Die ewige Baustelle Gottes
Papst Benedikt XVI. hat am Ostermontag an die Grundsteinlegung für den Petersdom vor 500 Jahren erinnert. Am 18. April 1506 legte Papst Julius II. den Grundstein für den Neubau der Basilika über dem Grab des Apostel Paulus. Erst 120 Jahre später wurde der Dom eingeweiht und auch heute wird permanent an dem Bauwerk gearbeitet.
Wenn die zumeist alten Frauen zu beten beginnen und Heerscharen von mit Bussen angekarrten Pilgern und Touristen den mächtigen Innenraum mit seiner gigantischen Länge von 211 Metern betreten, haben die Reinemachefrauen und -männer schon ganze Arbeit geleistet.
Zu Dutzenden haben sie über 10.000 Quadratmeter kostbarsten und mehrfarbigen Marmorfußbodens gereinigt. Nicht nur vom Schmutz des Vortages, sondern auch, weiß der römische Historiker Claudio Rendola, vom Deckenstuck und Freskenstücken, die in der Nacht zuvor aus luftiger Höhe heruntergefallen sind:
"Das Gebäude ist alt, und mit der Statik der Kuppel ist es nicht unbedingt zum Besten bestellt. Da bröckelt es schon, auch wenn es ungefährlich ist. Die Peterskirche ist ja so groß und so schwer, dass sie den mächtigen Pilastern, auf denen sie ruht, ganz schön zu schaffen macht."
Seit einigen Jahren müssen herunterfallende kleine Teile der stuckverzierten und der ausgemalten Kuppel morgens, vor Öffnung der großen Portale, entfernt werden. Man will ja niemanden beunruhigen.
Die Basilica di San Pietro, die Petersbasilika, zeigt Alterserscheinungen. Kein Wunder bei der größten Kirche der Welt, die am 18. April 500 Jahre alt wird. Am 18. April 1506 begannen ganz offiziell die Bauarbeiten für Neu-Sankt-Peter. Der Neubau war dringend notwendig geworden, denn der rund 1.200 Jahre alte Vorgängerbau, erklärt Claudio Rendina, war baufällig und gefährlich geworden:
"So begann eine Baugeschichte, die mehr als 150 Jahre dauerte und die, wenn man es genau nimmt, bis heute nicht abgeschlossen ist, weshalb die Dombauhütte dieser Kirche, die 'Fabbrica di San Pietro', im Italienischen zum Synonym für nicht endende Baustellen geworden ist. Auch wenn jetzt der 500. Geburtstag der Peterskirche gefeiert wird, wurde ein Neubau schon mehr als 50 Jahre vor dem Jahr 1506 geplant; von dem humanistischen Papst Nikolaus V."
1451 erschien ein päpstliches Dokument, das von der drohenden Einsturzgefahr der im 4. Jahrhundert von Kaiser Konstantin errichteten ersten Peterskirche berichtete und einen Neubau dringend anordnete.
Der erste christliche Kaiser wollte zu Ehren des Apostelfürsten eine Basilika errichten - genau oberhalb jener Grabzelle, die Papst Anaklet (76-88) auf dem Grab des heiligen Petrus erbauen ließ. Anders als heute betrat man die konstantinische Basilika durch vier Tore. Sie war 118 m lang und 64 m breit, war fünfschiffig und besaß eine Apsis. Im Laufe der Jahrhunderte schmückten die Päpste sie kostbar mit Mosaiken und Fresken aus. Auf wichtige Renovierungen wurde immer verzichtet. Papst Nikolaus V. ordnete deshalb eine, wie es in einem zeitgenössischen Dokument hieß, "kreative Zerstörung" an.
Claudio Rendina: "Erst Papst Julius II. führte diesen Plan aus und gab dafür Gelder aus, Unsummen, die die katholische Kirche mit dem Verkauf von Sündenablässen eingenommen hatte. Kritik gegen diese Finanzierung wurde abgewiesen. Das oberste Ziel dieses Papstes war es, eine neue Kirche über dem Grab des Petrus zu errichten."
Finanziert wurde der kostspielige Bau auch mit einer Steuer, die die Päpste auf die Einnahmen aller auf dem Territorium des Kirchenstaates anschaffenden Prostituierten erhoben.
Zunächst sollte ein Projekt des Renaissancemeisters Bramante realisiert werden. Doch dann starb dieser, und nacheinander werkelten an der größten Kirche der Christenheit die berühmtesten Künstler ihrer Zeit: Raffael und Giacomo della Porta, Domenico Fontana, Gian Lorenzo Bernini, der die Kollonaden des riesigen Vorplatzes schuf, Carlo Maderno und Michelangelo Buonarotti. Seine Kuppel krönte das Gebäude und sollte, so Historiker Claudio Rendina, den Triumph der Neuzeit über die Antike symbolisieren:
"Es sollten die Kuppeln des Pantheons und der Maxentius-Basilika, beide intakt aus der Antike erhalten, und auch die Kuppel der Hagia Sofia in Konstantinopel überragt werden. Ein sehr ehrgeiziges Projekt."
Die 144 m hohe Kuppel, von deren Laterne aus der Rombesucher den umwerfendsten Blick auf die ewige Stadt hat, wurde allerdings erst nach Michelangelos Tod verwirklicht. Die unter Papst Julius II. entstandene Dombauhütte, die "Fabbrica di San Pietro", existiert noch heute. Sie ist in einem der vier gigantischen Stützpfeiler der Kuppel untergebracht.
Unterhalb der Kuppel und unter dem Hauptaltar des Bernini geht es ins Erdreich: in die Grüfte der Päpste. Darunter liegt die Antike. Sie kann nur nach vorheriger Anmeldung und mit einer Führung besichtigt werden. Unter der aktuellen Petersbasilika befindet sich ein kleiner römischer Friedhof mit einem Grab, das erst vor wenigen Jahren, nach dem Fund einer Tafel, auf der in Griechisch geschrieben steht "hier ruht Petrus", als der genaue Ort des Apostelgrabes bestimmt werden konnte. Das Petrusgrab ist das eigentliche Herz der gesamten Peterskirche. Michelangelo scheint das schon vor rund 500 Jahren gewusst zu haben, denn er errichtete seine Kuppel exakt über diesem Grab.
Zu Dutzenden haben sie über 10.000 Quadratmeter kostbarsten und mehrfarbigen Marmorfußbodens gereinigt. Nicht nur vom Schmutz des Vortages, sondern auch, weiß der römische Historiker Claudio Rendola, vom Deckenstuck und Freskenstücken, die in der Nacht zuvor aus luftiger Höhe heruntergefallen sind:
"Das Gebäude ist alt, und mit der Statik der Kuppel ist es nicht unbedingt zum Besten bestellt. Da bröckelt es schon, auch wenn es ungefährlich ist. Die Peterskirche ist ja so groß und so schwer, dass sie den mächtigen Pilastern, auf denen sie ruht, ganz schön zu schaffen macht."
Seit einigen Jahren müssen herunterfallende kleine Teile der stuckverzierten und der ausgemalten Kuppel morgens, vor Öffnung der großen Portale, entfernt werden. Man will ja niemanden beunruhigen.
Die Basilica di San Pietro, die Petersbasilika, zeigt Alterserscheinungen. Kein Wunder bei der größten Kirche der Welt, die am 18. April 500 Jahre alt wird. Am 18. April 1506 begannen ganz offiziell die Bauarbeiten für Neu-Sankt-Peter. Der Neubau war dringend notwendig geworden, denn der rund 1.200 Jahre alte Vorgängerbau, erklärt Claudio Rendina, war baufällig und gefährlich geworden:
"So begann eine Baugeschichte, die mehr als 150 Jahre dauerte und die, wenn man es genau nimmt, bis heute nicht abgeschlossen ist, weshalb die Dombauhütte dieser Kirche, die 'Fabbrica di San Pietro', im Italienischen zum Synonym für nicht endende Baustellen geworden ist. Auch wenn jetzt der 500. Geburtstag der Peterskirche gefeiert wird, wurde ein Neubau schon mehr als 50 Jahre vor dem Jahr 1506 geplant; von dem humanistischen Papst Nikolaus V."
1451 erschien ein päpstliches Dokument, das von der drohenden Einsturzgefahr der im 4. Jahrhundert von Kaiser Konstantin errichteten ersten Peterskirche berichtete und einen Neubau dringend anordnete.
Der erste christliche Kaiser wollte zu Ehren des Apostelfürsten eine Basilika errichten - genau oberhalb jener Grabzelle, die Papst Anaklet (76-88) auf dem Grab des heiligen Petrus erbauen ließ. Anders als heute betrat man die konstantinische Basilika durch vier Tore. Sie war 118 m lang und 64 m breit, war fünfschiffig und besaß eine Apsis. Im Laufe der Jahrhunderte schmückten die Päpste sie kostbar mit Mosaiken und Fresken aus. Auf wichtige Renovierungen wurde immer verzichtet. Papst Nikolaus V. ordnete deshalb eine, wie es in einem zeitgenössischen Dokument hieß, "kreative Zerstörung" an.
Claudio Rendina: "Erst Papst Julius II. führte diesen Plan aus und gab dafür Gelder aus, Unsummen, die die katholische Kirche mit dem Verkauf von Sündenablässen eingenommen hatte. Kritik gegen diese Finanzierung wurde abgewiesen. Das oberste Ziel dieses Papstes war es, eine neue Kirche über dem Grab des Petrus zu errichten."
Finanziert wurde der kostspielige Bau auch mit einer Steuer, die die Päpste auf die Einnahmen aller auf dem Territorium des Kirchenstaates anschaffenden Prostituierten erhoben.
Zunächst sollte ein Projekt des Renaissancemeisters Bramante realisiert werden. Doch dann starb dieser, und nacheinander werkelten an der größten Kirche der Christenheit die berühmtesten Künstler ihrer Zeit: Raffael und Giacomo della Porta, Domenico Fontana, Gian Lorenzo Bernini, der die Kollonaden des riesigen Vorplatzes schuf, Carlo Maderno und Michelangelo Buonarotti. Seine Kuppel krönte das Gebäude und sollte, so Historiker Claudio Rendina, den Triumph der Neuzeit über die Antike symbolisieren:
"Es sollten die Kuppeln des Pantheons und der Maxentius-Basilika, beide intakt aus der Antike erhalten, und auch die Kuppel der Hagia Sofia in Konstantinopel überragt werden. Ein sehr ehrgeiziges Projekt."
Die 144 m hohe Kuppel, von deren Laterne aus der Rombesucher den umwerfendsten Blick auf die ewige Stadt hat, wurde allerdings erst nach Michelangelos Tod verwirklicht. Die unter Papst Julius II. entstandene Dombauhütte, die "Fabbrica di San Pietro", existiert noch heute. Sie ist in einem der vier gigantischen Stützpfeiler der Kuppel untergebracht.
Unterhalb der Kuppel und unter dem Hauptaltar des Bernini geht es ins Erdreich: in die Grüfte der Päpste. Darunter liegt die Antike. Sie kann nur nach vorheriger Anmeldung und mit einer Führung besichtigt werden. Unter der aktuellen Petersbasilika befindet sich ein kleiner römischer Friedhof mit einem Grab, das erst vor wenigen Jahren, nach dem Fund einer Tafel, auf der in Griechisch geschrieben steht "hier ruht Petrus", als der genaue Ort des Apostelgrabes bestimmt werden konnte. Das Petrusgrab ist das eigentliche Herz der gesamten Peterskirche. Michelangelo scheint das schon vor rund 500 Jahren gewusst zu haben, denn er errichtete seine Kuppel exakt über diesem Grab.