Die Filmstarts der Woche

Von Hannelore Heider |
Eine Paraderolle für Gérard Dépardieu ist "Boudou - Ein liebenswerter Schnorrer". Er spielt darin einen Underdog, der schockieren und verführen kann. Wie schon in ihrer "Geschichte vom weinenden Kamel" führt uns die gebürtige Mongolin Byambasuren Davaa in ihrem neuen Film in ihre Heimat.
Boudu - Ein liebenswerter Schnorrer

Frankreich 2005
Regie: Gérard Jugnot
Darsteller: Gérard Dépardieu, Catherine Frot, Gérard Jugnot

Auch dieses Remake eines Kinoklassikers – Jean Renoir drehte 1932 "Boudu, aus den Wassern gerettet" – beruht auf einem Theaterstück, das offensichtlich nicht nur eine Gesellschaftssatire, sondern auch eine deutlich heiterere, aber immer noch ziemlich anarchische Komödie ist.

Denn der Underdog Boudu, den ein braver Bürger aus dem Wasser zieht und fürderhin nicht mehr los wird, führt durch seine bloße ungeschlachte Anwesenheit die schöne bürgerliche Scheinwelt ad absurdum. Er wirkt nicht nur als Katalysator für bittere Erkenntnisse, sondern auch als Arzt eingebildeter Kranker, die er kraft seiner Männlichkeit und unbekümmerten Moral kurieren kann.

So schwängert er sowohl Ehefrauen und als auch Sekretärinnen, bringt säumige Künstler zu ungeahnter Produktivität und rettet damit den Herrn des Hauses, einen Kunstgaleristen vor dem Ruin, derweil er ihn gleichermaßen in den Wahnsinn treibt.

Boudu ist eine Paraderolle für Gérard Dépardieu, der sowohl schockieren als auch verführen darf. Gérard Jugnot (Hauptdarsteller aus "Die Kinder des Monsieur Mathieu") ist sein bürgerlicher Gegenspieler und auch Regisseur des Filmes und Catherine Frot hat die schönste Rolle als wieder zum Leben erweckte bürgerliche Ehefrau, die in Boudu ihren Herrn und Meister gefunden hat.

Die Höhle des gelben Hundes - eine Geschichte aus der Mongolei

Deutschland 2005
Regie und Buch: Byambasuren Davaa
Darsteller: Urjindorj Batchuluun, Buyandulam Darambadi Batchuluun, Nansai Batchuluun u.a. aus der mongolischen Nomadenfamilie Batchuluun

Wie schon in ihrer "Geschichte vom weinenden Kamel" führt uns die gebürtige Mongolin Byambasuren Davaa in ihre Heimat. In der mongolischen Steppe, erzählt sie wieder eine halb-dokumentarische Geschichte aus dem Leben einer Nomadenfamilie, wie es das in der Realität wohl schon gar nicht mehr gibt. Eine Vermutung, die auch ihr erster, deutlich konfliktreicherer Film, nahe legt.

Am Beginn des Sommers kommt die siebenjährige Tochter aus der Schule wieder ins Nomadenzelt und zeigt stolz ihre Hefte. Aber schon am nächsten Tag steht sie ganz selbstverständlich neben der Mutter und sorgt für die kleineren Geschwister. Nur als ihr der Vater den Besitz eines kleinen Hundes verbietet, begeht das Mädchen auf.

Am Ende der minimalistischen Handlung beweist dieser Freund des Menschen auch seinen großen Wert in der wilden Steppe, in der immer noch Wölfe die Herden und Kinder bedrohen.

So interessant dieses authentische Sittenbild nomadischer Kultur auch ist, zeigt dieser Nachfolgefilm doch nichts Neues, schlägt keine eigenen Konfliktlinien auf, so dass man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, die junge mongolische Regisseurin möchte einfach an den Erfolg der "Geschichte vom weinenden Kamel" anknüpfen. Was ihr auch gelingen könnte, denn wieder beeindrucken die wunderbaren Naturaufnahmen und das präzise und ausdrucksstark geschilderte "einfache Leben" charaktervoller Helden.