Die geheime Macht der Zahlen
Zahlen sind mehr als die Sprache der Mathematik: Holm Friebe und Philipp Albers gehen in dem Buch "Was Sie schon immer über 6 wissen wollten" der Wirkung der Zahlen auf den Grund. So entsteht ein Kaleidoskop an Befunden über das Eigenleben der Zahlen - und zugleich eine Gebrauchsanleitung für den täglichen Umgang mit ihnen.
Nicht 13 Menschen gleichzeitig an den Tisch bitten, Blumen nur in ungerade Zahl verschenken, eine Zweierbeziehung besser nicht um eine dritte Person erweitern – das sind alles Tatsachen der alltäglichen Zahlenpsychologie, die wir gut kennen. Aber auch jenseits solcher banalen Beispiele gibt es viele Dinge, die man über Zahlen wissen kann, möglicherweise auch wissen sollte. Etwa das Ausmaß, in dem die Zahl, die auf einem Preisschild steht, uns immer manipuliert – nicht nur beim "2,99 Euro"-Schnäppchen. Oder die Tatsache, dass wir uns extrem große Zahlen, wie zum Beispiel "600 Billionen Dollar" – das war der weltweite Umfang des Handels mit derivativen Papieren vor dem Börseneinbruch im Jahr 2008 – schlicht nicht vorstellen können. Was ungute politische Konsequenzen haben kann.
Trotzdem gibt es deutlich mehr Bücher über Farbpsychologie als über Zahlenpsychologie, so Holm Friebe und Philipp Albers in ihrer Einleitung. Die beiden Autoren sind Geschäftsführer des umtriebigen Berliner Freiberufler-Netzwerkes "Zentrale Intelligenz Agentur". Friebe ist studierter Volkswirt und hat, mithilfe des zusammen mit Sascha Lobo verfassten Buches "Wir nennen es Arbeit", den Begriff der "digitalen Boheme" in die Debatten der einschlägigen Salons eingespeist. Albers ist Journalist und Kulturwissenschaftler.
Mit ihrem jüngsten Werk wollen die beiden nun der Zahlenpsychologie und -symbolik zu Leibe rücken. Während sie es in der Einleitung auch als praktischen Ratgeber deklarieren, mit "handfesten Hinweisen und Empfehlungen" für unseren Umgang mit der Macht der Zahlen, ist das Buch über weite Strecken auch so etwas wie kulturwissenschaftliches Kompendium.
In zwölf Kapiteln – auch die Zwölf hat natürlich ihre Bedeutung – gehen die Autoren einem großen Spektrum von Fragen rund um das Thema Zahl nach. Anthropologisch: Wie kommt das Zählen zum Menschen, mit welchen Zahlen sind wir im nicht-mathematischen Alltag fähig umzugehen, welche Mengen können wir uns merken? Ästhetisch-affektiv: Empfinden wir gewisse Zahlen als schöner und harmonischer als andere? Haben wir Lieblingszahlen? Numerologisch-popkulturell: Warum sterben so viele Popstars nicht nur jung, sondern just im Alter von 27 Jahren? Marketingstrategisch: Warum bringen nicht nur Tiefpreise, sondern genau umgekehrt extrem teure Sachen uns dazu mehr zu kaufen? Weil sie alles andere um sie herum billig erscheinen lassen. Sozial: welche Gruppengrößen funktionieren für welchen Zweck? Und so weiter, und so fort.
Man lernt viel Wissenswertes und auch einiges Bedenkliche, etwa, dass in Experimenten nachgewiesen wurde, dass wir uns bewusst gar nicht gegen die unbewussten Effekte der Preispsychologie wehren können, so sehr wir es auch versuchen. Und man bekommt einigen Partygesprächsstoff: ein Kriterium für nützliches Wissen, das die Autoren ausdrücklich anführen. Insgesamt eine unterhaltsame Lektüre, auch wenn Autoren der "Zentralen Intelligenzagentur" schon Leichtfüßigeres produziert haben.
Für Partygeplauder kommt das Ganze ein wenig zu ernsthaft kulturwissenschaftlich daher – für ein wissenschaftliches Sachbuch wäre es dagegen recht verplaudert und assoziativ.
Besprochen von Catherine Newmark
Holm Friebe und Philipp Albers: "Was Sie schon immer über 6 wissen wollten. Wie Zahlen wirken"
Hanser Verlag, München 2011
276 Seiten, 17,90 Euro
Trotzdem gibt es deutlich mehr Bücher über Farbpsychologie als über Zahlenpsychologie, so Holm Friebe und Philipp Albers in ihrer Einleitung. Die beiden Autoren sind Geschäftsführer des umtriebigen Berliner Freiberufler-Netzwerkes "Zentrale Intelligenz Agentur". Friebe ist studierter Volkswirt und hat, mithilfe des zusammen mit Sascha Lobo verfassten Buches "Wir nennen es Arbeit", den Begriff der "digitalen Boheme" in die Debatten der einschlägigen Salons eingespeist. Albers ist Journalist und Kulturwissenschaftler.
Mit ihrem jüngsten Werk wollen die beiden nun der Zahlenpsychologie und -symbolik zu Leibe rücken. Während sie es in der Einleitung auch als praktischen Ratgeber deklarieren, mit "handfesten Hinweisen und Empfehlungen" für unseren Umgang mit der Macht der Zahlen, ist das Buch über weite Strecken auch so etwas wie kulturwissenschaftliches Kompendium.
In zwölf Kapiteln – auch die Zwölf hat natürlich ihre Bedeutung – gehen die Autoren einem großen Spektrum von Fragen rund um das Thema Zahl nach. Anthropologisch: Wie kommt das Zählen zum Menschen, mit welchen Zahlen sind wir im nicht-mathematischen Alltag fähig umzugehen, welche Mengen können wir uns merken? Ästhetisch-affektiv: Empfinden wir gewisse Zahlen als schöner und harmonischer als andere? Haben wir Lieblingszahlen? Numerologisch-popkulturell: Warum sterben so viele Popstars nicht nur jung, sondern just im Alter von 27 Jahren? Marketingstrategisch: Warum bringen nicht nur Tiefpreise, sondern genau umgekehrt extrem teure Sachen uns dazu mehr zu kaufen? Weil sie alles andere um sie herum billig erscheinen lassen. Sozial: welche Gruppengrößen funktionieren für welchen Zweck? Und so weiter, und so fort.
Man lernt viel Wissenswertes und auch einiges Bedenkliche, etwa, dass in Experimenten nachgewiesen wurde, dass wir uns bewusst gar nicht gegen die unbewussten Effekte der Preispsychologie wehren können, so sehr wir es auch versuchen. Und man bekommt einigen Partygesprächsstoff: ein Kriterium für nützliches Wissen, das die Autoren ausdrücklich anführen. Insgesamt eine unterhaltsame Lektüre, auch wenn Autoren der "Zentralen Intelligenzagentur" schon Leichtfüßigeres produziert haben.
Für Partygeplauder kommt das Ganze ein wenig zu ernsthaft kulturwissenschaftlich daher – für ein wissenschaftliches Sachbuch wäre es dagegen recht verplaudert und assoziativ.
Besprochen von Catherine Newmark
Holm Friebe und Philipp Albers: "Was Sie schon immer über 6 wissen wollten. Wie Zahlen wirken"
Hanser Verlag, München 2011
276 Seiten, 17,90 Euro