Die erste Boygroup der Welt
Manche Unterhaltungslieder schaffen es in den musikalischen Panthenon. "Veronika, der Lenz ist da" und "Mein kleiner grüner Kaktus" gehören dazu. Noch heute sind ihre Sänger, die "Comedian Harmonists", für Ensembles mit A-Capella-Gesang ein großes Vorbild.
Das 2010 gegründete A-Capella-Ensemble "Vocal Recall" feiert derzeit in Deutschland große Erfolge auf den Kleinkunstbühnen.
"Ich habe auf eine Zeitungsannonce geantwortet, da stand drin: "Suchen Sänger mit Notenkenntnissen. Und da habe ich mich dann beworben."
Ab und an beweist die Geschichte, dass sie sich wiederholt. Denn so wie Mathis Hagedorn zu "Vocal Recall" per Inserat stieß, so fanden sich auch vor 85 Jahren, im Dezember 1927, in Berlin fünf Sänger und ein Pianist. Harry Frommermann war einer von ihnen:
"Ich gab eine Annonce im "Berliner Lokalanzeiger" auf: "Achtung. Selten schöne Stimmen gesucht. Tenöre und Bässe für neuartiges Gesangsensemble." Es kamen und sangen ungefähr siebzig Menschen, die eine Schlange von der 5. Etage bis auf die Straße bildeten."
Die "Comedian Harmonists", die sich durch diese Annonce fanden, waren zu sechst: Harry Frommermann, Robert Biberti, Erich Collin, Roman Cycowski, Ari Leschnikoff und der Pianist Erwin Bootz. Robert Biberti erinnert sich an die folgenden Übungssessions in der Wohnung von Asta Nielsen, der Stummfilm-Diva:
"Um zwölf Uhr nachts trafen wir uns in dieser Wohnung, wir sechs Mann, man denke um zwölf Uhr nachts. Und probten bis zwei, drei Uhr früh. Und Asta Nielsen wachte ein paar Zimmer weiter, bei halb geöffneter Tür, und hörte uns zu."
Im September 1928 war es soweit. Vom ersten Arrangement im Berliner Admiralspalast an begeisterte die "erste Boygroup der Welt" das Publikum weltweit. Dass drei der sechs Mitglieder jüdischen Glaubens waren, störte da noch keinen. Vielmehr halfen Lieder wie " Ein Freund, ein guter Freund", "Liebling, mein Herz läßt dich grüßen", "Wochenend und Sonnenschein" und andere vielen über die Zeit der Weltwirtschaftskrise und der Not hinweg.
"Das ist das Direktorenzimmer. Und das ist der spannende Tresor."
Der Tresor in der Berliner Staatsbibliothek "Unter den Linden" ist groß und alt. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Marina Gordienko muss Kraft aufwenden, um ihn zu öffnen. Früher, sagt sie, lag hier auch der Nachlass vom Comedian Harmonist-Bass Robert Biberti:
"Über 90 Aktenordner, sehr eng gefüllt mit Materialien, also Briefe, Dokumente, Verträge, Programmhefte: Schachtel-, Kartonweise. Und so kann man sagen, dass die gesamte Geschichte der Comedian Hamonists dokumentiert ist in diesem sehr umfangreichen Nachlass, der von Robert Biberti zu uns kam."
Weil der kometenhafte Aufstieg der "Comedian Harmonists" - wie der Musikwissenschaftler Jean Christoph Gero von der Berliner Staatsbibliothek sagt - zum Anfang der 1930er Jahre nicht nur eine Geschichte von sechs erfolgreichen gutaussehenden jungen Männern ist,
"... die da singen, und Friede, Freude, Eierkuchen sozusagen","
sondern auch eine Geschichten der Sorte ist, dass
""der Nationalsozialismus auch sowas zerstört hat."
sind die Nachlässe der Gründer Harry Frommermann und Robert Biberti von großem Interesse für Historiker. Denn war bis zur Machtübernahme des Hitler-Regimes das Leben der gefeierten "Comedian Harmonists" sorglos und amüsant gewesen, machten die Nazis damit schnell Schluss. Gero:
"Das war vor allem eine Art entartete Musik, wie die das nannten. Sie haben ja auch die schwarze "Negromusik" - Jazz - gesungen, und das entsprach nicht dem angeblichen Ideal des deutschen Volkes."
Den Juden Harry Frommermann, Erich Collin und Roman Cycowski wurde 1935 Berufsverbot erteilt. Alle drei Musiker emigrierten und überlebten wie die "arischen" Mitglieder die NS-Zeit. Doch die gewaltsam getrennten Hälften fanden nie wieder zusammen. Nur ihre Musik blieb, und mehr noch:
Gordienko: ""Es ist klar, dass die Musik der "Comedian Harmonists" lebendiger ist denn je. Es gibt immer interessanterweise wieder überall neue Boygroups, immer wieder neue Ensemble.""
... wie eben "Vocal Recall".
"Ich habe auf eine Zeitungsannonce geantwortet, da stand drin: "Suchen Sänger mit Notenkenntnissen. Und da habe ich mich dann beworben."
Ab und an beweist die Geschichte, dass sie sich wiederholt. Denn so wie Mathis Hagedorn zu "Vocal Recall" per Inserat stieß, so fanden sich auch vor 85 Jahren, im Dezember 1927, in Berlin fünf Sänger und ein Pianist. Harry Frommermann war einer von ihnen:
"Ich gab eine Annonce im "Berliner Lokalanzeiger" auf: "Achtung. Selten schöne Stimmen gesucht. Tenöre und Bässe für neuartiges Gesangsensemble." Es kamen und sangen ungefähr siebzig Menschen, die eine Schlange von der 5. Etage bis auf die Straße bildeten."
Die "Comedian Harmonists", die sich durch diese Annonce fanden, waren zu sechst: Harry Frommermann, Robert Biberti, Erich Collin, Roman Cycowski, Ari Leschnikoff und der Pianist Erwin Bootz. Robert Biberti erinnert sich an die folgenden Übungssessions in der Wohnung von Asta Nielsen, der Stummfilm-Diva:
"Um zwölf Uhr nachts trafen wir uns in dieser Wohnung, wir sechs Mann, man denke um zwölf Uhr nachts. Und probten bis zwei, drei Uhr früh. Und Asta Nielsen wachte ein paar Zimmer weiter, bei halb geöffneter Tür, und hörte uns zu."
Im September 1928 war es soweit. Vom ersten Arrangement im Berliner Admiralspalast an begeisterte die "erste Boygroup der Welt" das Publikum weltweit. Dass drei der sechs Mitglieder jüdischen Glaubens waren, störte da noch keinen. Vielmehr halfen Lieder wie " Ein Freund, ein guter Freund", "Liebling, mein Herz läßt dich grüßen", "Wochenend und Sonnenschein" und andere vielen über die Zeit der Weltwirtschaftskrise und der Not hinweg.
"Das ist das Direktorenzimmer. Und das ist der spannende Tresor."
Der Tresor in der Berliner Staatsbibliothek "Unter den Linden" ist groß und alt. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Marina Gordienko muss Kraft aufwenden, um ihn zu öffnen. Früher, sagt sie, lag hier auch der Nachlass vom Comedian Harmonist-Bass Robert Biberti:
"Über 90 Aktenordner, sehr eng gefüllt mit Materialien, also Briefe, Dokumente, Verträge, Programmhefte: Schachtel-, Kartonweise. Und so kann man sagen, dass die gesamte Geschichte der Comedian Hamonists dokumentiert ist in diesem sehr umfangreichen Nachlass, der von Robert Biberti zu uns kam."
Weil der kometenhafte Aufstieg der "Comedian Harmonists" - wie der Musikwissenschaftler Jean Christoph Gero von der Berliner Staatsbibliothek sagt - zum Anfang der 1930er Jahre nicht nur eine Geschichte von sechs erfolgreichen gutaussehenden jungen Männern ist,
"... die da singen, und Friede, Freude, Eierkuchen sozusagen","
sondern auch eine Geschichten der Sorte ist, dass
""der Nationalsozialismus auch sowas zerstört hat."
sind die Nachlässe der Gründer Harry Frommermann und Robert Biberti von großem Interesse für Historiker. Denn war bis zur Machtübernahme des Hitler-Regimes das Leben der gefeierten "Comedian Harmonists" sorglos und amüsant gewesen, machten die Nazis damit schnell Schluss. Gero:
"Das war vor allem eine Art entartete Musik, wie die das nannten. Sie haben ja auch die schwarze "Negromusik" - Jazz - gesungen, und das entsprach nicht dem angeblichen Ideal des deutschen Volkes."
Den Juden Harry Frommermann, Erich Collin und Roman Cycowski wurde 1935 Berufsverbot erteilt. Alle drei Musiker emigrierten und überlebten wie die "arischen" Mitglieder die NS-Zeit. Doch die gewaltsam getrennten Hälften fanden nie wieder zusammen. Nur ihre Musik blieb, und mehr noch:
Gordienko: ""Es ist klar, dass die Musik der "Comedian Harmonists" lebendiger ist denn je. Es gibt immer interessanterweise wieder überall neue Boygroups, immer wieder neue Ensemble.""
... wie eben "Vocal Recall".