Die Fortsetzung eines Kultfilms

Jimi Mistry spielt Tariq, den dritten Sohn von George und Ella
Jimi Mistry spielt Tariq, den dritten Sohn von George und Ella © picture alliance / dpa
Von Jörg Taszman |
Mit "West is West" ist Andy DeEmmony eine filmische Reflektion über die Rolle der Familie gelungen. Nicht nur den Hauptdarstellern sondern auch die Nebenfiguren verleiht er dabei eine gewisse Tiefe und berührt damit das Publikum - eine gelungene Fortsetzung des Kassenschlagers "East is East".
Nach der Culture-Clash-Komödie "East is East" (1999) über eine britisch-pakistanische Familie in England 1971 folgte zwölf Jahre später mit "West is West" eine Fortsetzung, die etwas nachdenklicher und dramaturgisch komplexer ausfällt.

Salford der Arbeiterbezirk in Manchester vier Jahre nach "East is East". Der seit über 30 Jahren in England lebende Pakistani George Khan möchte wenigstens den jüngsten Sohn, den 15-jährigen Sajid vor den westlichen Einflüssen retten. Dabei interessiert sich der Sprössling nicht wirklich für die Traditionen seiner pakistanischen Vorfahren. Im Gegenteil als Sohn eines "Pakis" wird er in der Schule gehänselt und drangsaliert. Der Reise mit dem Vater ins entfernte Pakistan sieht er ohne jegliche Freude entgegen.

Beginnt auch die Fortsetzung des Kultfilms "East is East" noch in England und als eine durchaus schrille Komödie, so wechselt der Autor Ayub Khan-Din die Perspektive sobald die Handlung in Pakistan einsetzt.

Der autoritäre und etwas weltfremde George, den Omar Puri wieder wunderbar großspurig, autoritär aber auch völlig überfordert verkörpert, muss sich in seiner Heimat der Vergangenheit stellen. Vor über 35 Jahren hatte er dort in seinem Heimatdorf seine erste Familie sitzen gelassen. Jahrzehntelang schickte er nur noch Geld, heiratete in England ein zweites Mal und ließ sich nie wieder blicken. Durchaus voll schlechtem Gewissen beschließt er spontan der pakistanischen Familie ein Haus zu bauen. Seiner britischen Ehefrau Ella sagt er davon nichts.

Obwohl man auch bei dieser Fortsetzung viel schmunzeln und lachen kann, ist der Film nachdenklicher und ernster als sein Vorgänger. "West is West" wird so zu einer filmischen Reflektion über die Rolle der Familie, die klassische Rolle von Männern und Frauen zwischen Pakistan und England. Dabei gelingt es den Filmemachern, auch vielen Nebenfiguren eine gewisse Tiefe zu verliehen. Der größte Unterschied zwischen "East is East" und "West is West" besteht darin, dass man im ersten Film meist nur gelacht hat. Diesmal ist man als Zuschauer auch wirklich berührt.

GB 2010, Regie: Andy DeEmmony, Drehbuch: Ayub Khan-Din, Darsteller: Aqib Khan, Om Puri, Jimi Mistry, Linda Bassett, FSK ab 6, 103 Minuten