"Die Herzogin"

Die lebenshungrige Herzogin Georgina Spencer war als Stil-Ikone und politische Aktivistin berühmt-berüchtigt. In dieser Filmbiografie wird deutlich: Die Herzogin ist eine Frau, die für sich ein Lebensglück fordert, das sie freilich nie erreicht.
USA 2008; Regie: Saul Dibb; Darsteller: Keira Knightley, Ralph Fiennes, Charlotte Rampling; 110 Minuten, ab 12 Jahren

In ihrer 1998 erschienenen Bestsellerbiografie über Georgina, Duchess of Devonshire kreierte Amanda Forman einen durchaus modernen Frauentyp, der jetzt, im Kostümfilm von Sual Dibb, mit Keira Knightley eine ideale Verkörperung fand. Allein die Eleganz, mit der sie die von ihr mitbestimmte, extravagante Mode ihrer Zeit (Ende des 18. Jahrhunderts) trägt, macht sie zur Augenweide. Aber die von ihrer eiskalt berechnenden Mutter (Charlotte Rampling) in eine Vernunftehe gedrängte junge Aristokratin verlangte mehr vom Leben als eine angenehm skandalumwitterte Stellung im Mittelpunkt der Gesellschaft.

Enttäuscht von der Ehe stürzt sie sich in die Politik. In dieser Filmbiografie dominiert bei aller Gesellschaftskritik nicht der Zynismus. Die Herzogin ist ein leidenschaftliches Wesen, die für sich ein Lebensglück fordert, das sie freilich nie erreicht.

So muss sie sich von ihrem Geliebten trennen und sich mit ihrem gefühlsarmen Ehemann (Ralph Fiennes) und dessen Geliebter in eine Menage à trois schicken, die auch wieder mehr ist als Konvention. Denn diese Bess (Harvey Atwell) vermag durchaus legitime Bedürfnisse des Mannes zu befriedigen, wozu die Herzogin nicht bereit oder in der Lage ist.

So schimmert hinter den Nachrichten vom Schloss, hinter einer prächtigen Ausstattung, fein gemeißelten Dialogen und einem stimmungsvollen Soundtrack doch mehr Menschliches, als es Titel oder Genre vermuten lassen.