Die geniale Stelle

"Musik, die mich zu Tränen und zum Wahnsinn treibt"

Harry Kupfer
Harry Kupfer im Deutschlandradio Kultur © Deutschlandradio Kultur
Von Harry Kupfer |
In unserer Rubrik "Die geniale Stelle" erinnern sich Theatermenschen an besondere Momente in einem Stück. Dieses Mal Opernregisseur Harry Kuper über den zweiten Satz einer Bruckner-Sinfonie.
Harry Kupfer begann seine Karriere in den 50er-Jahren in der DDR. Nach dem Studium der Theaterwissenschaft in Leipzig ging er als Regieassistent nach Halle. Seine Arbeit als Opernregisseur brachte ihm Weltruhm ein – er durfte aus- und einreisen. Harry Kupfer arbeitete mit zahlreichen bedeutenden Dirigenten zusammen. Er ist unter anderem Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und Professor an der Berliner Musikhochschule.

"Tief ergriffen"

"Also eine meiner Lieblingsstellen ist ungewöhnlich für mich. Sie erwarten sicherlich eine Oper, aber ich nenne eine Sinfonie, die siebte Sinfonie von Bruckner, der zweite Satz, möglichst in der Interpretation von Celibidache. Das ist eine Musik, die mich zu Tränen und zum Wahnsinn treibt, wie der Bruckner mit Musik einen Dom baut. Der zweite Satz ist im Gedenken an den Tod von Richard Wagner von ihm konzipiert worden. Und es ist so, dass ich nach diesem zweiten Satz, also den dritten und vierten mir nie anhöre, weil ich danach nicht mehr kann. Wo ich sie - mich tief ergreifend - gehört habe, war das Konzert nach der Wende von Celibidache im Konzerthaus, wo er das erste Mal wieder mit den Berliner Philharmonikern musiziert hat. Das hat mich umgehauen."
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