Liv Strömquist: "Der Ursprung der Welt"
avant-verlag, Berlin 2017
140 Seiten, 19,95 Euro
Ein Comic über ihr bestes Stück
Eine Kulturgeschichte aus weiblicher Sicht erzählt die schwedische Comiczeichnerin Liv Strömquist in "Der Ursprung der Welt". Es ist die Geschichte der Vulva, von der Steinzeit bis heute. Sie habe beim Lesen viel dazu gelernt, sagt unsere Kritikerin.
Das, was als das "weibliche Geschlechtsorgan" bezeichnet wird – was ist das eigentlich!? Tatsächlich ist diese Frage noch nicht ausreichend diskutiert worden, meint zumindest die schwedische Feministin und Comiczeichnerin Liv Strömquist: In "Der Ursprung der Welt" hat sie die Kulturgeschichte der Vulva nachgezeichnet, von der Steinzeit bis heute, von hinduistischen Göttinnen bis zur Tamponindustrie.
Unsere Kritikerin Jule Hoffmann zeigt sich davon sehr angetan - sie habe einiges gelernt, was sie noch nicht wusste: "Im Prinzip ist es ein Sammelsurium haarsträubender Details aus der Sexualforschung und Kulturgeschichte der weiblichen Sexualität."
Mit Karbolsäure gegen Selbstbefriedigung
So erführen die Leser beispielsweise, dass der Corn-Flakes-Erfinder John Harvey Kellogg seinerzeit versucht habe, Frauen mit Karbolsäure vom Onanieren abzuhalten. Durch die Geschichte der Vulva führt eine selbstbewusste Erzählerin, die mit viel Leidenschaft und zugleich auch viel Selbstironie Aufklärungsarbeit betreibt.
Der Comic gebe Denkanstöße und werfe viele Fragen auf, betont Hoffmann:
"Ich bin so richtig wütend geworden beim Lesen, weil ich mir dachte: Es kann nicht wahr sein, dass ich den Großteil meines Lebens herum gelaufen bin mit dem Gefühl, ein Loch zwischen den Beinen zu haben. Und wenn man dann mal weiß, was für ein großes Organ die Klitoris ist - mit einer Eichel und zwei Schenkeln -, dann hat man eben auf einmal nicht nur ein Loch zwischen den Beinen, sondern womöglich ein riesiges Gemächt - und das gibt einem ein ganz anderes Lebensgefühl."