Die Frau am Steuer

Von Sabine Eichhorst |
Geborene Ostpreußin, gewordene Hamburgerin. Herausragende Intellektuelle, moralische Instanz, rasante Autofahrerin - Marion Gräfin Dönhoff. 1946 trat sie in die Redaktion der "ZEIT" ein, ab 1972 war sie deren Herausgeberin.
Bis zu ihrem Tod 2002 mischte sie sich in gesellschaftliche und politische Debatten ein, hinterließ Spuren, weil eine gradlinige, aufrechte Frau von klarem Verstand und aufgeklärtem Geist. Marion Gräfin Dönhoff und Hamburg - ein interessantes Verhältnis. Morgen wäre die Aristokratin von bestem Schlag 100 Jahre alt geworden.

Von Beust: "Hamburg nimmt Abschied von Marion Gräfin Dönhoff."

Am Ende ihres Lebens hielt die erste Rede: der Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg.

Von Beust: "Hamburg war zwar nicht ihre Heimat, doch unsere Stadt wurde ihr nach 1945 zum neuen Lebensmittelpunkt. Gewiss, der Verlust der angestammten Heimat schmerzte zeitlebens, aber gerade deshalb war ihr bewusster Verzicht auf die Heimat auch so glaubwürdig. Sie war es, die den Satz prägte: ‚Vielleicht ist es der höchste Grad der Liebe: zu lieben, ohne zu besitzen.’"

Ostpreußen. Weites Land – Seen, Wiesen, Wälder, Hügel, prächtige Alleen. Am 2. Dezember 1909 wird auf Schloss Friedrichstein, östlich von Königsberg, Marion Hedda Ilse Gräfin Dönhoff geboren. Der Vater Mitglied des Preußischen Herrenhauses und Reichtagsabgeordneter, die Mutter Palastdame der Kaiserin Auguste Viktoria und sehr auf Konventionen bedacht, Untertänigst guten Morgen, Exzellenz, grüßt das Personal.

Marion, jüngstes von sieben Kindern, wächst mit Kutschern und Kindermädchen auf, mit Stubenmädchen, Dienern, Köchinnen, Hauslehrern, Knechten. Ein privilegiertes Leben. Doch Privilegien, lernt das Kind, bedeuten soziale Verantwortung.

Dönhoff: ""Die große Disziplin, die herrschte, die auch ohne gewaltsame Autorität vor sich ging – das war einfach die Atmosphäre des Hauses. Dann größte Sparsamkeit: Ich war die Jüngste, ich musste immer die Sachen meiner älteren Geschwister tragen, bekam nie was Neues. Und Verantwortung für das Ganze! Das war natürlich viel einfacher in so einer hierarchischen Gesellschaft, wo das Ganze einen Organismus bildete und die unten nur zufrieden waren, wenn die oben, und die oben nur, wenn die unten. Das ist in der egalitären Gesellschaft viel schwieriger."

1928 macht Marion Dönhoff Abitur.

In Frankfurt am Main studiert sie Volkswirtschaft; wird bald die rote Gräfin genannt, weil sie die Kommunisten im Widerstand gegen Hitler unterstützt. In Basel promoviert sie – sie möchte Wissenschaftlerin werden, schreiben. Doch sie kehrt zurück nach Ostpreußen; ihre Brüder sind im Krieg und jemand muss den Besitz verwalten. Gleichzeitig übernimmt sie Kurierdienste für die Gruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg und Helmuth James Graf von Moltke.

Dönhoff: "Wir hatten alle dieselben Ansichten: dass dies ein absolut unmoralisches System ist. Zunächst hatte man natürlich gedacht, man könnte den eliminieren irgendwie, aber je länger es dauerte, desto mehr kam man auf den Gedanken, er muss umgebracht werden, anders geht’s nicht."

Das Attentat misslingt. Die Widerständler werden hingerichtet. Im Januar ’45 flieht die Gräfin vor den Russen, sieben Wochen Ritt gen Westen durch Schnee und Eis, sie lässt ihr altes Leben hinter sich. Sie ist 35 Jahre alt.

Ihr neues Leben beginnt in Hamburg, als Journalistin. Ein Zufall, sagt Marion Dönhoff später. Nach dem Krieg habe sie das Verhalten der Alliierten befremdet, darum habe sie Memoranden an die britische Militärregierung geschrieben – doch die kommen dort wohl nie an, landen stattdessen bei vier Männern, die gerade eine Zeitung gründen – und die Unbekannte einladen. Am 1. März 1946 tritt Marion Gräfin Dönhoff – als erste und damals einzige Frau – in die Redaktion der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit" ein.

Dönhoff: "Wozu schreiben wir? Darüber brauchte man sich gar nicht zu unterhalten, das war vollkommen klar! Es war ein großer geistiger Aufbruch nach einer fürchterlichen Zeit der Rechtlosigkeit. Es ging uns vorwiegend um Recht, um Recht und Freiheit, das waren die beiden Dinge."

Drei Wochen später in Ausgabe fünf ihre ersten Artikel: "Wir stehen mit leeren Händen in einer entzauberten Welt", schreibt sie. "Opferbereitschaft, Heldentum, Ehre, Treue, das alles ist fragwürdig geworden. Es nützt nichts, jetzt mit messerscharfem Verstand und skeptischem Herzen prüfen zu wollen, was die Vernichtung überstanden hat, es ist nicht damit getan, neue Ideale neben die alten oder an ihre Stelle zu setzen, was allein notwenig ist, ist die geistige Wandlung des Menschen. Die Humanitas: das Bild, das der Mensch vom Menschsein hat, muss von Grund auf erneuert werden."

Die Stadt ahnt damals noch nichts von ihrer Zukunft als Medienmetropole. Die Mitarbeiter der Zeit arbeiten im zerbombten Pressehaus am Speersort. Manche schlafen dort. Die Gräfin quartiert Mit-Herausgeber Gerd Bucerius allerdings bei Freunden ein. Ihr erstes Zuhause in der Hansestadt: ein spartanisches Zimmer nahe der Alster, eine Couch mit kaputten Sprungfedern, baden einmal pro Woche. Sie klagt nicht. Sie fremdelt auch nicht. Sie arbeitet.

Sommer: "Sie hat ja nun Entscheidendes dazu beigetragen, dass Die Zeit eine in Deutschland weithin angesehene Zeitung wurde."

Theo Sommer, der Ende der 50er Jahre zurzeit kam und über Jahrzehnte eng mit Marion Dönhoff zusammenarbeitete.

Sommer: "Gleichzeitig erschien hier der "Stern", der "Spiegel" – die saßen übrigens alle vor 50 Jahren im Pressehaus am Speersort. Und auf der anderen Seite der Innenstadt saß Springer. Es war schon die Medienstadt. Dazu hat sie einiges beigetragen, dass das so wurde und blieb. Das war natürlich auch nicht möglich ohne Verlegerpersönlichkeiten, die das möglich machten. Die Hamburger Verleger haben es möglich gemacht, dass die in Hamburg tätigen Redakteure sich entfalten konnten."

1954 veröffentlicht der Staatsrechtler Carl Schmitt einen Artikel: "Im Vorraum der Macht." Ein NS-Jurist in der Zeit? Warum nicht, sagt Chefredakteur Richard Tüngel. Marion Dönhoff kündigt, geht nach Amerika, dann nach London, zum Observer. Im Jahr darauf verlässt Tüngel die Zeitung und Verleger Gerd Bucerius holt die Gräfin zurück. Sie wird Ressortleiterin für Politik, 1968 Chefredakteurin, 1973 Herausgeberin und bleibt das bis zu ihrem Tod. Geprägt von Nazi-Diktatur und Vertreibung widmet sie sich politischen und gesellschaftlichen Themen ihrer Zeit, außen- wie innenpolitischen.

Dönhoff: "Mein Prinzip war immer: Man muss dort, wo die Seele aufkocht und alles furchtbar emotionalisiert wird, versuchen zu dämpfen, also die Probleme rationalisieren und die Stimmung entemotionalisieren, nach Möglichkeit. Also immer kontradiktorisch agieren. Oder wenn Leute zu pragmatisch werden und nur noch opportunistisch sind, dann sagen: Moralisch muss das aber so und so sein."

Sommer: "Da haben sich zwei getroffen und ich glaube, sie haben sich getroffen in der Weltoffenheit, die beiden eigen ist: der Stadt wie der Gräfin. Ob sie selbst mehr liberal war oder mehr konservativ – darüber kann man lange streiten, ich glaube, sie war konservativ in allem, was Staat und Gesellschaft anging, aber sehr liberal, verständnisvoll für alles, was mit Individuen zu tun hatte. Marion Dönhoffs Preußentum war ja kein Preußentum des Stechschritts und der Prügelstrafe. Sondern es war ein Preußentum primärer Tugenden: Ehrlichkeit, Sauberkeit, Anstand, Selbstbeherrschung, Disziplin. Das sind alles Tugenden, die den Tugenden des ehrbaren Kaufmanns, der ja in Hamburg zu Hause war, doch sehr nahe kamen."

Bucerius als Verleger und Inhaber und die Gräfin als Redakteurin, Chefredakteurin und Herausgeberin bringen "Die Zeit" auf liberalen Kurs. Ihre Dispute dabei sind legendär: Er ist für Erhardt als Nachfolger Adenauers – sie findet ihn unzulänglich. Er begeistert sich für einen satirischen Artikeln – sie findet ihn geschmacklos. Er will die Zeitung auflockern, ein buntes Magazin beilegen, Anzeigenkunden gewinnen – sie warnt vor kommerziellem Denken.

Er findet die Zeit "zu herbe", man müsse sich auch um die überwältigende Zahl "der nun einmal einfältigeren Leser" kümmern, Dönhoff "überschätze das Denkvermögen Ihrer Leser". Sie schießt zurück: "Sie sollten die Zeit als Sympathisant lesen, nicht mit geschwärzter Brille" und: "Wenn Sie Recht hätten, verstehe ich wirklich nicht, warum wir annähernd eine Million Leser haben."

Mit dem Verlust ihrer Heimat Ostpreußen tut sich die Wahl-Hamburgerin lange schwer. Trotzdem unterstützt Marion Gräfin Dönhoff Willy Brandts Ost-Politik – überzeugt, dass nur Versöhnung Deutschen und Polen eine Zukunft bietet. Sie und Die Zeit, wird Brandt später sagen, haben das Volk auf unsere Ostpolitik vorbereitet. Als er die Gräfin 1970 einlädt, ihn zur Unterzeichnung der Warschauer Verträge nach Polen zu begleiten, sagt sie allerdings kurzfristig ab. Sie wolle nicht persönlich dabei sein, wenn auf den Verlust ihrer Heimat mit Sekt angestoßen wird. Sie habe das Gefühl: Das halte ich nicht aus.

Sommer: "Obwohl sie sagte: Heimat ist eigentlich das, wo man groß geworden ist, wo man durch die Wälder geritten ist in ihrem Fall, in den Seen gebadet hat – aber sie hat sich doch sehr wohlgefühlt in Hamburg."

Dönhoff: "Meine zweite Heimat, ganz sicher. Ich würde nicht gern in irgendeiner anderen Stadt im Westen leben. Natürlich ist meine eigentliche Heimat immer noch Ostpreußen – als Vorstellung, nicht als Ziel, ich gehöre nicht zu denen, die einen Kreuzzug für den verlorenen Osten machen wollen."

Sommer: "Schon die Aussage, sie möchte in keiner anderen Stadt leben, nachdem sie ja nun nicht mehr in der eigenen Heimat leben konnte… – die besagt sehr viel für sie."

Dönhoff: "Wir haben in den Wochen und Monaten, die hinter uns liegen …"

1971 erhält Marion Gräfin Dönhoff den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels: für ihre "Politik der Versöhnung und Verständigung zwischen den Nationen in Ost und West". Zwei Mal kehrt sie in ihre – inzwischen russische – Heimat zurück: 1989, als sie bereits seit über vierzig Jahre in Hamburg lebt, sucht sie nach ihrem Elternhaus und findet nicht einmal einen Trümmerhaufen; Friedrichstein war beim Einmarsch der Russen abgebrannt. 1992 reist sie zur Einweihung des Kant-Denkmals, dass sie mit Hilfe von Spenden der Zeit-Leser gestiftet hat, wieder nach Kaliningrad. Erlebt erneut, dass die Welt, die sie gekannt hat, vollkommen ausgelöscht ist.

Am Tag darauf fliegt sie nach Hamburg zurück.

"In Hamburg gibt es ganz nahe bei Blankenese eine fast ostpreußische Landschaft, darum wohne ich so gern in jener Gegend", schreibt sie 1988 in Kindheit in Ostpreußen. "Aber einen Frosch habe ich dort in den Wiesen noch nie bemerkt. Manchmal wird es Sommer, ehe ich den ersten Schmetterling sehe, und nachts höre ich nur das Geräusch der vorüberfahrenden Autos oder das Klappen ihrer Türen, wenn jemand ein- oder aussteigt. Es ist eine armselige Welt."

Die Hansestadt ihrerseits verneigt sich vor Marion Dönhoff. Macht sie 1999 zur Ehrenbürgerin.

Runde: "Gräfin Dönhoff ist in Deutschland und weit darüber hinaus bekannt als Instanz des liberalen Journalismus, eines Journalismus, der der Vernunft und Menschlichkeit verpflichtet ist."

Der damalige Bürgermeister Ortwin Runde in seiner Laudatio.

Runde: "Die Verleihung der Ehrenbürgerwürde ist Ausdruck unseres Danks für das Lebenswerk einer großen Publizistin, einer großen Demokratin."

Dönhoff: "Ich weiß wirklich nicht, wie man für so eine Ehre danken kann. Eine so ungewöhnliche und für mich fast unbegreifliche Ehre. Es gibt viele Preise, aber von der Bürgerschaft, von der demokratischen Bürgerschaft in Hamburg einen solchen Preis zu bekommen, das ist eine ganz unwahrscheinliche Sache und eine sehr beschwingendes Gefühl."

Dabei ist sie in den vergangenen Jahren – international – mit Preisen, Ehrenbürgerschaften und Ehrendoktoraten überhäuft worden.

Dönhoff: "Diese Sache finde ich ganz ungewöhnlich, weil Hamburg ist ja auch sehr sparsam gewesen mit dieser Auszeichnung. Und insofern finde ich, dass die Hamburger einen, der von außen kommt und noch dazu aus einem Milieu, das nicht alle anerkennen, das finde ich sehr schön."

Dann ist aber wieder Schluss: Ihre preußische Erziehung verbiete ihr, Zustimmung, die über das übliche Maß hinausgehe, ernst zu nehmen. Was auch eine sehr hanseatische Haltung ist.

Was auffällt: Unter den vielen Ehrungen ist keiner der üblichen Journalistenpreise. Die Gräfin galt nicht als Edelfeder, nicht als brillante Stilistin. Theo Sommer scherzt sogar über ihre Interpunktionsschwäche, die Probleme mit den Kommata.

Sommer: "Die Kommata waren alle da, aber die meisten an der falschen Stelle. Und ich habe sie einmal gefragt, woher das denn rührt? Die Antwort hat mich sehr verblüfft, sie sagte: Ich habe einen Widerwillen gegen Kommas, weil ich als Kind schon immer ein Gebet sprechen musste, das mit einem Komma anfing: Komma Jesus, sei unser Gast …"

Zeit ihres Lebens sagt man Marion Gräfin Dönhoff eine gewisse Kühle nach. Auch Hamburg sagt man eine gewisse Kühle nach. Obwohl die Gräfin, so Theo Sommer, auch sehr lustig sein konnte, gern einen schäpselte, wie man das in Ostpreußen getan habe.

Sommer: "Sie hatte einen großen Kreis von Hamburger Freunden: Der reichte von dem Bankier Erik Warburg bis hin zu Karl Schiller und Helmut Schmidt und dem späteren Ersten Bürgermeister Weichmann, Carl Friedrich von Weizsäcker, der hier eine Philosophieprofessur hatte lange Jahre. Es waren also Hamburger oder in Hamburg lebende interessante Menschen – und sie hat sich immer für Menschen interessiert –, die für sie Hamburg waren. Das Offizielle, die Stadt, die Verwaltung, das war ihr alles weit entfernt. Weil sie … den Blick nach draußen richtete."

Sie fühlt sich dem Allgemeinwohl verpflichtet; beste hanseatische Tradition. Sitzt im Beirat der Strafanstalt Fuhlsbüttel, kümmert sich um die Integration entlassener Gefangener, finanziert eine Wohnung für sie. Hinterlässt ohne viel Aufhebens zu machen (ebenfalls beste hanseatische Tradition) auch jenseits der Redaktion Spuren in der Stadt. Hat sie sich auch an ihr gerieben?

Sommer: "Sie hat sich nicht gerieben an Hamburg. Das war auch nicht im Mittelpunkt ihres Denkens. Ihr Denken war hinausgerichtet auf die Welt. Ich glaube, die Weltoffenheit der Zeit, Marion Dönhoffs und Hamburgs, das stimmt überein. Das passt auch zueinander. Es passt auch eine ausgeprägte Toleranz dazu, die sowohl Die Zeit auszeichnet als auch die Stadt Hamburg – wobei ich bei der Stadt Hamburg manchmal den Eindruck haben, dass die Toleranz eher eine gehobene Form der Gleichgültigkeit ist."

"Vorher hatte es mir gar nichts bedeutet, heute bedeutet es mir sehr viel", sagt Marion Gräfin Dönhoff im Alter über die Stadt, in der sie schließlich die meiste Zeit ihres Lebens verbracht hat. "Ich schätze das Unterkühlte und das Liberale. Ein Bekannter hat einmal gesagt: ‚In Düsseldorf haben sie alles und schmücken sich damit. In Hamburg haben sie auch alles, aber es ist nichts davon zu sehen’’"

Geborene Preußin, gewordene Hanseatin.

Allerdings bricht hin und wieder die Junkerstochter durch. Als Mädchen leidenschaftliche Reiterin fährt sie als Erwachsene begeistert Auto. Verliert mit über 80 Jahren den Führerschein. Wegen Fahrerflucht.

Sommer: "Sie fuhr gern schnelle Wagen, und da gab es dann manchmal auch ’nen Blechschaden. Wenn sie dann ihre Visitenkarte, wie man das im alten Preußen tat, hinter die Windschutzscheibe steckte, dann dachte sie, sie hätte damit eigentlich ihre Pflicht getan und fuhr weiter zum Flughafen, weil ja das Flugzeug nicht warten konnte. Und hat sich dann etwas gewundert, dass sie hinterher dann doch vor den Kadi gezogen wurde."

Die Frau am Steuer.

Bis zuletzt nimmt sie an Redaktionskonferenzen teil, telefoniert, korrespondiert. Drei Krebsoperationen übersteht sie ohne zu klagen; am Ende schmerzt ihr Arm so, dass sie kaum noch schreiben kann.

Am 11. März 2002, 92 Jahre alt, stirbt Marion Gräfin Dönhoff.

Und der Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Ole von Beust, ist der erste Redner bei der Trauerfeier im Michel.

Von Beust: "Hamburg hat Marion Gräfin Dönhoff viel zu verdanken."

Dönhoff: "Wenn man sich wirklich als Vorbild, ich finde das sehr freundlich, wenn die Leute das sagen, aber wenn man sich selbst so empfinden würde, das wäre ja furchtbar."

Von Beust: "Hamburg verneigt sich vor seiner Ehrenbürgerin. Hamburg verneigt sich vor Marion Gräfin Dönhoff."