Flammende Seele
28:40 Minuten
Ethel Smyth, 1858 in England geboren, wollte schon als Kind Komponistin werden. Mit einem Hungerstreik brachte sie ihre Eltern dazu, ihr dies zu erlauben. Anders als viele ihrer Kolleginnen schrieb sie auch große Orchester- und Bühnenwerke.
Wenn es ein Wort gibt, das Ethel Smyth charakterisiert, dann ist es Leidenschaft. Sie liebte die Musik, das Leben - und die Frauen.
Schon als junges Mädchen verfolgt sie willensstark ihren Weg. Sie möchte Komponistin werden. Ein Wunsch, von dem nichts und niemand sie abbringen kann, auch nicht ihr Vater.
In einem Wutanfall ruft ihr der Generalmajor der Königlichen Artillerie zu, dass er sie lieber unter der Erde denn als Musikerin sehen will. Die Eltern halten sie für "unführbar" und schicken sie ins Internat.
Doch auch dies macht Ethel nicht gefügig. Mit einem Hungerstreik kann sie sich schließlich durchsetzen. Und so beginnt die Neunzehnjährige 1877, in ihrer Traumstadt Leipzig Musik zu studieren.
Musikstudium in Leipzig
Ethel Smyth ist fasziniert von der Stadt und ihrem regen Musikleben, sie trifft Johannes Brahms, Edward Grieg, Clara Schumann und Peter Tschaikowsky. Den Lehrbetrieb am Konservatorium hingegen findet sie verknöchert. Sie verlässt es nach einem Jahr, um Privatunterricht bei dem Komponisten Heinrich von Herzogenberg zu nehmen.
Neben dem Operneinakter "The Boatswains’s Mate" ist ihre Oper "The Wreckers" ("Strandrecht")ein großer Erfolg, auch jenseits des Ärmelkanals. 1907 in Leipzig uraufgeführt, gilt "The Wreckers" in Deutschland bis heute als ihr wichtigstes Bühnenwerk. Dem Libretto zugrunde liegt eine finstere Sage, die sie von Fischern aus Cornwall erzählt bekam.
Anführerin der Suffragetten
1910 wird Ethel Smyth die Ehrendoktorwürde für Musik an der Universität Durham verliehen. Im selben Jahr schließt sie sich der Suffragetten-Bewegung an, die für das Frauen-Wahlrecht kämpft. Sie komponiert mehrere Kampflieder, darunter einen "March of the Women", den die Suffragetten bei ihren Aufmärschen in den Straßen Londons schmettern.
Ihr Engagement brachte Ethel Smyth für ein paar Wochen hinter Gitter. Sie hatte einen Backstein durch das Fenster des Kolonialsekretärs geworfen. Der Dirigent Thomas Beecham besuchte sie im Gefängnis und wurde Zeuge einer ergreifenden Szene: Eine Gruppe von Frauen schritt zu Ethels Marsch den Gefängnishof auf und ab, während die Komponistin von ihrem Fenster aus den Takt mit ihrer Zahnbürste schlug.