Die Geschichte der Weltentdeckung
Angeblich sind es die wichtigsten der Welt: 40 Entdecker, Eroberer und Forscher stellt Robin Hanbury-Tenison in "Reisen hinter den Horizont" vor. Doch zentrale Figuren, wie der Eroberer von Mexiko, fehlen. Denn der Schwerpunkt liegt auf den Entdeckern von Englands Kolonien.
"Der Amerikaner, der den Kolumbus zuerst entdeckte, machte eine böse Entdeckung". So spottete Georg Christoph Lichtenberg schon im 18. Jahrhundert über den Stolz der Europäer, die Welt entdeckt zu haben. Weltentdeckung gibt es nur aus eurozentristischer Sicht, denn es waren die Europäer, die ab dem 15. Jahrhundert systematisch ausfuhren, um ihr Herrschaftsgebiet und ihre Handelsräume zu erweitern. Entdecken, erobern, erforschen - das das waren die drei Formen der Annäherung an das Unbekannte.
Die Geschichte der Weltentdeckung ist eine faszinierende Geschichte vom Aufbruch ins Unbekannte, vom Reiz der Fremde, der Angst vor der Fremde, von modernem und altem Heldenmut sowie von der Liebe zur Wissenschaft. Eine Faszination, die sich beim Durchblättern dieses Bandes sofort erschließt: das großzügige Layout sowie die interessanten und häufig seltenen Abbildungen nehmen einen mit in diese Welt.
Meist stammen sie aus der Epoche der jeweiligen Entdeckungsreise; da sind etwa die antiken Karten aus der Zeit um 1500, Stiche von Theodor de Brys aus dem frühen 17. Jahrhundert, Aquarelle von Georg Forster, der auf James Cooks zweiter Reise nach Ozeanien mitfuhr, Zeichnungen, die David Livingstone von den Viktoriafällen anfertigte und Bilder von Paradiesvögeln aus Neuguinea. Ab Ende des 19. Jahrhunderts kommen dann auch unbekannte Fotodokumente dazu: Nansen, wie er das Inlandeis Grönlands durchquert oder auch ein Jugendfoto von Juri Gargarin, wie er in ein Flugzeug steigt.
Vierzig Geschichten von Entdeckern, Eroberern und Forschern stellt "Reisen hinter den Horizont" vor. Angeblich sind es die wichtigsten der Welt, aber die Auswahl erscheint fragwürdig. Kolumbus ist dabei, ebenso wie Vasco da Gama, der als erster nach Indien segelte, und der Weltumsegler Magellan. Kein Wort aber über den Mexiko-Eroberer Hernan Cortés oder Francisco Pizarro, der das Inkareich unterwarf. Dafür wird Hernando de Soto vorgestellt, der in Florida auf Goldsuche ging.
Schon hier zeigt sich, dass der Schwerpunkt des Buches eindeutig auf dem angelsächsischen-angloamerikanischen Raum liegt - schließlich ist das Buch eine Lizenzausgabe eines englischen Verlages. Deshalb werden auch zahlreiche nordamerikanische und britische Forscher des 19. Jahrhunderts vorgestellt; letztere waren überwiegend Entdecker in Englands Kolonien.
Die Texte sind gut lesbar, behandeln chronologisch die Lebensläufe der einzelnen Entdecker, vermitteln aber nur wenig vom abenteuerlichen Leben, davon, was die Entdecker, Eroberer und Forscher antrieb. Warum nahmen sie die Strapazen auf sich? Warum trotzen sie Stürmen, segelten ins Ungewisse, hungerten und froren, marschierten bis zur Erschöpfung und riskierten ihr Leben? Davon liest man leider nichts. Längere Zitate aus den spannenden Entdeckerberichten und eine deutlichere Schwerpunktsetzung im Lebenslauf hätten dem Buch nicht geschadet. So bleibt es am Ende doch eher ein opulentes Werk, das mehr zum Blättern und Bildgenuss einlädt, als zum vertieften Lesen.
Besprochen von Günther Wessel
Robin Hanbury-Tenison (Hrsg.): Reisen hinter den Horizont. Die großen Entdecker
Parthas Verlag Berlin 2011
304 Seiten, 48,00 Euro
Die Geschichte der Weltentdeckung ist eine faszinierende Geschichte vom Aufbruch ins Unbekannte, vom Reiz der Fremde, der Angst vor der Fremde, von modernem und altem Heldenmut sowie von der Liebe zur Wissenschaft. Eine Faszination, die sich beim Durchblättern dieses Bandes sofort erschließt: das großzügige Layout sowie die interessanten und häufig seltenen Abbildungen nehmen einen mit in diese Welt.
Meist stammen sie aus der Epoche der jeweiligen Entdeckungsreise; da sind etwa die antiken Karten aus der Zeit um 1500, Stiche von Theodor de Brys aus dem frühen 17. Jahrhundert, Aquarelle von Georg Forster, der auf James Cooks zweiter Reise nach Ozeanien mitfuhr, Zeichnungen, die David Livingstone von den Viktoriafällen anfertigte und Bilder von Paradiesvögeln aus Neuguinea. Ab Ende des 19. Jahrhunderts kommen dann auch unbekannte Fotodokumente dazu: Nansen, wie er das Inlandeis Grönlands durchquert oder auch ein Jugendfoto von Juri Gargarin, wie er in ein Flugzeug steigt.
Vierzig Geschichten von Entdeckern, Eroberern und Forschern stellt "Reisen hinter den Horizont" vor. Angeblich sind es die wichtigsten der Welt, aber die Auswahl erscheint fragwürdig. Kolumbus ist dabei, ebenso wie Vasco da Gama, der als erster nach Indien segelte, und der Weltumsegler Magellan. Kein Wort aber über den Mexiko-Eroberer Hernan Cortés oder Francisco Pizarro, der das Inkareich unterwarf. Dafür wird Hernando de Soto vorgestellt, der in Florida auf Goldsuche ging.
Schon hier zeigt sich, dass der Schwerpunkt des Buches eindeutig auf dem angelsächsischen-angloamerikanischen Raum liegt - schließlich ist das Buch eine Lizenzausgabe eines englischen Verlages. Deshalb werden auch zahlreiche nordamerikanische und britische Forscher des 19. Jahrhunderts vorgestellt; letztere waren überwiegend Entdecker in Englands Kolonien.
Die Texte sind gut lesbar, behandeln chronologisch die Lebensläufe der einzelnen Entdecker, vermitteln aber nur wenig vom abenteuerlichen Leben, davon, was die Entdecker, Eroberer und Forscher antrieb. Warum nahmen sie die Strapazen auf sich? Warum trotzen sie Stürmen, segelten ins Ungewisse, hungerten und froren, marschierten bis zur Erschöpfung und riskierten ihr Leben? Davon liest man leider nichts. Längere Zitate aus den spannenden Entdeckerberichten und eine deutlichere Schwerpunktsetzung im Lebenslauf hätten dem Buch nicht geschadet. So bleibt es am Ende doch eher ein opulentes Werk, das mehr zum Blättern und Bildgenuss einlädt, als zum vertieften Lesen.
Besprochen von Günther Wessel
Robin Hanbury-Tenison (Hrsg.): Reisen hinter den Horizont. Die großen Entdecker
Parthas Verlag Berlin 2011
304 Seiten, 48,00 Euro