Die Erfindung des Ampelmännchens
Für das Verkehrsministerium der DDR entwickelte der Verkehrspsychologe Karl Peglau das etwas mollige Ampelmännchen in rot und grün. Es sollte dafür sorgen, dass es in Ost-Berlin weniger Verkehrsunfälle mit Fußgängerbeteiligung gab.
"Frau: "Die Ost-Ampelmännle sind was Besonderes. Die sind natürlich schöner."
Mann: "Das Männle lebt a bissel. Zumindest das grüne, das hat so richtig Kraft und läuft nach vorne.""
"Der hier ist der Arbeiter aus Ostberlin."
Für Berlin-Touristen sind die beleibten Männchen in rot und grün auf den Fußgängerampeln ein Wahrzeichen der Hauptstadt. Ihr Erfinder, der Verkehrspsychologe Karl Peglau, hätte sich nie träumen lassen, dass sie einmal zu Kultfiguren für Ostalgiker werden würden.
"Zu DDR-Zeiten war das für mich eigentlich nur eine Straßenfigur, ein Leitsymbol für die Fußgänger. Das wär es auch geblieben, wenn nicht die politische Wende gekommen wäre."
Als Karl Peglau am 13. Oktober 1961 im Ostberliner Verkehrsministerium den Entwurf seiner "Steher" und "Geher" vorlegte, wollte er vor allem die Zahl der Unfälle senken, bei denen häufig Fußgänger angefahren wurden.
"Da habe ich mich dann mit den Unfallanalysen beschäftigt, … und hab dann die Idee gehabt, … dass alle Teilverkehrsströme eine eigene Ampelregelung brauchen … jeder Verkehrsstrom braucht phasenverschoben eine eigene Ampel mit eigenen Symbolen und so auch der Fußgängerverkehr, für die Radfahrer und die Straßenbahnen usw."
Es gab zwar bereits vereinzelte Fußgängerampeln in Berlin, eine verkleinerte Form der Fahrzeugampeln mit roten und grünen Leuchtfeldern. Nach amerikanischem Vorbild hatte man seit 1952 auch Fußgängerampeln mit Schriftzügen aufgestellt. "Warten" leuchtete rot und "Gehen" grün. Aber vor allem Kinder und ältere Menschen übersahen diese Aufforderungen.
"Kinder, insbesondere auch alte Menschen denken mehr anschaulich, konkret. Und so hab? ich also einfach versucht, diese Anschaulichkeit in personifizierte Symbole zu übersetzen. Also, das Männchen hat hauptsächlich den Hut, … der ganze Körper möglichst auch etwas mollig betont, um mehr Licht auszustrahlen. Es ist ja nicht als eine Comicfigur gedacht, sondern als ein Leitsymbol mit archetypischen Merkmalen. Das heißt das rote mit den starken ausgebildeten, aufhaltenden, sperrbalkenähnlichen Armen und das grüne mit der Pfeilform in den Beinen, die in den westdeutschen Ampelmännchen eben nicht zu finden sind."
Nach acht Jahren staatlicher Begutachtung trat dann das erste Ampelmännchen nach Peglaus' Entwurf an der Kreuzung Friedrichstraße, Unter den Linden seinen Dienst an. Bald war es DDR-weit an allen Fußgängerampeln anzutreffen. Den Tübinger Industriedesigner Markus Heckhausen hatte der lustige Knirps schon bei seinen Ost-Berlin-Besuchen inspiriert.
"In dem damals doch noch recht grauen Stadthintergrund, … dieses warme, charaktervolle Männchen, dieses warme Rot, und das war so ein warmes Grün, was damals die Gläser hatten. Dann waren die oft natürlich verdreht in der Ampel. Der Rote hing dann so schräg drin und hat einen so schräg angeguckt. Der Grüne entweder nach vorne wurde er ganz schnell oder wenn er nach hinten verdreht war, dann sah es so aus, als ob er auf einer Bananenschale ausrutscht. Das war schon witzig."
Nach der Wende wurden die ostdeutschen Geher und Steher durch die in den alten Bundesländern üblichen Strichmännchen weitgehend ersetzt. Markus Heckhausen begann, die ausrangierten Gläser zu sammeln und daraus Designer-Lampen herzustellen, die reißenden Absatz fanden. Bürgerproteste sorgten derweil dafür, dass die Ost-Ampelmännchen auch im Straßenbild erhalten blieben. Inzwischen sind sie zuweilen sogar in Westdeutschland anzutreffen, und die Lassie Singers brachten sie in die Pop-Charts.
"Ampelmann, Du zeigst mir immer an,
ob ich stehen oder gehen soll.
Ampelmann, keiner weiß es genau,
fehlt Dir nicht eine Ampelfrau …"
(Musik: Lassie Singers – Ampelmann)
2004 bekam das Ampelmännchen in Zwickau und Dresden eine Partnerin. Auch in Bremen und Köln regeln inzwischen Ampelfrauen den Fußgängerverkehr. Dafür wurde das Konzept von Karl Peglau, der 2009 verstarb, weiterentwickelt. Bei ihnen leuchten - statt Hut und molligem Körper - Zöpfe und Rock.
"Frau: "Meine Kinder freuen sich immer, wenn ich mit denen über die Straße gehe, und die finden das fröhlich, und die achten auch viel mehr drauf als bei dem anderen."
"Mann: "Mit dem ollen Ost-Ampelmännchen könnte ich ein Bier trinken gehen. Zu dem Ost-Ampelmännchen kann ich Du sagen, zu dem sogenannten Euro-Ampelmännchen kann ich nicht mal Sie sagen, mit dem red' ich überhaupt nicht."
Mann: "Das Männle lebt a bissel. Zumindest das grüne, das hat so richtig Kraft und läuft nach vorne.""
"Der hier ist der Arbeiter aus Ostberlin."
Für Berlin-Touristen sind die beleibten Männchen in rot und grün auf den Fußgängerampeln ein Wahrzeichen der Hauptstadt. Ihr Erfinder, der Verkehrspsychologe Karl Peglau, hätte sich nie träumen lassen, dass sie einmal zu Kultfiguren für Ostalgiker werden würden.
"Zu DDR-Zeiten war das für mich eigentlich nur eine Straßenfigur, ein Leitsymbol für die Fußgänger. Das wär es auch geblieben, wenn nicht die politische Wende gekommen wäre."
Als Karl Peglau am 13. Oktober 1961 im Ostberliner Verkehrsministerium den Entwurf seiner "Steher" und "Geher" vorlegte, wollte er vor allem die Zahl der Unfälle senken, bei denen häufig Fußgänger angefahren wurden.
"Da habe ich mich dann mit den Unfallanalysen beschäftigt, … und hab dann die Idee gehabt, … dass alle Teilverkehrsströme eine eigene Ampelregelung brauchen … jeder Verkehrsstrom braucht phasenverschoben eine eigene Ampel mit eigenen Symbolen und so auch der Fußgängerverkehr, für die Radfahrer und die Straßenbahnen usw."
Es gab zwar bereits vereinzelte Fußgängerampeln in Berlin, eine verkleinerte Form der Fahrzeugampeln mit roten und grünen Leuchtfeldern. Nach amerikanischem Vorbild hatte man seit 1952 auch Fußgängerampeln mit Schriftzügen aufgestellt. "Warten" leuchtete rot und "Gehen" grün. Aber vor allem Kinder und ältere Menschen übersahen diese Aufforderungen.
"Kinder, insbesondere auch alte Menschen denken mehr anschaulich, konkret. Und so hab? ich also einfach versucht, diese Anschaulichkeit in personifizierte Symbole zu übersetzen. Also, das Männchen hat hauptsächlich den Hut, … der ganze Körper möglichst auch etwas mollig betont, um mehr Licht auszustrahlen. Es ist ja nicht als eine Comicfigur gedacht, sondern als ein Leitsymbol mit archetypischen Merkmalen. Das heißt das rote mit den starken ausgebildeten, aufhaltenden, sperrbalkenähnlichen Armen und das grüne mit der Pfeilform in den Beinen, die in den westdeutschen Ampelmännchen eben nicht zu finden sind."
Nach acht Jahren staatlicher Begutachtung trat dann das erste Ampelmännchen nach Peglaus' Entwurf an der Kreuzung Friedrichstraße, Unter den Linden seinen Dienst an. Bald war es DDR-weit an allen Fußgängerampeln anzutreffen. Den Tübinger Industriedesigner Markus Heckhausen hatte der lustige Knirps schon bei seinen Ost-Berlin-Besuchen inspiriert.
"In dem damals doch noch recht grauen Stadthintergrund, … dieses warme, charaktervolle Männchen, dieses warme Rot, und das war so ein warmes Grün, was damals die Gläser hatten. Dann waren die oft natürlich verdreht in der Ampel. Der Rote hing dann so schräg drin und hat einen so schräg angeguckt. Der Grüne entweder nach vorne wurde er ganz schnell oder wenn er nach hinten verdreht war, dann sah es so aus, als ob er auf einer Bananenschale ausrutscht. Das war schon witzig."
Nach der Wende wurden die ostdeutschen Geher und Steher durch die in den alten Bundesländern üblichen Strichmännchen weitgehend ersetzt. Markus Heckhausen begann, die ausrangierten Gläser zu sammeln und daraus Designer-Lampen herzustellen, die reißenden Absatz fanden. Bürgerproteste sorgten derweil dafür, dass die Ost-Ampelmännchen auch im Straßenbild erhalten blieben. Inzwischen sind sie zuweilen sogar in Westdeutschland anzutreffen, und die Lassie Singers brachten sie in die Pop-Charts.
"Ampelmann, Du zeigst mir immer an,
ob ich stehen oder gehen soll.
Ampelmann, keiner weiß es genau,
fehlt Dir nicht eine Ampelfrau …"
(Musik: Lassie Singers – Ampelmann)
2004 bekam das Ampelmännchen in Zwickau und Dresden eine Partnerin. Auch in Bremen und Köln regeln inzwischen Ampelfrauen den Fußgängerverkehr. Dafür wurde das Konzept von Karl Peglau, der 2009 verstarb, weiterentwickelt. Bei ihnen leuchten - statt Hut und molligem Körper - Zöpfe und Rock.
"Frau: "Meine Kinder freuen sich immer, wenn ich mit denen über die Straße gehe, und die finden das fröhlich, und die achten auch viel mehr drauf als bei dem anderen."
"Mann: "Mit dem ollen Ost-Ampelmännchen könnte ich ein Bier trinken gehen. Zu dem Ost-Ampelmännchen kann ich Du sagen, zu dem sogenannten Euro-Ampelmännchen kann ich nicht mal Sie sagen, mit dem red' ich überhaupt nicht."