Die Filme der Woche
Der lässige Gang, die abgefahrenen Klamotten, die freche Schnauze. Captain Jack Sparrow alias Johnny Depp ist als Dauer-Parodie auf alles, was dem Kino-Helden heilig war, in "Fluch der Karibik 2" zu sehen. In "Hwal - der Bogen" des Südkoreaners Kim Ki-Duk lebt ein alter Fischer mit einem jungen Mädchen auf seinem Boot. Kurz bevor er sie heiraten will, verliebt sie sich in einen Studenten.
Pirates of the Caribbean - Fluch der Karibik 2
USA 2006, Regie: Gore Verbinski, Darsteller: Johnny Depp, Orlando Bloom, Keira Knightley u.a.
"Fluch der Karibik 2"von Gore Verbinski, der sich zunächst mit überdurchschnittlichen Genre-Filmen wie "Mäusejagd" (1997), "The Mexican" (2001, mit Julia Roberts, Brad Pitt, Gene Hackman) und "The Ring" (2002) hervortat, bevor er vor drei Jahren mit d e m 140-Mio.-Dollar-Knaller in die Filmgeschichte einging und das eigentlich bis dato "totgesagte" Piratenfilm-Genre frank-fröhlich-frei neu aufputzte, wiederbelebte: "Pirates Of The Caribbean: The Curse Of The Black Pearl".
Er brachte weltweit mehr als 600 Mio. Dollar ein. Knapp sechs Millionen Zuschauer wollten alleine hierzulande "Fluch der Karibik" sehen. Der bis dahin eher mit "sensiblen" ("europäischen") Rollen aufwartende Hollywood-Hero Johnny Depp ("Edward mit den Scherenhänden", "Donnie Brasco", "Arizona Dream", "Ed Wood", "Dead Man", "Chocolat") tauchte plötzlich als "Spaß-Bär"-Captain Jack Sparrow auf. Als komischer Pirat, "zusammengesetzt" aus Typen wie: überkandidelte Cartoonfigur, eitler Popstar-Pfau, bekiffter Hippie, "Charley´s Tante auf dem Schiff", sprich: ulkige Piraten-Tunte.
Der lässige Gang, die hippen Bewegungen, die abgefahrenen Klamotten, die freche, coole Schnauze. Jack-Johnny als einzige Dauer-Parodie auf alles, was dem Kino-Helden heilig war, ist "politisch" völlig unkorrekt, gegen jeden ("guten") Geschmack.
Wie überhaupt die gesamte Chose so funktioniert(e): Ging man früher ins Kino, um "einzeln" entweder einen Piratenfilm oder einen Horrorfilm oder einen Fantasyfilm oder eine Komödie oder einen Liebesfilm oder einen Action-Film zu sehen, gibt es hier alles "unter einem Dach".
Der Disney-Themenpark versammelt sich hier "lebendig" wie komplett als herrlicher Popcorn-Filmjahrmarkt, als Klasse-Rummelplatz, als hochkarätige Kasperle-Veranstaltung, als grandiose circensische Trick-, Special-Effects-Gala. Der Schauwert ist enorm, und der "Zeremonienmeister" Johnny Depp verkörpert prächtig die Galionsfigur, die alles zusammenhält. Großes Entertainment, große "Bühne" KINTOPP.
Zwar fehlt nun im zweiten Teil der Trilogie etwas von der Leichtigkeit, von der Überraschung (natürlich) des Originals, nichtsdestotrotz: Auch hier läuft die Phantasie holterdipolter über. Depp-Sparrow gibt erneut "seinem kindischen Affen prächtig Ironie-Futter", tritt dennoch insgesamt etwas zurück, um dem aufwändigen, trickreichen Drumherum genügend Platz und Aufmerksamkeit zu schaffen.
Und so dürfen sich hier nun die herrlich-verunstalteten Zombie-Freunde kräftig austoben, währenddessen die Suche nach einer halbwegs nachvollziehbaren (schon gar nicht etwa logischen) Story schnell aufgegeben werden muss. Aber das bleibt komischerweise völlig wurscht, weil immer neue waghalsige Gefechte, Gestalten, Motive, Blödheiten köstlich "anmachen".
"Fluch der Karibik 2" (= für nunmehr 225 Mio Dollar hergestellt, hergezaubert und allein in den USA nach 17 Tagen bereits knapp 322 Mio Dollar einspielend) ist ein 150-Minuten-Film für die Fanmeile: Ein tolles Spektakel für die unterhaltungssüchtige Masse: Ein globales Volksvergnügen! Spielverderber unerwünscht!
Nur: Dieser geradezu abrupt-freche Schluss mit dem über-deutlichen Hinweis auf die nächste Show im nächsten Jahr lässt ob der (langen) Warterei eine augenzwinkernde "Verstimmung" aufkommen. Ansonsten aber: Die WM geht weiter, findet nun ab sofort im KINTOPP statt.....toll.
Hwal - Der Bogen
Südkorea 2005, Regie: Kim Ki-Duk, Darsteller: Jeon Sung-Hwan, Han Yeo-Reum u.a.
"Hwal - der Bogen" von Kim Ki-Duk; ist das genaue Gegenteil zum lautstarken, bunten Hollywood-Spektakel und genau d i e richtige Kino-Premieren-Alternative in dieser Woche.
Der südkoreanische Produzent, Autor und Regisseur, Jahrgang 1960, gilt als einer der "zornigen Filmkünstler Koreas" und wurde international zunächst durch Festivals wie die Berlinale oder Venedig bekannt.
Danach erreichte und begeisterte er mit seinen meditativen "Buddah-Movies" wie "Die Insel" (2000), "Frühling, Sommer, Herbst, Winter und...Frühling" (2003) oder zuletzt "Bin Jip - Leere Häuser" (2004) eine immer größer werdende cineastische Gemeinde. Die Werke des ehemaligen Malers kreisen immer wieder um dasselbe Thema, Motiv: Der ewige Dauer-Kreislauf menschlichen Lebens; der Mensch in seiner Struktur aus Einfältigkeit, Sinnvoller-Existieren-Wollend, zwischen Zärtlichkeit und Gewalt, schwach, sündig, sinnlich, voller Sehnsucht - aber keine Erfüllung findend.
Leise Geschichten, betörende Symbol-Bilder sind sein Markenzeichen: Ein Magier der Spiritualität, der Gedankenfülle, der Symbolik, der Metaphern, dessen Filme ebenso reich wie einfach-spannend und sinnlich sind, erscheinen.
Ein alter Fischer lebt seit langem mit einem jungen Mädchen auf seinem Boot. An deren 17. Geburtstag will er sie heiraten. Doch dann verliebt sich das Mädchen kurz davor in einen Studenten.
Der 12. Film von Kim Ki-duk, eine Co-Produktion Südkorea, Japan aus dem Vorjahr, ist ein philosophierend-märchenhaftes Generationen-Drama über Liebe, Abhängigkeit, Gewalt und wieder zum gedanklichen Eintauchen, zur Seelen-Suche hintergründig-unterhaltsam wie feinsinnig, spielerisch geeignet. Großes kleines, entdeckungsreiches, wunderbar "denkendes", faszinierendes (Arthouse-)LEBENS-Kino.
USA 2006, Regie: Gore Verbinski, Darsteller: Johnny Depp, Orlando Bloom, Keira Knightley u.a.
"Fluch der Karibik 2"von Gore Verbinski, der sich zunächst mit überdurchschnittlichen Genre-Filmen wie "Mäusejagd" (1997), "The Mexican" (2001, mit Julia Roberts, Brad Pitt, Gene Hackman) und "The Ring" (2002) hervortat, bevor er vor drei Jahren mit d e m 140-Mio.-Dollar-Knaller in die Filmgeschichte einging und das eigentlich bis dato "totgesagte" Piratenfilm-Genre frank-fröhlich-frei neu aufputzte, wiederbelebte: "Pirates Of The Caribbean: The Curse Of The Black Pearl".
Er brachte weltweit mehr als 600 Mio. Dollar ein. Knapp sechs Millionen Zuschauer wollten alleine hierzulande "Fluch der Karibik" sehen. Der bis dahin eher mit "sensiblen" ("europäischen") Rollen aufwartende Hollywood-Hero Johnny Depp ("Edward mit den Scherenhänden", "Donnie Brasco", "Arizona Dream", "Ed Wood", "Dead Man", "Chocolat") tauchte plötzlich als "Spaß-Bär"-Captain Jack Sparrow auf. Als komischer Pirat, "zusammengesetzt" aus Typen wie: überkandidelte Cartoonfigur, eitler Popstar-Pfau, bekiffter Hippie, "Charley´s Tante auf dem Schiff", sprich: ulkige Piraten-Tunte.
Der lässige Gang, die hippen Bewegungen, die abgefahrenen Klamotten, die freche, coole Schnauze. Jack-Johnny als einzige Dauer-Parodie auf alles, was dem Kino-Helden heilig war, ist "politisch" völlig unkorrekt, gegen jeden ("guten") Geschmack.
Wie überhaupt die gesamte Chose so funktioniert(e): Ging man früher ins Kino, um "einzeln" entweder einen Piratenfilm oder einen Horrorfilm oder einen Fantasyfilm oder eine Komödie oder einen Liebesfilm oder einen Action-Film zu sehen, gibt es hier alles "unter einem Dach".
Der Disney-Themenpark versammelt sich hier "lebendig" wie komplett als herrlicher Popcorn-Filmjahrmarkt, als Klasse-Rummelplatz, als hochkarätige Kasperle-Veranstaltung, als grandiose circensische Trick-, Special-Effects-Gala. Der Schauwert ist enorm, und der "Zeremonienmeister" Johnny Depp verkörpert prächtig die Galionsfigur, die alles zusammenhält. Großes Entertainment, große "Bühne" KINTOPP.
Zwar fehlt nun im zweiten Teil der Trilogie etwas von der Leichtigkeit, von der Überraschung (natürlich) des Originals, nichtsdestotrotz: Auch hier läuft die Phantasie holterdipolter über. Depp-Sparrow gibt erneut "seinem kindischen Affen prächtig Ironie-Futter", tritt dennoch insgesamt etwas zurück, um dem aufwändigen, trickreichen Drumherum genügend Platz und Aufmerksamkeit zu schaffen.
Und so dürfen sich hier nun die herrlich-verunstalteten Zombie-Freunde kräftig austoben, währenddessen die Suche nach einer halbwegs nachvollziehbaren (schon gar nicht etwa logischen) Story schnell aufgegeben werden muss. Aber das bleibt komischerweise völlig wurscht, weil immer neue waghalsige Gefechte, Gestalten, Motive, Blödheiten köstlich "anmachen".
"Fluch der Karibik 2" (= für nunmehr 225 Mio Dollar hergestellt, hergezaubert und allein in den USA nach 17 Tagen bereits knapp 322 Mio Dollar einspielend) ist ein 150-Minuten-Film für die Fanmeile: Ein tolles Spektakel für die unterhaltungssüchtige Masse: Ein globales Volksvergnügen! Spielverderber unerwünscht!
Nur: Dieser geradezu abrupt-freche Schluss mit dem über-deutlichen Hinweis auf die nächste Show im nächsten Jahr lässt ob der (langen) Warterei eine augenzwinkernde "Verstimmung" aufkommen. Ansonsten aber: Die WM geht weiter, findet nun ab sofort im KINTOPP statt.....toll.
Hwal - Der Bogen
Südkorea 2005, Regie: Kim Ki-Duk, Darsteller: Jeon Sung-Hwan, Han Yeo-Reum u.a.
"Hwal - der Bogen" von Kim Ki-Duk; ist das genaue Gegenteil zum lautstarken, bunten Hollywood-Spektakel und genau d i e richtige Kino-Premieren-Alternative in dieser Woche.
Der südkoreanische Produzent, Autor und Regisseur, Jahrgang 1960, gilt als einer der "zornigen Filmkünstler Koreas" und wurde international zunächst durch Festivals wie die Berlinale oder Venedig bekannt.
Danach erreichte und begeisterte er mit seinen meditativen "Buddah-Movies" wie "Die Insel" (2000), "Frühling, Sommer, Herbst, Winter und...Frühling" (2003) oder zuletzt "Bin Jip - Leere Häuser" (2004) eine immer größer werdende cineastische Gemeinde. Die Werke des ehemaligen Malers kreisen immer wieder um dasselbe Thema, Motiv: Der ewige Dauer-Kreislauf menschlichen Lebens; der Mensch in seiner Struktur aus Einfältigkeit, Sinnvoller-Existieren-Wollend, zwischen Zärtlichkeit und Gewalt, schwach, sündig, sinnlich, voller Sehnsucht - aber keine Erfüllung findend.
Leise Geschichten, betörende Symbol-Bilder sind sein Markenzeichen: Ein Magier der Spiritualität, der Gedankenfülle, der Symbolik, der Metaphern, dessen Filme ebenso reich wie einfach-spannend und sinnlich sind, erscheinen.
Ein alter Fischer lebt seit langem mit einem jungen Mädchen auf seinem Boot. An deren 17. Geburtstag will er sie heiraten. Doch dann verliebt sich das Mädchen kurz davor in einen Studenten.
Der 12. Film von Kim Ki-duk, eine Co-Produktion Südkorea, Japan aus dem Vorjahr, ist ein philosophierend-märchenhaftes Generationen-Drama über Liebe, Abhängigkeit, Gewalt und wieder zum gedanklichen Eintauchen, zur Seelen-Suche hintergründig-unterhaltsam wie feinsinnig, spielerisch geeignet. Großes kleines, entdeckungsreiches, wunderbar "denkendes", faszinierendes (Arthouse-)LEBENS-Kino.