Die Erde in einem Schulbuch
George Westermann wurde 1810 im Zentrum des deutschen Buchhandels in Leipzig geboren. Er absolvierte eine Buchhandelslehre und ging mit 17 nach Braunschweig, wo er 1838 den Westermann Verlag gründete. Zum Flaggschiff seines Hauses wurde der Diercke Weltatlas, der Schülern seitdem die Erde erklärt.
"Der passte nicht wirklich in die Schultasche, der war recht groß. - Wir haben ganz, ganz oft die Vereinigten Staaten von Amerika aus dem Ding abpausen müssen, weil wir die dann auswendig lernen mussten. - Es soll unter den Schülern die Parole bekannt gewesen sein, schlag nach bei Duden, schlag zu mit Diercke."
Als Nachschlagewerk von respekteinflößendem Ausmaß und Inhalt gleichermaßen soll der Diercke Weltatlas seit 130 Jahren Schülern die Erde erklären. Mit weit über 300 Auflagen ist er das Flaggschiff des Braunschweiger Westermann Verlags, dessen Gründer am 21. Mai 1838 im Börsenblatt des Deutschen Buchhandels bekanntgab:
"Indem ich mich hiermit in den Kreis meiner achtbaren Herren Collegen einführe, empfehle ich mein mit allen Erfordernissen versehenes Etablissement Ihrem günstigen Wohlwollen … und ersuche Sie, sich für meine Unternehmungen … zu interessieren."
Diese Unternehmungen waren zunächst nicht die Herstellung von Landkarten, sondern die Veröffentlichung von Romanen englischer Literaten. Auf seinen Wanderjahren hatte der junge Verlagskaufmann Georg, oder, wie er sich später nannte, George Westermann in England die Werke von Charles Dickens gelesen. Er war fasziniert von der englischen Kultur und Industrie und beschloss, in Deutschland einen eigenen Verlag mit großen Hallen für Druckmaschinen aufzubauen. Als erstes Buch veröffentlichte er in deutscher Übersetzung den Roman "Nicholas Nickleby" von Charles Dickens. Es folgten Werke von Jonathan Swift, Henry Fielding und Laurence Sterne. Westermann begründete mit ihnen eine neuartige "Romanbibliothek des Auslands" und nahm als erster Verleger französische Wörterbücher in sein Programm auf. 1856 etablierte er erfolgreich eine neue Kulturzeitschrift, die 131 Jahre lang erschien: "Westermanns Monatshefte".
"Sie wollen durch Belehrung unterhalten und durch Unterhaltung belehren und all so Bildung und Wissen, und zwar in volkstümlicher Weise dem allgemeinen Verständnis zugänglich machen. … Wir werden mit kurzen Worten die Bildung popularisieren."
Für die Monatshefte engagierte der Westermann Verlag bekannte Literaten wie Friedrich Hebbel, Theodor Storm, Theodor Fontane, Paul Heyse oder Marie von Ebner Eschenbach. Renommierte Autoren aus unterschiedlichen Fachbereichen erklärten einer bildungshungrigen Leserschaft die Errungenschaften der Telefontechnik, des Eisenbahnbaus oder der Dampfschifffahrt. Ständig auf der Suche nach neuen Märkten kam Westermann auf die Idee, einen Atlas von Nordamerika herauszugeben, zugeschnitten auf die Probleme deutschsprachiger Einwanderer. Mitte des 19. Jahrhunderts baute er mit dem Lehrer Carl Diercke ein Monopol für Wandkarten und Atlanten auf. Diercke revolutionierte die Kartografie. Er färbte hohe Berge dunkelbraun und die Ozeane je nach Tiefe hell bis kräftig blau. Damit machte er die Atlanten seines Verlegers auf einzigartige Weise anschaulich, begründet die Kulturwissenschaftlerin Heike Schlichting deren Erfolg.
"Er ist abgekommen von den rein politischen Karten, die üblich waren, hat sich auf die naturräumliche Gliederung konzentriert, hat den Meridian von Greenwich eingeführt, ein einheitliches Metermaß und vor allen Dingen auch sehr viele thematische Nebenkarten entwickelt."
Der Lehrer und Schriftsteller Walter Kempowski feierte den Westermann Verlag noch 1988 als Symbol für fortschrittliche Pädagogik.
"Seit über 100 Jahren ist kein Lehrer denkbar, der ohne Publikationen aus diesem Verlag ausgekommen wäre. Die bekannten schwarz-gelben ‚Pädagogischen Beiträge‘ lagen in jedem Lehrerzimmer aus und manche ‚Präparationen‘ aus dieser Monatsschrift hat geängstigten Junglehrern zu glanzvollen Schulratsbesuchen verholfen."
Im 20. Jahrhundert waren Atlanten ein sicheres Geschäft. Zwei Weltkriege, die Entkolonialisierung und der Zusammenbruch des Ostblocks sorgten dafür, dass sich ständig Grenzen änderten und neue Karten gedruckt werden mussten. Fast jeder Deutsche hat heute mindestens einen Atlas aus dem Hause Westermann im Regal. Aber auch von einem noch so gut eingeführten Druckerzeugnis allein kann der Verlag heute nicht existieren. Geschäftsführer Thomas Michael:
"Der neue Schritt, den wir jetzt auch tun, ist der, dass es beim Kauf eines Diercke einen Internetschlüssel dazugibt und mit diesem Internetschlüssel man sich in die virtuelle Diercke-Welt hinein begeben kann."
Dort sieht man den Globus in 3-D-Animationen und findet neue Themenkarten, die landschaftliche Veränderungen durch den Klimawandel erklären. Auf diese Weise will der Westermann-Verlag auch die Schülergenerationen des 21. Jahrhunderts an sich binden.
Als Nachschlagewerk von respekteinflößendem Ausmaß und Inhalt gleichermaßen soll der Diercke Weltatlas seit 130 Jahren Schülern die Erde erklären. Mit weit über 300 Auflagen ist er das Flaggschiff des Braunschweiger Westermann Verlags, dessen Gründer am 21. Mai 1838 im Börsenblatt des Deutschen Buchhandels bekanntgab:
"Indem ich mich hiermit in den Kreis meiner achtbaren Herren Collegen einführe, empfehle ich mein mit allen Erfordernissen versehenes Etablissement Ihrem günstigen Wohlwollen … und ersuche Sie, sich für meine Unternehmungen … zu interessieren."
Diese Unternehmungen waren zunächst nicht die Herstellung von Landkarten, sondern die Veröffentlichung von Romanen englischer Literaten. Auf seinen Wanderjahren hatte der junge Verlagskaufmann Georg, oder, wie er sich später nannte, George Westermann in England die Werke von Charles Dickens gelesen. Er war fasziniert von der englischen Kultur und Industrie und beschloss, in Deutschland einen eigenen Verlag mit großen Hallen für Druckmaschinen aufzubauen. Als erstes Buch veröffentlichte er in deutscher Übersetzung den Roman "Nicholas Nickleby" von Charles Dickens. Es folgten Werke von Jonathan Swift, Henry Fielding und Laurence Sterne. Westermann begründete mit ihnen eine neuartige "Romanbibliothek des Auslands" und nahm als erster Verleger französische Wörterbücher in sein Programm auf. 1856 etablierte er erfolgreich eine neue Kulturzeitschrift, die 131 Jahre lang erschien: "Westermanns Monatshefte".
"Sie wollen durch Belehrung unterhalten und durch Unterhaltung belehren und all so Bildung und Wissen, und zwar in volkstümlicher Weise dem allgemeinen Verständnis zugänglich machen. … Wir werden mit kurzen Worten die Bildung popularisieren."
Für die Monatshefte engagierte der Westermann Verlag bekannte Literaten wie Friedrich Hebbel, Theodor Storm, Theodor Fontane, Paul Heyse oder Marie von Ebner Eschenbach. Renommierte Autoren aus unterschiedlichen Fachbereichen erklärten einer bildungshungrigen Leserschaft die Errungenschaften der Telefontechnik, des Eisenbahnbaus oder der Dampfschifffahrt. Ständig auf der Suche nach neuen Märkten kam Westermann auf die Idee, einen Atlas von Nordamerika herauszugeben, zugeschnitten auf die Probleme deutschsprachiger Einwanderer. Mitte des 19. Jahrhunderts baute er mit dem Lehrer Carl Diercke ein Monopol für Wandkarten und Atlanten auf. Diercke revolutionierte die Kartografie. Er färbte hohe Berge dunkelbraun und die Ozeane je nach Tiefe hell bis kräftig blau. Damit machte er die Atlanten seines Verlegers auf einzigartige Weise anschaulich, begründet die Kulturwissenschaftlerin Heike Schlichting deren Erfolg.
"Er ist abgekommen von den rein politischen Karten, die üblich waren, hat sich auf die naturräumliche Gliederung konzentriert, hat den Meridian von Greenwich eingeführt, ein einheitliches Metermaß und vor allen Dingen auch sehr viele thematische Nebenkarten entwickelt."
Der Lehrer und Schriftsteller Walter Kempowski feierte den Westermann Verlag noch 1988 als Symbol für fortschrittliche Pädagogik.
"Seit über 100 Jahren ist kein Lehrer denkbar, der ohne Publikationen aus diesem Verlag ausgekommen wäre. Die bekannten schwarz-gelben ‚Pädagogischen Beiträge‘ lagen in jedem Lehrerzimmer aus und manche ‚Präparationen‘ aus dieser Monatsschrift hat geängstigten Junglehrern zu glanzvollen Schulratsbesuchen verholfen."
Im 20. Jahrhundert waren Atlanten ein sicheres Geschäft. Zwei Weltkriege, die Entkolonialisierung und der Zusammenbruch des Ostblocks sorgten dafür, dass sich ständig Grenzen änderten und neue Karten gedruckt werden mussten. Fast jeder Deutsche hat heute mindestens einen Atlas aus dem Hause Westermann im Regal. Aber auch von einem noch so gut eingeführten Druckerzeugnis allein kann der Verlag heute nicht existieren. Geschäftsführer Thomas Michael:
"Der neue Schritt, den wir jetzt auch tun, ist der, dass es beim Kauf eines Diercke einen Internetschlüssel dazugibt und mit diesem Internetschlüssel man sich in die virtuelle Diercke-Welt hinein begeben kann."
Dort sieht man den Globus in 3-D-Animationen und findet neue Themenkarten, die landschaftliche Veränderungen durch den Klimawandel erklären. Auf diese Weise will der Westermann-Verlag auch die Schülergenerationen des 21. Jahrhunderts an sich binden.