"Die Haut, in der ich wohne"
Ein Schönheitschirurg will seine verstorbene Frau in einem anderen Körper rekonstruieren: Der neue Film von Pedro Almodóvar ist eine schrille Mischung aus Thriller, Horror und Melodram. In Erinnerung bleibt vor allem Antonio Banderas als innerlich zerrissener Arzt.
Seinem Kino ist nichts fremd. Und in seinen Filmen ist alles möglich. Pedro Almodóvar kennt keine Tabus, dennoch geht es ihm nicht um den Tabubruch. Abwegiges, Absurdes ganz normal erscheinen zu lassen und Normales völlig absurd, ist vielmehr das große Projekt des spanischen Regisseurs. Sein neuer Film ist eine schrille Mischung aus Thriller, Horror und Melodram. Würde man die ganze Geschichte von "La piel que habito" - "Die Haut in der ich wohne" erzählen, dürfte man ungläubiges Kopfschütteln ernten. Die offizielle Inhaltsangabe lautet: Ein Arzt scheut auch extreme Mittel nicht, um seine Frau zu retten.
Doch die Gattin des von Antonio Banderas gespielten plastischen Chirurgen ist schon lange tot. In seinem Haus lebt hinter einer verschlossenen Tür jedoch eine Frau, die der Verstorbenen immer ähnlicher sehen wird. Durch einen Einwegspiegel beobachtet Banderas dieses zerbrechlich, makellos wirkende Geschöpf, das einen enganliegenden hautfarbenen Gaze-Anzug trägt, beim Lesen, Schlafen oder in die Luft schauen. Wer ist diese schöne Frau?
Schauplatz der Geschichte ist diese abgelegene, elegant durchdesignte Villa, die der Schönheitschirug mit seiner langjährigen Haushälterin und Vertrauten (Marisa Paredes) bewohnt. In einem Nebentrakt hat der Arzt einen hypermodernen Operationssaal eingerichtet, und im angrenzenden Labor experimentiert er mit der Herstellung künstlicher Haut, die gegen alle Einflüsse von außen unempfindlich sein soll. Wieder arbeitet Almodóvar mit Spiegelungen und verwobenen Motiven, wieder ist seine Ästhetik exzentrisch stilisiert, wieder springt er zwischen Zeitebenen hin und her, die nach und nach einander beleuchten und das Seelenleben seiner Helden und Heldinnen nach außen stülpen. In der Geschichte seines Chirurgen ist nicht nur Hybris am Werk, der Wunsch, einen Menschen nach seinen Vorstellungen zu formen, sondern auch Rache. Denn es gab einen Grund, genau dieses geheimnisvolle Wesen auszusuchen für das Experiment.
Und es hat etwas Herzerreißendes, wenn es Yoga betreibt, um die fremde, künstliche Haut zu dehnen, um sich in ihr einzurichten. Man hätte sich mehr solcher Bilder gewünscht, in denen Almodóvar seinen Figuren nahekommt, Bilder die gerade in ihrer Künstlichkeit und Exzentrik ein unerwartetes Eigenleben entwickeln. Doch diesmal scheint der Regisseur in seinen Manierismen erstarrt. Die Geschichte wirkt überkonstruiert und im Zentrum der Erzählung herrscht eine seltsame Leere. Während der Zuschauer in früheren Almodóvar Filmen durch alle Abzweigungen und Paranthesen in eine große Emotion hineingetragen wurde, bleibt er am Ende von "La piel que habito" kalt.
In Erinnerung bleibt jedoch Antonio Banderas als innerlich zerrissener Arzt, der seine verstorbene Frau mit einem anderen Körper rekonstruieren will. Schade, dass das von Banderas minimalistisch gespielte Drama dieses modernen Frankenstein nicht auf den Film übergreift.)
Spanien 2011; Regie: Pedro Almodóvar; Hauptdarsteller: Antonio Banderas, Elena Anaya, Marisa Paredes; 120 Minuten
Doch die Gattin des von Antonio Banderas gespielten plastischen Chirurgen ist schon lange tot. In seinem Haus lebt hinter einer verschlossenen Tür jedoch eine Frau, die der Verstorbenen immer ähnlicher sehen wird. Durch einen Einwegspiegel beobachtet Banderas dieses zerbrechlich, makellos wirkende Geschöpf, das einen enganliegenden hautfarbenen Gaze-Anzug trägt, beim Lesen, Schlafen oder in die Luft schauen. Wer ist diese schöne Frau?
Schauplatz der Geschichte ist diese abgelegene, elegant durchdesignte Villa, die der Schönheitschirug mit seiner langjährigen Haushälterin und Vertrauten (Marisa Paredes) bewohnt. In einem Nebentrakt hat der Arzt einen hypermodernen Operationssaal eingerichtet, und im angrenzenden Labor experimentiert er mit der Herstellung künstlicher Haut, die gegen alle Einflüsse von außen unempfindlich sein soll. Wieder arbeitet Almodóvar mit Spiegelungen und verwobenen Motiven, wieder ist seine Ästhetik exzentrisch stilisiert, wieder springt er zwischen Zeitebenen hin und her, die nach und nach einander beleuchten und das Seelenleben seiner Helden und Heldinnen nach außen stülpen. In der Geschichte seines Chirurgen ist nicht nur Hybris am Werk, der Wunsch, einen Menschen nach seinen Vorstellungen zu formen, sondern auch Rache. Denn es gab einen Grund, genau dieses geheimnisvolle Wesen auszusuchen für das Experiment.
Und es hat etwas Herzerreißendes, wenn es Yoga betreibt, um die fremde, künstliche Haut zu dehnen, um sich in ihr einzurichten. Man hätte sich mehr solcher Bilder gewünscht, in denen Almodóvar seinen Figuren nahekommt, Bilder die gerade in ihrer Künstlichkeit und Exzentrik ein unerwartetes Eigenleben entwickeln. Doch diesmal scheint der Regisseur in seinen Manierismen erstarrt. Die Geschichte wirkt überkonstruiert und im Zentrum der Erzählung herrscht eine seltsame Leere. Während der Zuschauer in früheren Almodóvar Filmen durch alle Abzweigungen und Paranthesen in eine große Emotion hineingetragen wurde, bleibt er am Ende von "La piel que habito" kalt.
In Erinnerung bleibt jedoch Antonio Banderas als innerlich zerrissener Arzt, der seine verstorbene Frau mit einem anderen Körper rekonstruieren will. Schade, dass das von Banderas minimalistisch gespielte Drama dieses modernen Frankenstein nicht auf den Film übergreift.)
Spanien 2011; Regie: Pedro Almodóvar; Hauptdarsteller: Antonio Banderas, Elena Anaya, Marisa Paredes; 120 Minuten