Die Filmstarts der Woche
Der Held in dem kanadischen Film "Die andere Seite des Mondes" hegt als Forscher eine Leidenschaft für den Weltraum. Sein privates Leben aber ist ein Fiasko. Die von Judi Dench gespielte Lady Laura Henderson ist eine Witwe, die ein altes Theater kauft. Mit der ersten Nacktrevue startet sie das Londoner Gegenstück zum Pariser Moulin Rouge.
"Die andere Seite des Mondes"
Kanada 2003, Regie/DB: Robert Lepage, Hauptdarsteller: Robert Lepage (Philipp/André), Anne-Marie Cadieux, Marco Paulin, Céline Bonnier, ohne Altersbeschränkung
Der kanadische Dramatiker und Filmemacher Robert Lepage hat aus seinem gleichnamigen Theaterstück "La Face Cachée De La Lune" einen so melancholischen wie witzigen Film über die Seelenlandschaft eines ungewöhnlichen Menschen gemacht. Wobei schon der Titel (besser noch der französische) sagt, dass es eine Erkundung in bisher Unbekanntes, Geheimnisvolles ist.
Denn die andere Seite des Mondes ist die verdeckte, die dunkle Seite, die uns erst durch russische Weltraumaufnahmen entdeckt wurde. Angefangen mit Ziolkowski, hatte Philipp, der Held des Filmes, schon immer eine Leidenschaft für die Entdeckungen der russischen Weltraumpioniere.
Anders als seine Landsleute, die nicht einmal wissen, dass die Russen auch im All waren, ist Philipp (Robert Lepage) vom Weltraum, von der kleinen Insel darin, die die Menschen bewohnen, und vor allem von der Frage, ob es andere Intelligenzen außer der humanan gibt, besessen. Noch als 40-Jähriger schlägt er sich mit Gelegenheitsjobs durch und versucht, eine Doktorarbeit zu verteidigen, die die philosophischen Fragen der Weltraumforschung in provokante Thesen fasst.
Sein tägliches Leben aber ist ein Fiasko und nach dem Tod seiner geliebten Mutter ist es höchste Zeit, sich diesem Problem zu stellen. Zumal er in seinem jüngeren, oberflächlichen aber beruflich erfolgreichen Bruder André (ebenfalls in einer Doppelrolle gespielt von Robert Lepage) einen ständigen Widerpart hat.
Die beiden leben im Zustand des Kalten Krieges wie einst die Russen und die Amerikaner im Wettlauf zum Mond, aber der Verlust der gewohnten Existenz hat Philipps Weltall atomisiert. Nur dass Philipp das erst realisieren muss. Es gelingt und der sympathische Träumer Philipp muss dafür seine Leidenschaften nicht aufgeben.
Durch einen Wettbewerb animiert, dreht er ein Video über die banale Existenz des Menschen und webt in diese witzigen Reflektionen all seine Ansichten und Träume über die Erdexistenz und das Weltall mit ein. In Rückblenden auf die Großtaten der russischen Weltraumpioniere und Überblendungen, in denen die banalsten Alltagsgegenstände immer auch ein Fenster ins All eröffnen, tauchen wir in die so bizarre wie reiche Seelenlandschaft Philipps ein, die melancholisch gestimmt ist und doch immer wieder trocken humorig aufgeheitert wird - denn Verlust und Gewinn einer Existenz auf der anderen Seite des Mondes halten sich durchaus die Waage.
"Lady Henderson präsentiert"
Großbritannien 2005, Regie: Stephen Frears, Hauptdarsteller: Judi Dench, Bob Hoskins, ab 6 Jahren
Stephen Frears erzählt in seinem Film "Mrs. Henderson präsentiert” die wahre Geschichte des berühmten Londoner Windmill Theatres. Sie beginnt mit einer ungewöhnlichen Witwenschaft. Lady Henderson, grandios wie immer Dame Judi Dench, ist von den gewöhnlichen Witwenamüsements wie Wohlständigkeitsmärkten und Stricken wenig begeistert. Sie will das viele Geld, das der ungeliebte Mann in Indien gemacht hat, investieren.
Dabei kannte sie das Wort vorher nicht einmal, genauso wenig wie jeden etwas verruchten Bezirk im Londoner Westend, wo sie auf einer Regenfahrt aus dem Fenster ihrer Limousine ein leerstehendes, verfallenes Theater entdeckt und beschließt, genau das zum Zentrum ihres Wirkens fürderhin zu machen. Mit genau demselben entschlossenen Sarkasmus einer älteren, sich aber gar nicht alt fühlenden Dame, die die ersten Szenen so köstlich macht, geht sie an die Umsetzung ihres Planes und engagiert ausgerechnet den, wie sie später erfährt, holländischen Juden Vivian Van Damm. Er wird ihr sachkundiger und engagierter Manager (Bob Hoskins).
Und damit ist der wunderbare Kampfplatz für zwei Sturköpfe eröffnet, die sich in so deutlichen wie delikaten Dialogen eigentlich um alles streiten, antijüdische Ressentiments eingeschlossen. Bis dahin spielt die Zeit (vor dem 2. Weltkrieg) für die Wirkung des Filmes keine Rolle, es ist ein köstliches Beziehungsgefecht, das um Nichtigkeiten, aber mit zwei brillanten Könnern ausgefochten wird und somit bestes Schauspielerkino ist - wenn auch im nostalgischen Gewand und mit einer gar nicht altjüngferlichen, sondern als Frau sehr reizvollen Judi Dench.
Lady Henderson ertrotzt dank bester Beziehungen sogar die Erlaubnis von Lord Chamberlain, nackte Damen auf der Bühne präsentieren zu dürfen, freilich als bewegungslose Statuen. Denn das Erfolgsrezept beschwingter Musicals hat Schule gemacht und die Einnahmen fließen immer spärlicher. Bis der Krieg kommt und die deutschen Bomben dem Theaterleben in London ein Ende machen.
In dieser schwierigen Situation hat sich die wahre Lady Henderson als mutige und kluge Frau erwiesen und den Spielbetrieb trotz Verboten und Verlusten in den Reihen der Schauspieler aufrechterhalten. Diese patriotische Großtat wird dann auch als solche, nämlich mit viel Pathos inszeniert, was ein deutlicher Bruch zum frivolen, spritzigen ersten Teil des Filmes ist. Wiewohl es Judi Dench und Bob Hoskins immer wieder gelingt, intime, anrührende Szenen herauszuspielen. Das sollte den bis dahin ganz sicher begeisterten Zuschauer zu gerührter Anteilnahme auch für den melodramatischen Schluss verführen.
Kanada 2003, Regie/DB: Robert Lepage, Hauptdarsteller: Robert Lepage (Philipp/André), Anne-Marie Cadieux, Marco Paulin, Céline Bonnier, ohne Altersbeschränkung
Der kanadische Dramatiker und Filmemacher Robert Lepage hat aus seinem gleichnamigen Theaterstück "La Face Cachée De La Lune" einen so melancholischen wie witzigen Film über die Seelenlandschaft eines ungewöhnlichen Menschen gemacht. Wobei schon der Titel (besser noch der französische) sagt, dass es eine Erkundung in bisher Unbekanntes, Geheimnisvolles ist.
Denn die andere Seite des Mondes ist die verdeckte, die dunkle Seite, die uns erst durch russische Weltraumaufnahmen entdeckt wurde. Angefangen mit Ziolkowski, hatte Philipp, der Held des Filmes, schon immer eine Leidenschaft für die Entdeckungen der russischen Weltraumpioniere.
Anders als seine Landsleute, die nicht einmal wissen, dass die Russen auch im All waren, ist Philipp (Robert Lepage) vom Weltraum, von der kleinen Insel darin, die die Menschen bewohnen, und vor allem von der Frage, ob es andere Intelligenzen außer der humanan gibt, besessen. Noch als 40-Jähriger schlägt er sich mit Gelegenheitsjobs durch und versucht, eine Doktorarbeit zu verteidigen, die die philosophischen Fragen der Weltraumforschung in provokante Thesen fasst.
Sein tägliches Leben aber ist ein Fiasko und nach dem Tod seiner geliebten Mutter ist es höchste Zeit, sich diesem Problem zu stellen. Zumal er in seinem jüngeren, oberflächlichen aber beruflich erfolgreichen Bruder André (ebenfalls in einer Doppelrolle gespielt von Robert Lepage) einen ständigen Widerpart hat.
Die beiden leben im Zustand des Kalten Krieges wie einst die Russen und die Amerikaner im Wettlauf zum Mond, aber der Verlust der gewohnten Existenz hat Philipps Weltall atomisiert. Nur dass Philipp das erst realisieren muss. Es gelingt und der sympathische Träumer Philipp muss dafür seine Leidenschaften nicht aufgeben.
Durch einen Wettbewerb animiert, dreht er ein Video über die banale Existenz des Menschen und webt in diese witzigen Reflektionen all seine Ansichten und Träume über die Erdexistenz und das Weltall mit ein. In Rückblenden auf die Großtaten der russischen Weltraumpioniere und Überblendungen, in denen die banalsten Alltagsgegenstände immer auch ein Fenster ins All eröffnen, tauchen wir in die so bizarre wie reiche Seelenlandschaft Philipps ein, die melancholisch gestimmt ist und doch immer wieder trocken humorig aufgeheitert wird - denn Verlust und Gewinn einer Existenz auf der anderen Seite des Mondes halten sich durchaus die Waage.
"Lady Henderson präsentiert"
Großbritannien 2005, Regie: Stephen Frears, Hauptdarsteller: Judi Dench, Bob Hoskins, ab 6 Jahren
Stephen Frears erzählt in seinem Film "Mrs. Henderson präsentiert” die wahre Geschichte des berühmten Londoner Windmill Theatres. Sie beginnt mit einer ungewöhnlichen Witwenschaft. Lady Henderson, grandios wie immer Dame Judi Dench, ist von den gewöhnlichen Witwenamüsements wie Wohlständigkeitsmärkten und Stricken wenig begeistert. Sie will das viele Geld, das der ungeliebte Mann in Indien gemacht hat, investieren.
Dabei kannte sie das Wort vorher nicht einmal, genauso wenig wie jeden etwas verruchten Bezirk im Londoner Westend, wo sie auf einer Regenfahrt aus dem Fenster ihrer Limousine ein leerstehendes, verfallenes Theater entdeckt und beschließt, genau das zum Zentrum ihres Wirkens fürderhin zu machen. Mit genau demselben entschlossenen Sarkasmus einer älteren, sich aber gar nicht alt fühlenden Dame, die die ersten Szenen so köstlich macht, geht sie an die Umsetzung ihres Planes und engagiert ausgerechnet den, wie sie später erfährt, holländischen Juden Vivian Van Damm. Er wird ihr sachkundiger und engagierter Manager (Bob Hoskins).
Und damit ist der wunderbare Kampfplatz für zwei Sturköpfe eröffnet, die sich in so deutlichen wie delikaten Dialogen eigentlich um alles streiten, antijüdische Ressentiments eingeschlossen. Bis dahin spielt die Zeit (vor dem 2. Weltkrieg) für die Wirkung des Filmes keine Rolle, es ist ein köstliches Beziehungsgefecht, das um Nichtigkeiten, aber mit zwei brillanten Könnern ausgefochten wird und somit bestes Schauspielerkino ist - wenn auch im nostalgischen Gewand und mit einer gar nicht altjüngferlichen, sondern als Frau sehr reizvollen Judi Dench.
Lady Henderson ertrotzt dank bester Beziehungen sogar die Erlaubnis von Lord Chamberlain, nackte Damen auf der Bühne präsentieren zu dürfen, freilich als bewegungslose Statuen. Denn das Erfolgsrezept beschwingter Musicals hat Schule gemacht und die Einnahmen fließen immer spärlicher. Bis der Krieg kommt und die deutschen Bomben dem Theaterleben in London ein Ende machen.
In dieser schwierigen Situation hat sich die wahre Lady Henderson als mutige und kluge Frau erwiesen und den Spielbetrieb trotz Verboten und Verlusten in den Reihen der Schauspieler aufrechterhalten. Diese patriotische Großtat wird dann auch als solche, nämlich mit viel Pathos inszeniert, was ein deutlicher Bruch zum frivolen, spritzigen ersten Teil des Filmes ist. Wiewohl es Judi Dench und Bob Hoskins immer wieder gelingt, intime, anrührende Szenen herauszuspielen. Das sollte den bis dahin ganz sicher begeisterten Zuschauer zu gerührter Anteilnahme auch für den melodramatischen Schluss verführen.

Die britische Schauspielerin Judi Dench bei der 78. Oscar-Verleihung in Los Angeles 2006© AP Archiv