Die Gladow-Bande kehrt zurück
Was macht einen Menschen zum Verbrecher? Mit dieser Frage beschäftigt sich eine neue Inszenierung am Maxim-Gorki-Theater Berlin. Dabei greift der Autor des Stücks und Hausherr des Theaters, Fritz Kater, alias Armin Petras, auf eine wahre Geschichte aus dem Berlin der Nachkriegszeit zurück.
Er war ein Fan von Al Capone und amerikanischen Gangsterfilmen. Und für manche war er der erste Popstar der DDR. Mit 17 Jahren gründet der Ostberliner Werner Gladow eine Bande. Gut aussehend waren sie und chic – wie einer seiner Komplizen, Sohni, sich später erinnerte:
"Wir haben schon gedacht: 'Wenn wir auftreten - als Gentlemen!' Wir hatten alle dunkle Anzüge gehabt und 'ne weiße Krawatte – so nannte man uns 'Weiße Krawatte'."
Es ist 1948, Nachkriegs- und Blockadezeit in Berlin, die Situation zwischen Ost- und Westpolizei angespannt. Eine gute Zeit für Kriminelle: Verfolger lassen sich prima an der Zonengrenze abhängen. Werner Gladow, Sohn eines Metzgers, angehender Medizinstudent und daher Doktorchen genannt, träumt vom Gangsterleben, von einer Villa im Grunewald, vielen Mädels und Respekt. Mit seinen Kumpels zieht er durch die zerstörte Stadt, mordet und raubt auf brutale Weise.
Gladow ist überzeugt davon, dass man Verbrechen lernen kann wie ein Handwerk, mit dem Vorteil, dass sich mehr verdienen lässt. 130 schwere Verbrechen begeht die Gladow-Bande in nicht einmal zwei Jahren: Zwei Morde, fünfzehn Mordversuche und unzählige Raubüberfälle mit Waffengewalt gehen genauso auf ihr Konto wie die spektakuläre Entwaffnung von Volkspolizisten an der Sektorengrenze. Gladow wird zum Staatsfeind Nummer eins. Doch sein Ruhm währt nur kurz – 1950 wird die Bande verhaftet – Gladow mit zwei seiner Komplizen zum Tode verurteilt – nach einem Gesetz aus der Nazizeit, das in besonders schweren Fällen Jugendliche nach dem Erwachsenenstrafrecht behandeln lässt. Bis zum Schluss behält der jugendliche Verbrecherkönig seine lässige Haltung:
Sohni: "Er hat zum Richter gesagt: 'Wissen Sie, Herr Richter: Die dreifache Todesstrafe - einmal lass ich mir das gefallen, aber noch zweimal? - Das ist ja Leichenschändung'. Der Richter war leichenblass geworden…"
Werner Gladow stirbt im November 1950 unter dem Fallbeil. Schon zweimal haben sich Berliner Theater dem Phänomen der "Gladow-Bande" genähert – jetzt hat Armin Petras seinen Blick auf die Nachkriegsgangster zu einem Theaterstück gemacht.
Links auf dradio.de:
Kleine Gangsterrevue über den Al Capone Berlins - Jan Bosse inszeniert "Gladow-Bande" von Fritz Kater am Maxim Gorki Theater
"Wir haben schon gedacht: 'Wenn wir auftreten - als Gentlemen!' Wir hatten alle dunkle Anzüge gehabt und 'ne weiße Krawatte – so nannte man uns 'Weiße Krawatte'."
Es ist 1948, Nachkriegs- und Blockadezeit in Berlin, die Situation zwischen Ost- und Westpolizei angespannt. Eine gute Zeit für Kriminelle: Verfolger lassen sich prima an der Zonengrenze abhängen. Werner Gladow, Sohn eines Metzgers, angehender Medizinstudent und daher Doktorchen genannt, träumt vom Gangsterleben, von einer Villa im Grunewald, vielen Mädels und Respekt. Mit seinen Kumpels zieht er durch die zerstörte Stadt, mordet und raubt auf brutale Weise.
Gladow ist überzeugt davon, dass man Verbrechen lernen kann wie ein Handwerk, mit dem Vorteil, dass sich mehr verdienen lässt. 130 schwere Verbrechen begeht die Gladow-Bande in nicht einmal zwei Jahren: Zwei Morde, fünfzehn Mordversuche und unzählige Raubüberfälle mit Waffengewalt gehen genauso auf ihr Konto wie die spektakuläre Entwaffnung von Volkspolizisten an der Sektorengrenze. Gladow wird zum Staatsfeind Nummer eins. Doch sein Ruhm währt nur kurz – 1950 wird die Bande verhaftet – Gladow mit zwei seiner Komplizen zum Tode verurteilt – nach einem Gesetz aus der Nazizeit, das in besonders schweren Fällen Jugendliche nach dem Erwachsenenstrafrecht behandeln lässt. Bis zum Schluss behält der jugendliche Verbrecherkönig seine lässige Haltung:
Sohni: "Er hat zum Richter gesagt: 'Wissen Sie, Herr Richter: Die dreifache Todesstrafe - einmal lass ich mir das gefallen, aber noch zweimal? - Das ist ja Leichenschändung'. Der Richter war leichenblass geworden…"
Werner Gladow stirbt im November 1950 unter dem Fallbeil. Schon zweimal haben sich Berliner Theater dem Phänomen der "Gladow-Bande" genähert – jetzt hat Armin Petras seinen Blick auf die Nachkriegsgangster zu einem Theaterstück gemacht.
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Kleine Gangsterrevue über den Al Capone Berlins - Jan Bosse inszeniert "Gladow-Bande" von Fritz Kater am Maxim Gorki Theater