Arnulf Conradi und Lars Lachmann sind heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr zu Gast bei Katrin Heise. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de" target="_blank" href="https://www.deutschlandfunkkultur.de/im-gespraech.969.de.html">gespraech@deutschlandfunkkultur.de.
Was Sie schon immer über Vögel wissen wollten
87:45 Minuten
Amsel, Drossel, Fink und Star: Der NABU lässt an diesem Wochenende Vögel zählen – und wir machen mit. Welche Vögel zwitschern in Ihrem Garten, im Park? Welche vermissen Sie? Diskutieren Sie mit Experten – und teilen Sie Ihre schönsten Beobachtungen.
Es ist wieder soweit: Bei der nunmehr 15. Stunde der Gartenvögel ruft der Naturschutzbund Deutschland (NABU) vom 10. bis 12. Mai zur Vogelzählung auf. Bei dieser Beobachtungsaktion sollen Vögel im heimischen Garten oder Stadtpark gezählt und die Ergebnisse dann dem NABU gemeldet werden. Mittlerweile ist dies die größte Laien-Wissenschaftsbewegung in Deutschland. Im vergangenen Jahr machten fast 57.000 Vogelfreunde mit und meldeten aus 37.000 Gärten mehr als eine Million Vögel.
Folgen des Insektensterbens
Dabei gab es erneut Spitzenreiter und "Sorgenvögel": Unverändert führt der Haussperling oder Spatz die Liste an, gefolgt von Amsel und Kohlmeise. Zu den Verlierern gehören unter anderem der "Vogel des Jahres 2018", der Star, sowie Mehlschwalbe und Mauersegler.
Hauptgrund ist das Insektensterben, so der NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. "Gebäudebrüter und Insekten fressende Vögel wie Mauersegler und Mehlschwalben finden durch das Insektensterben immer weniger Nahrung und durch Gebäudesanierungen auch immer weniger Wohnraum. Seit der ersten Vogelzählung 2005 sind beide Arten um etwa die Hälfte zurückgegangen."
Auch die intensive Landwirtschaft mit Monokultur und Überdüngung mache den Vögeln zu schaffen. Zum Beispiel der Feldlerche. "Ein Drittel der Feldlerchen ist in den vergangenen 25 Jahren verschwunden. Aus vielen Gebieten Deutschlands wurde sie bereits völlig verdrängt." Sie stehe stellvertretend für den alarmierenden Artenrückgang - und ist deshalb bereits zum zweiten Mal "Vogel des Jahres".
Die Kunst der Vogelbeobachtung
"Vogelbeobachtung ist eher eine Lebensweise als ein Hobby. Man tut es immer", sagt Arnulf Conradi. Seit der ehemalige Verlagsleiter als Kind ein kleines Fernglas geschenkt bekam, beobachtet er Vögel. Es vergeht kaum ein Tag, an dem er nicht im Berliner Grunewald oder in den Wäldern Brandenburgs unterwegs ist. "Es gehört zu den großen unbekannten Vergnügungen des Lebens, durch den Wald zu schlendern und einfach nur zu hören, wer da ist."
Über seine Leidenschaft hat er ein Buch geschrieben, das "Zen oder die Kunst der Vogelbeobachtung" heißt:
"Man konzentriert sich in diesem Moment ganz und gar auf diesen Vogel. Man wird aus allem rausgenommen, was sonst noch in einem vorgeht, an Sorgen, Erwartungen, an Dingen, die man bereut. Und wenn Sie einen Vogel beobachten, reißt Sie das da raus. Das ist die Parallele zu Zen-Buddhismus, zur Meditation."
Auch Arnulf Conradi hat im Laufe der Jahre den Rückgang einiger Vogelarten bemerkt. Umso mehr versucht er, seine eigenen Gärten so vogelfreundlich wie möglich zu gestalten. Mit Erfolg: Bei ihm tummeln sich unter anderem Eulen, Zwergschnäpper und Nachtigallen:
"Ich sitze manchmal nachts vor meinem Haus und warte, dass der Vorhang aufgeht und die Nachtigall ihr Lied anstimmt. Und das ist unvergleichlich."
Arnulf Conradi: Zen und die Kunst der Vogelbeobachtung
Verlag Antje Kunstmann, München 2019
240 Seiten, 20 Euro