Die Frau an der Seite von Bob Dylan
Suze Rotolo – ein Name, mit dem vor allem Bob Dylan-Kenner etwas anfangen können: "Das war doch Dylans erste feste Freundin, New York, frühe 60er. Ist die nicht auch auf dem Cover von 'The Freewheelin' zu sehen?". Genau.
Rotolo gehört zum Stammpersonal aller Dylan-Biografien. Wobei sie selbst ihre Rolle als "Muse" in präfeministischer Auflehnung schon damals als Beschränkung empfunden hat. Trotzdem: Das Thema "Dylan" ist natürlich raison d'etre für dieses Buch. Vom Titel (im Original eleganter "Freewheelin' Time") über das Cover, das wie das Plattencover, das junge Pärchen im winterlichen New York zeigt, bis zur Schilderung der Aufs und Abs in der Beziehung – der Trumpf Dylan wird, unter dem Zielgruppen-Aspekt sicher nachvollziehbar, hemmungslos gespielt. Obwohl dabei einige für den Menschen Dylan wenig schmeichelhafte Details auftauchen, wäscht Rotolo keine schmutzige Wäsche. Und wenn, dann ihre eigene.
Das Leben der 1943 geborenen New Yorkerin verlief von Beginn an abseits des gängigen American Way of Life. Ihre italienisch-stämmigen Eltern waren aktive Kommunisten – das Außenseitertum liegt Rotolo also im Blut, ebenso wie das von den Eltern vermittelte Interesse für künstlerische Betätigung, und so bewegt sie sich wie ein Fisch im Wasser, als sie Ende der 50er-Jahre in die aufblühende Bohème-Szene von Greenwich Village gerät.
Ihr Talent liegt zwar eher auf dem Gebiet der bildenden Kunst, mit der sie als Illustratorin oder Bühnenbildnerin ihre Dollars bis heute verdient, ihr Interesse gilt aber auch der Literatur und der Musik, wo sich gerade eine kleine Revolution abspielt. Folk gewinnt als Ausdrucksform des Protestes zunehmend an Bedeutung, spiegelt sozio-politische Entwicklungen wie die immer stärker werdende Bürgerrechtsbewegung wider und verstärkt diese. Rotolos Engagement (und ihre Vorbildung) färben auch auf den inzwischen mit ihr verbandelten Newcomer Bob Dylan ab (der eigentlich Robert A. Zimmerman heißt, wie Rotolo zu ihrer Empörung erst erfährt, als diesem sein Wehrpass aus dem Portemonnaie purzelt ...). Der Rest ist Bob-Geschichte, und wie die weitergeht, dürfte allgemein bekannt sein ...
Suze Rotolos Leben verläuft nach der durch einen längeren Studienaufenthalt in Italien forcierten Trennung vom inzwischen zum Star avancierten Dylan weniger spektakulär und öffentlich, bietet aber durchaus erhellende (und unterhaltsame) Anekdoten, wie ihre Schilderung einer abenteuerlichen Reise nach Kuba, mit der sie einen Boykott der US-Regierung unterläuft.
Ihre manchmal bedrückend dicht wirkenden Milieuschilderungen erinnern in ihrer warmherzigen Stimmlage (wenn auch nicht in ihrer erzählerischen Eleganz) an Frank McCourts "Die Asche meiner Mutter", dürften im Gegensatz zu diesem Bestseller aber wohl keine Fortsetzung nach sich ziehen. Für Rotolo, und aus ihrer Sicht nicht nur für sie selbst, waren offenbar die 50er- und 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts die interessantesten Zeiten. Ihre Erinnerungen enden denn auch abrupt mit dem Beginn der 70er-Jahre.
Besprochen von Helmut Heimann
Suze Rotolo: Als sich die Zeiten zu ändern begannen - Erinnerungen an Greenwich Village in den Sechzigern
Deutsche Übersetzung: Paul Lukas
Parthas Verlag, Berlin 2010
375 Seiten, 24 Euro
Das Leben der 1943 geborenen New Yorkerin verlief von Beginn an abseits des gängigen American Way of Life. Ihre italienisch-stämmigen Eltern waren aktive Kommunisten – das Außenseitertum liegt Rotolo also im Blut, ebenso wie das von den Eltern vermittelte Interesse für künstlerische Betätigung, und so bewegt sie sich wie ein Fisch im Wasser, als sie Ende der 50er-Jahre in die aufblühende Bohème-Szene von Greenwich Village gerät.
Ihr Talent liegt zwar eher auf dem Gebiet der bildenden Kunst, mit der sie als Illustratorin oder Bühnenbildnerin ihre Dollars bis heute verdient, ihr Interesse gilt aber auch der Literatur und der Musik, wo sich gerade eine kleine Revolution abspielt. Folk gewinnt als Ausdrucksform des Protestes zunehmend an Bedeutung, spiegelt sozio-politische Entwicklungen wie die immer stärker werdende Bürgerrechtsbewegung wider und verstärkt diese. Rotolos Engagement (und ihre Vorbildung) färben auch auf den inzwischen mit ihr verbandelten Newcomer Bob Dylan ab (der eigentlich Robert A. Zimmerman heißt, wie Rotolo zu ihrer Empörung erst erfährt, als diesem sein Wehrpass aus dem Portemonnaie purzelt ...). Der Rest ist Bob-Geschichte, und wie die weitergeht, dürfte allgemein bekannt sein ...
Suze Rotolos Leben verläuft nach der durch einen längeren Studienaufenthalt in Italien forcierten Trennung vom inzwischen zum Star avancierten Dylan weniger spektakulär und öffentlich, bietet aber durchaus erhellende (und unterhaltsame) Anekdoten, wie ihre Schilderung einer abenteuerlichen Reise nach Kuba, mit der sie einen Boykott der US-Regierung unterläuft.
Ihre manchmal bedrückend dicht wirkenden Milieuschilderungen erinnern in ihrer warmherzigen Stimmlage (wenn auch nicht in ihrer erzählerischen Eleganz) an Frank McCourts "Die Asche meiner Mutter", dürften im Gegensatz zu diesem Bestseller aber wohl keine Fortsetzung nach sich ziehen. Für Rotolo, und aus ihrer Sicht nicht nur für sie selbst, waren offenbar die 50er- und 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts die interessantesten Zeiten. Ihre Erinnerungen enden denn auch abrupt mit dem Beginn der 70er-Jahre.
Besprochen von Helmut Heimann
Suze Rotolo: Als sich die Zeiten zu ändern begannen - Erinnerungen an Greenwich Village in den Sechzigern
Deutsche Übersetzung: Paul Lukas
Parthas Verlag, Berlin 2010
375 Seiten, 24 Euro