Eine weibliche Charmeoffensive
Elisabeth Orth ist die dienstälteste Schauspielerin am Wiener Burgtheater. 2014 wurde ihr der Titel der "Doyenne" verliehen, der unter anderem mit einem Anspruch auf lebenslanges Engagement verknüpft ist. Wie behauptet man sich mit weiblichen Charmeoffensive? Orth erinnert sich.
"Mein genialer Moment ist eine Nachdenkpause", sagt Elisabeth Orth. Die Kammerschauspielerin und Doyenne des Wiener Burgtheaters ist am 8. Februar 80 Jahre alt geworden und hat letztes Jahr ihr 60-jähriges Bühnenjubiläum gefeiert.
Für Rang 1 erinnert sich an eine Probe, die 1977 an der Wiener Burg stattgefunden hat. Als Goethes "Iphigenie auf Tauris" sollte sie sich in der Inszenierung von Adolf Dresen gegen ihren Gegenspieler Thoas behaupten – und wusste nicht, wie.
"Ich stand auf der Bühne, mir gegenüber Thoas – Heinrich Schweiger – und plötzlich sagt der Regisseur: Na, du bist doch ne Frau, Elisabeth! Ihr Frauen wisst doch immer in kniffligen Situationen, was zu tun ist! Und das gab mir den Pusher, mich, ohne weiter nachzudenken, in eine Charmeoffensive hineinzustürzen ... Ich weiß noch, wie ich gedacht habe: Na warte, Adolf Dresen, wenn du mich als Frau nimmst, dann mach ich das mit Charme und wickele mir den Thoas um den weiblichen Finger!"