. Das sind Dinge, an die sich Schüler auch ganz schnell gewöhnen, und sie lieben das."
Digitale Medien sind aber nicht automatisch überlegen, meinen die Fachleute. Nach Ansicht von Gundel Döhner kommt es vor allem darauf an, dass die elektronischen Möglichkeiten didaktisch auf die Bedürfnisse der Kinder abgestimmt werden. Beispiel Vorleseprogramme, für die sich Friedhelm Espeter vom Verband der Legastheniker stark macht: Seiner Meinung nach können Menschen mit einer Lese- und Rechtschreibschwäche erheblich profitieren:
"Die Möglichkeiten bei Vorlesesoftware sind zum einen, um Texte sich anzuhören, das entspricht Textverständnis, Texterkennen. Und eben auch zum Korrekturlesen. Also wenn man Texte geschrieben hat, kann man über das Hören grammatikalische Fehler wesentlich besser ausarbeiten, als wenn man sie liest – als Legastheniker."
Mit Intelligenz habe Legasthenie wenig zu tun. Friedhelm Expeter kennt viele Betroffene, die studieren, und sich schwierige wissenschaftliche Texte einfach vom Laptop vorlesen lassen. In Dänemark gehört der Laptop zur Grundausstattung aller Schüler. Für Legastheniker gibt’s ein Vorleseprogramm dazu. Davon sind die Schulen in Deutschland weit entfernt. Wenn es Computer gibt, dann sind sie häufig veraltet, schlecht gewartet oder defekt. Prof. Wilfried Hendricks, Direktor des Berliner Instituts für Bildung in der Informationsgesellschaft.
"Also ich finde, es gibt kein Argument gegen Digitalisierung von Lernmaterialien im weitesten Sinne. Das Problem, das im Moment offensichtlich vorhanden ist, ist dass die Anbieter von Lernmaterial – sagen wir von Schulbüchern – noch nicht so richtig wissen, wie sie im Internet Geld damit verdienen können. Wenn diese Frage gelöst wird, löst sich alles im Handumdrehen."
Tastatur statt Füllfederhalter - Bildschirm statt Buch: Wie Schülerinnen und Schüler in Zukunft lernen – analog oder digital – ist gegenwärtig unklar. Zumindest in Deutschland überwiegen die pädagogischen Fürsprecher für den traditionellen Unterricht mit Buch und Papier. Ganz entspannt geht Helga Hofmann vom Deutschen Bibliotheksverband an das Thema heran.
"Ich glaube, es wächst eine Generation heran, für die das Lesen am Bildschirm keinen großen Unterschied mehr macht zum Lesen einer Buchseite. Und welches Trägermedium verwendet wird, spielt vielleicht gar keine so große Rolle mehr. Das Internet ist ein Lesemedium. Von daher ist es keine Bedrohung für uns Bibliotheken."
"Digitale Medien sind kein Ersatz für das Buch", meint dagegen didacta-Präsident Professor Wassilios Fthenakis, warnt aber auch davor, Computer, iPads oder Smartphones zu verteufeln. Es sind wohl weniger die Schüler als vielmehr die Pädagogen, die ihre Linie bei diesem Thema noch finden müssen.
"Wir setzen elektronische Wörterbücher ja bereits in Japan seit 20 Jahren ein. Mittlerweile gilt das in Japan als ein Standard-Tool, das hat also der Grundklässler bis hin zum Universitätsstudent immer bei sich."
Traditionelle Bücher geraten in vielen asiatischen Ländern mehr und mehr ins Hintertreffen. Südkorea zum Beispiel will bis 2015 alle Schulbücher komplett abschaffen. Welches Medium den größeren Lernerfolg bringt, ist aber immer noch umstritten. Studien hierzu sind rar und widersprüchlich. Ein klares Ergebnis zugunsten der Elektronik liefert die Uni Osnabrück. Dr. Petra Ludewig vom Institut für Kognitionswissenschaften verglich die Leistungen von 240 Schülern der achten Klasse im Englischunterricht. Die einen lernten mit dem Lexikon, die anderen mit dem elektronischen Wörterbuch.
"Wir hatten zum Beispiel hinterher beim Leseverstehen, dass die digitale Klasse sozusagen – mit den elektronischen Wörterbüchern – 30 Prozent mehr Leistung brachte. Ich persönlich glaube, dass die elektronischen Wörterbücher einfach attraktiver sind für die Schüler. Das geht schneller, so verlieren sie nicht so schnell die Lust. Und es ist auch sehr förderlich für das Leseverstehen."
Unterricht mit dem sogenannten "Whiteboard": Das sind riesige Monitore, ein interaktiver Tafelersatz vorne in der Klasse und mit einem Computer verbunden. Seit sechs Jahren arbeitet Gundel Döhner mit solchen elektronischen Tafeln im Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte, Oldenburg.
"Die Schüler selber sagen inzwischen, dass sie sehr viel mehr Gewinn haben aus dem Unterricht, weil sie einfach einen zusätzlichen Kanal haben. Alles ist für den Schüler visualisiert."
Vorne an der Tafel schreiben die mitunter mehrfach behinderten Kinder mit ihren Fingern statt mit Kreide, denn Whiteboards registrieren, was auf der Oberfläche geschieht.
"Man kann das so einstellen, dass Kinder zum Beispiel mit einem Tennisball schreiben können. Die den Stift nicht gut halten können. Man kann Stifte nehmen. Man kann die Stifte unterschiedlich programmieren, dass sie dünn oder dick sind. Sie können mit der Hand auswischen, mit der ganzen Faust wischen, mit den Fingern verschieben. Das sind Dinge, an die sich Schüler auch ganz schnell gewöhnen, und sie lieben das."
Digitale Medien sind aber nicht automatisch überlegen, meinen die Fachleute. Nach Ansicht von Gundel Döhner kommt es vor allem darauf an, dass die elektronischen Möglichkeiten didaktisch auf die Bedürfnisse der Kinder abgestimmt werden. Beispiel Vorleseprogramme, für die sich Friedhelm Espeter vom Verband der Legastheniker stark macht: Seiner Meinung nach können Menschen mit einer Lese- und Rechtschreibschwäche erheblich profitieren:
"Die Möglichkeiten bei Vorlesesoftware sind zum einen, um Texte sich anzuhören, das entspricht Textverständnis, Texterkennen. Und eben auch zum Korrekturlesen. Also wenn man Texte geschrieben hat, kann man über das Hören grammatikalische Fehler wesentlich besser ausarbeiten, als wenn man sie liest – als Legastheniker."
Mit Intelligenz habe Legasthenie wenig zu tun. Friedhelm Expeter kennt viele Betroffene, die studieren, und sich schwierige wissenschaftliche Texte einfach vom Laptop vorlesen lassen. In Dänemark gehört der Laptop zur Grundausstattung aller Schüler. Für Legastheniker gibt’s ein Vorleseprogramm dazu. Davon sind die Schulen in Deutschland weit entfernt. Wenn es Computer gibt, dann sind sie häufig veraltet, schlecht gewartet oder defekt. Prof. Wilfried Hendricks, Direktor des Berliner Instituts für Bildung in der Informationsgesellschaft.
"Also ich finde, es gibt kein Argument gegen Digitalisierung von Lernmaterialien im weitesten Sinne. Das Problem, das im Moment offensichtlich vorhanden ist, ist dass die Anbieter von Lernmaterial – sagen wir von Schulbüchern – noch nicht so richtig wissen, wie sie im Internet Geld damit verdienen können. Wenn diese Frage gelöst wird, löst sich alles im Handumdrehen."
Tastatur statt Füllfederhalter - Bildschirm statt Buch: Wie Schülerinnen und Schüler in Zukunft lernen – analog oder digital – ist gegenwärtig unklar. Zumindest in Deutschland überwiegen die pädagogischen Fürsprecher für den traditionellen Unterricht mit Buch und Papier. Ganz entspannt geht Helga Hofmann vom Deutschen Bibliotheksverband an das Thema heran.
"Ich glaube, es wächst eine Generation heran, für die das Lesen am Bildschirm keinen großen Unterschied mehr macht zum Lesen einer Buchseite. Und welches Trägermedium verwendet wird, spielt vielleicht gar keine so große Rolle mehr. Das Internet ist ein Lesemedium. Von daher ist es keine Bedrohung für uns Bibliotheken."
"Digitale Medien sind kein Ersatz für das Buch", meint dagegen didacta-Präsident Professor Wassilios Fthenakis, warnt aber auch davor, Computer, iPads oder Smartphones zu verteufeln. Es sind wohl weniger die Schüler als vielmehr die Pädagogen, die ihre Linie bei diesem Thema noch finden müssen.