Die Geburt der Bossa Nova
50 Jahre Bossa Nova - in Brasilien wurde dieses Jubiläum ausgiebig gefeiert. Bei uns erschienen ältere und neue Bossa Nova-Aufnahmen, und dazu ein Buch: "Der Sound von Ipanema - Eine Geschichte der Bossa Nova". Autor Ruy Castro schreibt detailliert über Musiker, Songs und das Musikleben in Rio de Janeiro Ende der 50er Jahre.
Dieser Song "Chega de saudade" wurde im April 1958 aufgenommen und gilt als erste Bossa Nova. Musik: Antonio Carlos Jobim, Text: Vinicius de Moraes. Dieses Gespann kannte man schon von den Filmmusiken für Orfeu Negro, die Geschichte von Orfeus und Euridike im brasilianischen Karneval. Neu war die Gitarrenbegleitung von Joao Gilberto. Ruy Castro sieht in ihm einen entscheidenden Geburtshelfer der Bossa Nova.
"Ich habe den Eindruck, Joao Gilberto war ambitionierter als Jobim, vielleicht nicht professionell aber musikalisch. Er war auf der Suche nach etwas neuem, anderem. Er wäre nie damit zufrieden gewesen einfach in einem Vokalensemble mit anderen zu singen … Und dann sein Verschwinden, nach zwei Jahren kam er wirklich mit etwas neuem zurück."
Der neue Rhythmus basierte auf Samba, war jedoch luftiger und bot Platz für neue Inhalte.
Joao Gilberto war schon 1950 aus Bahia nach Rio de Janeiro gekommen. Anfangs hatte er keine eigene Wohnung, oft kein Geld und manchmal nicht mal eine Gitarre. Antonio Carlos Jobim dagegen hatte bei Joachim Koellreuter einem Schönberg Schüler studiert, er hörte Jazz, experimentierte mit neuen Harmonien und war bereits bei der Plattenfirma Odeon als Arrangeur angestellt.
"Dieser neue Rhythmus machte nicht alleine die Bossa Nova aus. Es brauchte Songs, um diese revolutionäre neue Struktur zu füllen. Und Antonio Carlos Jobim veränderte seine Art zu komponieren. Wenn man sich chronologisch die Kompositionen von Jobim vor und nach der Begegnung mit dem neuen Rhythmus von Joao Gilberto anschaut, erscheint da fast ein anderer Komponist."
"Samba de uma Nota so", gesungen von Sylvia Telles, eine der ersten Bossa Nova-Sängerinnen in Brasilien. "Ein Samba nur auf einer Note", der sich dann chromatisch durch für damalige Zeiten höchst ungewöhnliche Harmonien bewegt und dennoch seine Einfachheit besingt, das war typisch für die Bossa Nova.
Für ihre Verbreitung sorgte eine jugendliche Bohèmeszene in Rio de Janeiro. Brasilien erlebte einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung, und seit 1956 gab es nach 20 Jahren Diktatur wieder einen demokratisch gewählten Präsidenten. Aufbruch, Optimismus und geradezu eine Gier nach Modernem prägten die Stimmung.
Von dem hartnäckigen Gerücht, die Bossa Nova sei im elterlichen Apartment von Nara Leao, Muse und später Sängerin der Bossa Nova entstanden, hält Ruy Castro allerdings gar nichts.
"Wie kann es sein, dass eine melodisch so schöne, harmonisch komplexe, rhythmisch reiche, hoch poetische Musik, die seit 50 Jahren die besten Musiker der Welt begeistert, von einer Gruppe Jugendlicher - angeführt von einer Schülerin, die von Musik keine Ahnung hatte - erfunden worden sein soll.
Diese Ansicht ist eine große Respektlosigkeit gegenüber den vielen Musikern, die sich seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Brasilien um moderne Musik bemüht haben. Legionen von Komponisten, Sängern und Arrangeuren sowie Instrumentalisten jeder Art. Sie alle haben dazu beigetragen, dass schließlich Joao Gilberto mit seiner Musik herauskam. Ich glaube, das Apartment von Nara war eine Art Showroom der Bossa Nova."
Die musikalische Revolution der Bossa Nova beschränkte sich nicht auf Melodie und Rhythmus, auch die Texte waren neu.
"Zwei Personen waren besonders wichtig für die Songtexte der Bossa Nova: Ronaldo Boscoli, ein Journalist mit einer sehr visuellen Phantasie und einem Faible für moderne Lyrik. Seine Texte bestanden aus Bildern, Momentaufnahmen, Sätze ohne direkte Verbindung, die aber zusammen eine große Dynamik, Freude an der Liebe und am Leben ausstrahlten und viel mit dem Meer zu tun hatten.
Und dann Vinicius de Moraes. Er war schon ein großer brasilianischer Dichter, er hatte Bücher veröffentlicht, schon zehn Jahre vorher hatte er seine mystische Phase beendet. Und mit seinen Songtexten begann er Poesie in Umgangssprache zu schreiben."
Das "Girl from Ipanema" wurde international zur meistgespielten Bossa Nova. 1962 fand ein legendäres Konzert in der New Yorker Carnegie Hall statt. Eine bunte Truppe von professionellen und Amateur Musikern präsentierte Bossa Nova.
In den Logen saßen unter anderem Miles Davis und Dizzy Gillespie, die tief beeindruckt wurden. Vor allem von Joao Gilberto, der unter anderem "Desafinado" sang, das in der Version von Charlie Byrd und Stan Getz die erfolgreiche Ankunft der Bossa Nova im Big Apple vorbereitet hatte.
Vor 50, 51 Jahren entwickelte Joao Gilberto diesen Rhythmus, in einer bis dahin völlig unbekannten Art und Weise, und er wurde sofort aufs Schlagzeug übertragen. Heute findet man den Bossa Nova Rhythmus in jedem Musikcomputer der Welt. Ein Klick, und schon ist er da, der Bossa Rhythmus.
"Ich habe den Eindruck, Joao Gilberto war ambitionierter als Jobim, vielleicht nicht professionell aber musikalisch. Er war auf der Suche nach etwas neuem, anderem. Er wäre nie damit zufrieden gewesen einfach in einem Vokalensemble mit anderen zu singen … Und dann sein Verschwinden, nach zwei Jahren kam er wirklich mit etwas neuem zurück."
Der neue Rhythmus basierte auf Samba, war jedoch luftiger und bot Platz für neue Inhalte.
Joao Gilberto war schon 1950 aus Bahia nach Rio de Janeiro gekommen. Anfangs hatte er keine eigene Wohnung, oft kein Geld und manchmal nicht mal eine Gitarre. Antonio Carlos Jobim dagegen hatte bei Joachim Koellreuter einem Schönberg Schüler studiert, er hörte Jazz, experimentierte mit neuen Harmonien und war bereits bei der Plattenfirma Odeon als Arrangeur angestellt.
"Dieser neue Rhythmus machte nicht alleine die Bossa Nova aus. Es brauchte Songs, um diese revolutionäre neue Struktur zu füllen. Und Antonio Carlos Jobim veränderte seine Art zu komponieren. Wenn man sich chronologisch die Kompositionen von Jobim vor und nach der Begegnung mit dem neuen Rhythmus von Joao Gilberto anschaut, erscheint da fast ein anderer Komponist."
"Samba de uma Nota so", gesungen von Sylvia Telles, eine der ersten Bossa Nova-Sängerinnen in Brasilien. "Ein Samba nur auf einer Note", der sich dann chromatisch durch für damalige Zeiten höchst ungewöhnliche Harmonien bewegt und dennoch seine Einfachheit besingt, das war typisch für die Bossa Nova.
Für ihre Verbreitung sorgte eine jugendliche Bohèmeszene in Rio de Janeiro. Brasilien erlebte einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung, und seit 1956 gab es nach 20 Jahren Diktatur wieder einen demokratisch gewählten Präsidenten. Aufbruch, Optimismus und geradezu eine Gier nach Modernem prägten die Stimmung.
Von dem hartnäckigen Gerücht, die Bossa Nova sei im elterlichen Apartment von Nara Leao, Muse und später Sängerin der Bossa Nova entstanden, hält Ruy Castro allerdings gar nichts.
"Wie kann es sein, dass eine melodisch so schöne, harmonisch komplexe, rhythmisch reiche, hoch poetische Musik, die seit 50 Jahren die besten Musiker der Welt begeistert, von einer Gruppe Jugendlicher - angeführt von einer Schülerin, die von Musik keine Ahnung hatte - erfunden worden sein soll.
Diese Ansicht ist eine große Respektlosigkeit gegenüber den vielen Musikern, die sich seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Brasilien um moderne Musik bemüht haben. Legionen von Komponisten, Sängern und Arrangeuren sowie Instrumentalisten jeder Art. Sie alle haben dazu beigetragen, dass schließlich Joao Gilberto mit seiner Musik herauskam. Ich glaube, das Apartment von Nara war eine Art Showroom der Bossa Nova."
Die musikalische Revolution der Bossa Nova beschränkte sich nicht auf Melodie und Rhythmus, auch die Texte waren neu.
"Zwei Personen waren besonders wichtig für die Songtexte der Bossa Nova: Ronaldo Boscoli, ein Journalist mit einer sehr visuellen Phantasie und einem Faible für moderne Lyrik. Seine Texte bestanden aus Bildern, Momentaufnahmen, Sätze ohne direkte Verbindung, die aber zusammen eine große Dynamik, Freude an der Liebe und am Leben ausstrahlten und viel mit dem Meer zu tun hatten.
Und dann Vinicius de Moraes. Er war schon ein großer brasilianischer Dichter, er hatte Bücher veröffentlicht, schon zehn Jahre vorher hatte er seine mystische Phase beendet. Und mit seinen Songtexten begann er Poesie in Umgangssprache zu schreiben."
Das "Girl from Ipanema" wurde international zur meistgespielten Bossa Nova. 1962 fand ein legendäres Konzert in der New Yorker Carnegie Hall statt. Eine bunte Truppe von professionellen und Amateur Musikern präsentierte Bossa Nova.
In den Logen saßen unter anderem Miles Davis und Dizzy Gillespie, die tief beeindruckt wurden. Vor allem von Joao Gilberto, der unter anderem "Desafinado" sang, das in der Version von Charlie Byrd und Stan Getz die erfolgreiche Ankunft der Bossa Nova im Big Apple vorbereitet hatte.
Vor 50, 51 Jahren entwickelte Joao Gilberto diesen Rhythmus, in einer bis dahin völlig unbekannten Art und Weise, und er wurde sofort aufs Schlagzeug übertragen. Heute findet man den Bossa Nova Rhythmus in jedem Musikcomputer der Welt. Ein Klick, und schon ist er da, der Bossa Rhythmus.