Maj Sjöwall, Per Wahlöö: Die Große Kommissar-Beck-Box - Seine gesamten Fälle
Mit Charles Wirth, Christian Brückner u.a.
DAV, München 2015
16 CDs, 39,99 Euro
So langweilig kann doch kein Schweden-Krimi sein
Die Stockholmer Kriminalpolizei hat schon aufregendere Tage erlebt. Als Hörpielversion jedenfalls seien die zehn Krimis um Kommissar Beck aus der Feder von Maj Sjöwall und Per Wahlhöö nicht zu empfehlen, meint unser Kritiker zur "Großen Kommissar-Beck-Box" aus dem Audio-Verlag.
Die Reihenmusik von fünf der zehn Kommissar-Beck-Krimis klingt schwer nach fünfziger Jahren. Dass die Hörspielversionen aber tatsächlich Ende der Siebziger entstanden sind, merkt man spätestens, als wilder Funk einsetzt.
Auch Flöten erfreuten sich damals großer Beliebtheit. Mitunter meint man, ob der fetzigen Bläsersätze, auf den Straßen von San Francisco und nicht auf denen von Stockholm unterwegs zu sein.
Eine klare Linie also gibt es in diesen Hörspielen zumindest in musikalischer Hinsicht nicht, selbst dann nicht, wenn ein und derselbe Regisseur für mehrere Folgen verantwortlich zeichnet.
Um atmosphärische Geschlossenheit geht es vor allem Peter Michael Ladiges, der bei diesen fünf fraglichen Stücken Regie geführt hat, kaum. Musik, aber auch die Geräuschkulisse sind für ihn zweitrangig. Das mag dem Gestus der Romane, der sachlichen, unterkühlten, ja listenhaften Art, in der sie geschrieben sind, entsprechen.
Montag, 22. Juli, Zachrisson kam aus dem Urlaub und wurde gleich zu Beck gerufen:
"Ich möchte nochmal hören, was Malm an den zehn Tagen der Observation getan hat."
Zachrisson zitierte das öde einerlei seiner Notizen: "Am 10. März ging er in seine Stammkneipe und bettelte die Leute um ein Bier an."
Polizeiarbeit ist eine trockene Angelegenheit
Maj Sjöwalls und Per Wahlhöös Kommissar Beck ist das Gegenbild zu Georges Simenons Kommissar Maigret: Er ist kein genialischer Bauchmensch, der vor allem seinen Intuitionen folgt, kein verschrobener Einzelgänger. Er hat vielmehr seinen Polizeiapparat, seine Protokolle, Berichte, Listen. Polizeiarbeit ist schließlich eine trockene Angelegenheit. Doch Realismus hin oder her: Leider führt in manchen der Hörspiele diese Trockenheit bis zur Bräsigkeit:
- Was fummelst du da dauernd?
- Nichts, mein Schulterhalfter.
- Du hast eine Waffe dabei?
- Sicher ist sicher.
- Das ist eben die Frage. Ich habe nie eine Waffe getragen seit 37 Jahren.
- Nichts, mein Schulterhalfter.
- Du hast eine Waffe dabei?
- Sicher ist sicher.
- Das ist eben die Frage. Ich habe nie eine Waffe getragen seit 37 Jahren.
Die Hörspielsprecher scheinen dazu angehalten gewesen zu sein, lakonisch zu wirken, vielleicht von nordischer Melancholie durchtränkt, also alles andere als mitreißend.
Klaus Wirbitsky, der immerhin drei der zehn Hörspiele inszeniert hat, war stärker als Peter Michael Ladiges an Dramatik gelegen, daran, die Stücke akustisch aufregender und abwechslungsreicher zu machen. Dazu setzte er unter anderem zwei Erzählerstimmen ein, eine männliche und eine weibliche, die den großen Anteil referierender Passagen, einigermaßen auflockern.
Draußen vor dem Fenster raschelte etwas.
- Es kann nur ein Tier sein.