Auf einer Höllenfahrt ins Böse
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Die Figur des Jokers gilt nicht nur als Gegenspieler des Superhelden Batman, sondern als das Böse schlechthin. Allein 43 Darstellungen gibt es von ihm. Wenig bekannt ist, dass die Figur ihren Ursprung im Stummfilm der 20er-Jahre hat.
Wirres, wütendes oder wahnsinniges Gelächter - das ist das Markenzeichen des Jokers. Seit jeher der Batman-Gegenspieler. Am 10. Oktober 2019 kommt der Spielfilm "Joker" von Todd Phillips in die Kinos. Darin verkörpert Joaquin Phoenix den Möchtegern-Stand-up-Comedian Arthur Fleck, der sich peu à peu zum Joker wandelt.
Vom Comic auf die Leinwand
In der Filmgeschichte gab es 43 Joker-Darstellungen von Fernseh- und Animationsfilmen bis hin zu den großen Kinoerfolgen. Im Kosmos von Batman liege die Faszination des Bösewichts darin, ein starker Antagonist des Superhelden zu seien, erklärt Patrick Wellinski. Dabei hätten die Schöpfer des Comics eine gute Arbeit geleistet.
Außerdem werde beim Joker sehr viel mit den Urängsten zum Thema Clown gearbeitet. Dieser habe seit den 80er-Jahren etwas Unheimliches und Bösartiges. Es gebe psychoanalytische Theorien, die den Clown als eine Manifestation des Karnevalesken interpretierten: Ekstase gemischt mit der Angst. Dies werde vom Joker aus dem Badman-Universum gut verkörpert.
Nichts Helles, nur das Böse
Bei den Verfilmungen würden sich die Regisseure sehr auf das Comic aus dem Jahre 1988 beziehen. Dabei werde ein erfolgloser Komiker dargestellt. Diese Idee habe nun auch wieder Todd Phillips inspiriert, sagt Wellinski.
Egal ob im Comic oder im Film, die Joker-Figur durchlaufe eine Art Höllenfahrt. "Es gibt nichts Helles im Leben des Joker, deswegen wird er zum Joker. Es ist nur die Frage: Wie böse wird er letztendlich", erläutert Wellinski.
Gerade die Comic-Autoren haben immer wieder erklärt, dass das Aussehen des Jokers maßgeblich nach einer Figur aus dem Stummfilm "Der Mann, der lacht" von 1928 modelliert wurde. Dieser US-Film, gemacht von Deutschen, gelte als letzter Höhepunkt des expressionistischen Stummfilms. Dem Protagonisten werden die Mundwinkel aufgeschnitten, sodass es aussehe, als würde er immer lachen. Es sei erstaunlich, letztendlich schon 1928 den Joker zu sehen, so Wellinski.
Ins Hotelzimmer eingesperrt
In dieser frühen Joker-Darstellung habe die Figur noch über eine sexuelle Anziehungskraft verfügt, die später in den Comic-Darstellungen weggefallen sei - so unter anderem bei Jack Nicholson in der Verfilmung von Tim Burton aus dem Jahre 1989. Dabei sei indes das Zirkushafte unterstrichen worden.
Nichts Zirkushaftes mehr gibt es dann bei der Verfilmung "The Dark Knight" von Christopher Nolan. Heath Ledger, der den Joker spielt, wurde dafür postum 2009 mit dem Oscar als bester Nebendarsteller ausgezeichnet.
Heath Ledger hat sich laut eigenen Angaben für die Rolle zur Vorbereitung einen Monat in ein Hotelzimmer eingeschlossen und mit Stimmen und Lachen experimentiert, um am Ende einen Psychopathen zu mimen. Im Film verkörpere Ledger "das Böse in seiner nihilistischen Ausformung", sagt Wellinski.
Spaß für die Schauspieler
Nicholson, Ledger und Phoenix verbindet, dass sie das Prinzip des Method Acting verwenden. Sie durchleben ihre Figuren. Die Schauspieler verkörperten den Joker "unglaublich überzeugend", erläutert Wellinski. Dadurch – und durch den Tod von Heath Ledger – sei aber auch die Legende entstanden, dass die Rolle den Schauspieler kaputt mache.
Definiert werde jeder Joker-Darsteller vor allem durch sein Lachen. Und wie Ledger auch einmal bemerkt habe, mache es sehr viel Spaß, den Joker zu spielen.
(rzr)