Die Geschichte eines "Krätzchens"
Walter Moers bedient alle Altersgruppen: "Kapt’n Blaubär" für die Kleinen und für die Erwachsenen seine Romane aus dem Fantasiereich Zamonien. "Der Schrecksenmeister" heißt einer seiner "Zamonienromane", in dem es um Echo, ein halb verhungertes "Krätzchen" geht. Für alle Hörbuch-Fans gibt es diesen Roman von Walter Moers jetzt auch in akustischer Form.
"Eine kleine Stadt mit krummen Straßen und schiefen Häusern, in der es die seltensten Bakterien und die kuriosesten Krankheiten gab: Hirnhusten und Lebermigräne, Ohrenbrausen und Nierenverzagen."
Sledwaya heißt dieser ungemütliche Ort. Dort lässt Autor Walter Moers den Schrecksenmeister Succubius Eißpin Angst und Schrecken verbreiten. Er schildert ihn als einen monströsen Charakter, einen Zyniker der Macht, destruktiv geworden durch eine unglückliche Liebe, wie sich im Verlauf der Geschichte herausstellt.
"Du kannst sprechen, fragte er. Dann bist du gar keine gewöhnliche Katze, sondern ein Krätzchen, eines der letzten Exemplare deiner Gattung. Eißpins Augen verengten sich kaum merklich. Wie wäre es, wenn du mir dein Fett verkaufst."'"
Echo - so heißt das halbverhungerte Krätzchen auf der Straße von Sledwaya, das das Interesse Eißpins weckt - ein Wesen, das nicht nur sprechen kann, sondern auch zwei Lebern besitzt und - faszinierend für den Schrecksenmeister - ein unendliches Gedächtnis. Mit Echos Fett möchte der Alchimist Eißpin endlich den Urstoff herstellen, aus dem neues Leben entstehen soll. Das erfahren Hörer wie auch die Kratze allerdings erst nach und nach.
Eißpin schließt mit Echo einen Pakt. Das Tier darf sich bis zum nächsten Vollmond auf Eißpins Schloß satt essen und bezahlt dafür am Ende mit seinem Fett, sprich, seinem Leben. Der ausgehungerte Echo willigt verzweifelt ein und wird fortan gemästet - und zwar auf höchstem Niveau. Denn Walter Moers’ Roman ist auch ein kulinarisches Fantasymärchen. "Kochen ist Alchimie und Alchimie ist Kochen" - heißt es, und Succubius Eißpin ist in beidem ein Meister. Wem läuft da nicht das Wasser im Mund zusammen?
""Himbeermillefeuilles mit Champagnercreme, Reinettenmus mit Schokaladenzabaione und Zimtbuchteln, Holunderblütenküchlein mit Pistazienschaum, Cremeaux von Haselnussschokolade und Passionsfrüchten mit vergoldeten Mitgardbeeren."
Schrecksenmeister, Kratzen, gekochte Gespenster, Ledermäuse und schneeweiße Witwen, Schrecksen und Schuhus - Walter Moers hat ein ganzes Arsenal skurriler Gestalten aufgefahren. Wie sich in solche Figuren hineindenken, ohne zu übertreiben?
Glücklicherweise ist der Autor auch ein begnadeter Zeichner. Seine Illustrationen waren für Sprecher Andreas Fröhlich hilfreiche Anhaltspunkte. Schrecksenmeister Eißpin, neben Echo die Hauptfigur des Romans, ist gleich auf den ersten Seiten des Buches abgebildet.
"Das ist eine sehr hagere Figur, sehr dünn, feingliedrig, aber mit langen dünnen Fingern, ziemlich unangenehm, eher etwas Verhärmtes, Vertrocknetes. Da such ich dann eigentlich über eine Körperhaltung eine Stimme. Der geb’ ich dann durch Bewegung eine gewisse Dynamik. Aber Eißpin hatte ich relativ schnell als Figur."
Wesentlich schwieriger hingegen war es, sich in Fjodor F. Fjodor, hineinzudenken, einen ein pseudointellektuellen Schuhu, in dem das Krätzchen einen Verbündeten findet.
"Du hast mit ihnen….nicht mehr harsuminieren."
Als Echos Ende näher rückt, erwacht sein Überlebenswille und das intelligente Tier sinnt auf Rettung. Vielleicht kann die Schreckse Izanuela helfen. Moers’ Hexe ist kein knorriges, klappriges Wesen, sondern eine gewaltige, unappetitlich fette Person mit drei Nasenlöchern, wie die Illustration im Buch zeigt. Den Sprecher hat sie inspiriert.
"Das fand ich richtig interessant, jetzt die Hexe mal nicht mit hähähä zu sprechen, weil so schon der Schreckenmeister von der Tonhöhe gestaltet wird, sondern körperlich sehr voluminös. Und da habe ich ein bisschen mit Unterbiß gearbeitet und hab eigentlich immer Willy Brandt vor mir gesehen. Ja und jetzt hat sie eine sehr komische Haltung, spricht eigentlich so, - ist aber ne Frau."
Der Gefahr, all die fantastsich-abstrusen Figuren des Romans zu extrem, zu schräg zu interpretieren, entgeht Andreas Fröhlich, indem er das Krätzchen über weite Strecken genauso liest wie den Erzählerpart. So bringt er Ruhe in die Handlung, die mit alchimistischen Experimenten, Kochorgien, Verfolgungsjagden und einem beinahe apokalyptischen Finale schon aufregend genug ist.
Walter Moers’ opulenter Roman ist dank Andreas Fröhlich auch für das Ohr ein sinnliches Erlebnis. Denn er schafft Plastizität, hält das Tempo hervorragend und auch die Spannung bis zur letzten Minute. Das ist bei zwölf CDs - um mit dem Schuhu zu sprechen - schon eine "fölminente" Leistung.
Rezensiert von Susanne von Schenck
Walter Moers "Der Schrecksenmeister"
Gelesen von Andreas Fröhlich,
ungekürzte Lesung, zwölf CD Laufzeit, ca. 882 Minuten,
Hörbuch Hamburg, 49,95 Euro
Sledwaya heißt dieser ungemütliche Ort. Dort lässt Autor Walter Moers den Schrecksenmeister Succubius Eißpin Angst und Schrecken verbreiten. Er schildert ihn als einen monströsen Charakter, einen Zyniker der Macht, destruktiv geworden durch eine unglückliche Liebe, wie sich im Verlauf der Geschichte herausstellt.
"Du kannst sprechen, fragte er. Dann bist du gar keine gewöhnliche Katze, sondern ein Krätzchen, eines der letzten Exemplare deiner Gattung. Eißpins Augen verengten sich kaum merklich. Wie wäre es, wenn du mir dein Fett verkaufst."'"
Echo - so heißt das halbverhungerte Krätzchen auf der Straße von Sledwaya, das das Interesse Eißpins weckt - ein Wesen, das nicht nur sprechen kann, sondern auch zwei Lebern besitzt und - faszinierend für den Schrecksenmeister - ein unendliches Gedächtnis. Mit Echos Fett möchte der Alchimist Eißpin endlich den Urstoff herstellen, aus dem neues Leben entstehen soll. Das erfahren Hörer wie auch die Kratze allerdings erst nach und nach.
Eißpin schließt mit Echo einen Pakt. Das Tier darf sich bis zum nächsten Vollmond auf Eißpins Schloß satt essen und bezahlt dafür am Ende mit seinem Fett, sprich, seinem Leben. Der ausgehungerte Echo willigt verzweifelt ein und wird fortan gemästet - und zwar auf höchstem Niveau. Denn Walter Moers’ Roman ist auch ein kulinarisches Fantasymärchen. "Kochen ist Alchimie und Alchimie ist Kochen" - heißt es, und Succubius Eißpin ist in beidem ein Meister. Wem läuft da nicht das Wasser im Mund zusammen?
""Himbeermillefeuilles mit Champagnercreme, Reinettenmus mit Schokaladenzabaione und Zimtbuchteln, Holunderblütenküchlein mit Pistazienschaum, Cremeaux von Haselnussschokolade und Passionsfrüchten mit vergoldeten Mitgardbeeren."
Schrecksenmeister, Kratzen, gekochte Gespenster, Ledermäuse und schneeweiße Witwen, Schrecksen und Schuhus - Walter Moers hat ein ganzes Arsenal skurriler Gestalten aufgefahren. Wie sich in solche Figuren hineindenken, ohne zu übertreiben?
Glücklicherweise ist der Autor auch ein begnadeter Zeichner. Seine Illustrationen waren für Sprecher Andreas Fröhlich hilfreiche Anhaltspunkte. Schrecksenmeister Eißpin, neben Echo die Hauptfigur des Romans, ist gleich auf den ersten Seiten des Buches abgebildet.
"Das ist eine sehr hagere Figur, sehr dünn, feingliedrig, aber mit langen dünnen Fingern, ziemlich unangenehm, eher etwas Verhärmtes, Vertrocknetes. Da such ich dann eigentlich über eine Körperhaltung eine Stimme. Der geb’ ich dann durch Bewegung eine gewisse Dynamik. Aber Eißpin hatte ich relativ schnell als Figur."
Wesentlich schwieriger hingegen war es, sich in Fjodor F. Fjodor, hineinzudenken, einen ein pseudointellektuellen Schuhu, in dem das Krätzchen einen Verbündeten findet.
"Du hast mit ihnen….nicht mehr harsuminieren."
Als Echos Ende näher rückt, erwacht sein Überlebenswille und das intelligente Tier sinnt auf Rettung. Vielleicht kann die Schreckse Izanuela helfen. Moers’ Hexe ist kein knorriges, klappriges Wesen, sondern eine gewaltige, unappetitlich fette Person mit drei Nasenlöchern, wie die Illustration im Buch zeigt. Den Sprecher hat sie inspiriert.
"Das fand ich richtig interessant, jetzt die Hexe mal nicht mit hähähä zu sprechen, weil so schon der Schreckenmeister von der Tonhöhe gestaltet wird, sondern körperlich sehr voluminös. Und da habe ich ein bisschen mit Unterbiß gearbeitet und hab eigentlich immer Willy Brandt vor mir gesehen. Ja und jetzt hat sie eine sehr komische Haltung, spricht eigentlich so, - ist aber ne Frau."
Der Gefahr, all die fantastsich-abstrusen Figuren des Romans zu extrem, zu schräg zu interpretieren, entgeht Andreas Fröhlich, indem er das Krätzchen über weite Strecken genauso liest wie den Erzählerpart. So bringt er Ruhe in die Handlung, die mit alchimistischen Experimenten, Kochorgien, Verfolgungsjagden und einem beinahe apokalyptischen Finale schon aufregend genug ist.
Walter Moers’ opulenter Roman ist dank Andreas Fröhlich auch für das Ohr ein sinnliches Erlebnis. Denn er schafft Plastizität, hält das Tempo hervorragend und auch die Spannung bis zur letzten Minute. Das ist bei zwölf CDs - um mit dem Schuhu zu sprechen - schon eine "fölminente" Leistung.
Rezensiert von Susanne von Schenck
Walter Moers "Der Schrecksenmeister"
Gelesen von Andreas Fröhlich,
ungekürzte Lesung, zwölf CD Laufzeit, ca. 882 Minuten,
Hörbuch Hamburg, 49,95 Euro