Wenn Literaten sich unendlich sehnen
Blau ist die Farbe des Himmels und des Meeres, der Weite und der Ferne. Weltweit rangiert Blau auf der Beliebtheitsskala ganz oben, da machen die Schriftsteller keine Ausnahme, die Dichter sowieso nicht.
Seit der Romantik, in der sich Heinrich von Ofterdingen auf die Suche nach der blauen Blume begab, ohne sie je zu finden, hat das Blau eine beispiellose Karriere in der modernen Literatur hinter sich.
Blau ist die "heure bleue", die Stunde der Melancholiker, blau ist Werthers Anzug, blau ist Borges’ Lieblingstier, der Tiger, und für Gottfried Benn ist Blau das Südwort schlechthin.
Die Farbe steht für ein uraltes Gefühl, das die Menschen bewegt wie kein anderes: für die Sehnsucht. Die Sehnsucht nach der Liebe, der Ferne, dem Glück, dem erfüllten Dasein, kurzum: dem Unerreichbaren.
Die "Zeitfragen" befassen sich mit der Bedeutung der Farbe Blau in der Literatur.