Die fünf besten Ritterfilme
20 Jahre nach den ersten Dreharbeiten kam Terry Gilliams "The Man Who Killed Don Quixote" in die Kinos. © picture alliance / Screen Media Films / Everett Collection
Zwischen Utopie und bitterer Realität
05:41 Minuten
Ritter sind tapfer, demütig und setzen sich für die Armen und Schwachen ein. Diese Tugenden immer einzuhalten, ist nicht einfach – vor allem im Mittelalter. Gerade dieser innere Kampf zwischen Gut und Böse macht Ritterfilme so spannend.
Platz 5 – "Black Death" von Christopher Smith (2010)
Nicht erst Mitte des 14. Jahrhunderts – die Pest wütet – wird es gefährlich, wenn sich Funktionen vermischen. Ulric ist Ritter, aber faktisch ebenso gefürchteter Inquisitor, getrieben von systemischer Angst, wenn er sagt: "Gottes Einfluss auf sein Volk wird schwächer. Wir müssen sicher sein, dass sich die Herde nicht von Gott oder der Kirche abwendet."
Weit entfernt von ritterlichen Werten wütet der Mann zum vorgeblichen guten Zweck, geht zwar daran zugrunde, aber die Saat, die er sät, geht auf. Sein Knappe, den er einmal warnte, dass die Dämonen und Gottlosen überall sind, dieser ehemalige Mönch wird zum brutalen Hexenjäger. Ritter von einer sehr traurigen, einer sehr brutalen Gestalt.
Platz 4 – "Königreich der Himmel" von Ridley Scott (2005)
Dagegen die reine Utopie. Als die christlichen Kreuzritter 1099 Jerusalem eroberten, versank die Stadt in einem Meer aus Blut. Balian, der Sohn des Kreuzritters Godfrey, hingegen lebt rund hundert Jahre später im von den Christen verwalteten Jerusalem seine ritterliche Utopie – gut, versucht sie zu leben: Treue, Höflichkeit, Freundlichkeit, das Eintreten für Arme und Unterdrückte.
Sein sterbender Vater gab ihm das Bild über dieses "Königreich der Himmel" in Palästina mit auf den Weg: "Dort, am Ende der Welt bist du nicht der, als der du geboren wurdest, sondern der, der wirklich in dir steckt." Doch dieser Utopie steht immer – in jeder guten Erzählung – gegenüber: die Realität.
Die Ideale des Ritters werden konterkariert, sozusagen in Mord, Totschlag und Blut getaucht von denen, denen es um die Macht geht. Das alte Spiel. Mithin: Welchen Stellenwert haben Utopie und Ideale? Der Statthalter von Jerusalem konstatiert nüchtern und pragmatisch: "Jerusalem hat keinen Bedarf an vollkommenen Rittern."
Platz 3 – "Excalibur" von John Boorman (1981)
Das Schwert im Stein, das nur der Auserwählte, der zukünftig von Gott erkorene König, herausziehen kann: Kern der Artus-Sage. Dieser Ritterkönig soll dem dunklen Mittelalter – gefilmt in den düsteren, regenverhangenen Landschaften Irlands – das Licht bringen, Chaos und Krieg beenden und dem Land Gerechtigkeit ermöglichen. Das Symbol dafür: der runde Tisch der Ritter der Tafelrunde, an dem es kein Oben, kein Unten, nur Gleiche unter Gleichen gibt.
Anbrechen wird nun eine Zeit des Friedens, die so lange anhält, bis auch in der Artus-Sage die Dämonen der Vergangenheit hochkriechen und dieses Goldene Zeitalter mit seinen ritterlichen Werten in einer blutigen Schlacht wieder zu seinem Ende kommt. Und die "Herrin vom See" wird Excalibur, das magische Schwert, aus den Händen des sterbenden Königs nehmen. Wenn dann aber wieder eine neue Zeit anbricht, anbrechen sollte... Fortsetzung folgt, oder?
Platz 2 – "Outlaw King" von David Mackenzie (2018)
Die Ideale des Ritters werden allerdings immer getaucht ins politische Alltagsgeschäft, standen – je nach Gusto – zur Disposition. Filmisches Ritterlieblingsjahrhundert: das 14.. Die Briten versuchen, die widerständigen Schotten zu regieren. Die krönen Robert the Bruce zu ihrem König. Der Kampf entbrennt. Robert muss ins Exil. Und King Edward, der oberste Ritter Englands, lässt seine Bluthunde von der Leine: "Robert Bruce wird zum Geächteten erklärt. Der Codex der Ritterlichkeit ist außer Kraft gesetzt. Es gibt kein Pardon."
Die edlen ritterlichen Werte ertrinken in den Machtspielen, den "Games of Thrones". Aber waren sie nicht sowieso immer nur Erfindung von Hartmann von Aue, Oswald von Wolkenstein, Walther von der Vogelweide und den anderen Minnesängern des Mittelalters?
Platz 1 – "The Man Who Killed Don Quixote" von Terry Gilliam (2018)
Der "Ritter von der traurigen Gestalt", der mit den Windmühlenflügeln kämpft und den Riesen, die am Wegesrand lauern, er ist in seinem naiven Wahn der Einzige, der die grausame Realität tatsächlich überschreitet – hin in eine Welt des Ideals, der Vorstellung, dass das Gute siegen möge.
Er gibt sich zu erkennen bei Terry Gilliam als die Fiktion, die er – der edle Ritter – immer war, während er heute in Spanien lebt. Er ist damit zurückgekehrt an den Ort, an den er immer schon gehörte: hinein in die Traummaschine Kino. Macht eben die uns zum edlen Ritter? Ach, ja, immer wieder. Dafür ist sie ja da, um die edle Seite unserer selbst vorzuspiegeln, sorry, zu -spielen.