Unser Ziel ist es, neue Möglichkeiten für jüdische Einwohner hier zu schaffen, aber auch jüdische Zusammenkünfte für alle Altersgruppen, für alle, die interessiert sind und über das Judentum lernen wollen.
Juden in aller Welt
Hauptstadt Reykjavik: Lange Zeit gab es kaum jüdisches Leben auf Island – das änderte sich jedoch in den letzten fünf Jahren. © Unsplash / Annie Spratt
Die erste jüdische Gemeinde in Island
06:20 Minuten
Gut fünf Jahre ist es her: Mit dem Zuzug der Familie um Avraham Feldman begann sich langsam jüdisches Leben auf Island zu entfalten. Inzwischen ist die Jüdische Gemeinde auch vom Staat anerkannt.
"Ich möchte ihnen Island als einen Ort beschreiben, wo sie sich entspannen können, Inspirationen sammeln, aber auch Einsamkeit erleben können", erklärt die im kanadischen Ottawa geborene Eliza Reid, die First Lady Islands. "Gleichzeitig haben wir auch viel Dynamik und Aktivitäten und ein reiches kulturelles Erbe."
"Juden leben in Island seit mehr als hundert Jahren", erklärt der Rabbiner Avraham Feldman. "Eigentlich gab es keine formal organisierte jüdische Gemeinde, aber Juden verbrachten hier ihre Urlaubstage, feierten ihre Feste und von Zeit zu Zeit jüdische Events."
Seine Frau und er seien vor vier Jahren angekommen.
Leben als Juden in Island heute
Mitten in Islands Hauptstadt Reykjavik wohnt die Familie. Das Wohnhaus ist hell und freundlich, gleich nebenan ist das jüdische Gemeindehaus.
Wir sind sehr glücklich, in diesem wunderbaren Land mit diesen wunderbaren Menschen leben zu können.
Für ihn und seine Familie sei es ein reibungsloses Leben und eine wunderbare Erfahrung, seit sie vor vier Jahren hergekommen seien: "Die Leute hier heißen einen willkommen, sie sind offen zu lernen, wer wir sind, wir haben hier nur gute Erfahrungen gemacht", berichtet Feldman.
Eine kurze Geschichte der Juden in Island
Die jüdische Geschichte auf Island ist schnell erzählt: Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts siedelten sich vereinzelt Juden auf der Insel an, doch ein richtiges jüdisches Leben gab es nicht.
1939 gelang einigen wenigen deutschen Juden die Flucht nach Island, doch erst nach 1940 wurden mit der Ankunft britischer und amerikanischer Soldaten zwei temporäre Synagogen gebaut. Doch auch da gelang ein jüdisches Gemeindeleben nicht wirklich.
Das ist heute anders. "In den letzten Jahren haben wir jedes Jahr einen Holocaust-Gedenktag, dieses Jahr war das Ende April", schildert Rabbi Feldman. Dabei habe die Jüdische Gemeinde mit der deutschen Botschaft, der polnischen Botschaft und der US-Botschaft wunderbar zusammengearbeitet.
Das Event sei für die Öffentlichkeit, es finde immer an anderen Orten statt. "Ich finde, es ist eine wichtige Lehre vor dem Hintergrund dieser Tragödie. Und ich hoffe, wir können von der Geschichte lernen, von der Vergangenheit."
Besondere Tauchbäder
Inzwischen umfasst die jüdische Gemeinde auf Island rund hundert Mitglieder. Es gibt eine Torarolle, das Gemeindehaus, eine öffentliche Menora in der Hauptstraße von Reykjavik, und sehr besondere Mikwe.
Wir haben keine reguläre Mikwa wie etwa in Deutschland oder in vielen jüdischen Gemeinden weltweit. In Island ist es recht einzigartig, wir haben Natur-Mikwa. Die wunderschönen, natürlichen heißen Quellen auf Island, zählen als Mikwa.
In naher Zukunft sollten diese Mikwaot Indoor-Mikwaot werden, sagt Feldman, man erfreuen sich in jedem Fall an dem Naturerlebnis dabei.
Die Schabbatzeiten sind auf Island allerdings ungewöhnlich. Denn im Hochsommer, bei 21 Stunden Tageslicht, schwankt der Schabbatbeginn extrem: Eine Viertelstunde vor Mitternacht.
Schabbatende ist dann mitunter erst um 1:30 Uhr, was gemeinsame Hawdala-Feiern im Gemeindehaus nicht erlaubt. Im Winter dagegen beginnt Schabbat schon um 15 Uhr.
Verhältnis zum Staat
"Die Gemeinde wurde auch vom isländischen Staat anerkannt", freut sich Rabbiner Feldman. "Wir haben lange darauf gewartet, aber nun haben wir die offizielle staatliche Anerkennung erhalten für die Jüdische Gemeinde in Island",
Die Kippa zu tragen beim Gang durch die Stadt sei hier kein Problem, und auch die Beziehungen zu anderen Gemeinden seien herzlich und offen, schildert Rabbi Feldman weiter.
Pastor Sigurour Arni Pordarson, einer der zwei Pastoren der 6000 Seelen zählenden Gemeinde der Hallgrimskirkja, der größten christlichen Gemeinde auf Island, nickt zustimmend.
Die Religionsvielfalt auf Island nimmt zu. Und es nehmen auch die vielfältigen Fragen zu wie etwa: Gibt es Gott oder nicht? Was hat das zu bedeuten? Es ist sehr wichtig, diese Fragen zu diskutieren, ehrlich und offen, weil Glaube und Religion ändern sich seit der menschlichen Existenz. Wir haben eine gute Beziehung zu den verschiedensten Glaubensgemeinschaften auf Island.
Bald soll es auch wieder eine Synagoge geben, meint Rabbi Feldman, das Gemeindehaus sei sowieso schon geöffnet.
"Wir wollen offen sein für alle in Island, die etwas über die jüdische Kultur lernen möchten und über das jüdische Leben. Man kann in dieses Haus kommen und hat die Gelegenheit zu lernen."