Allein, aber nicht einsam

Die Höhen und Tiefen des Single-Lebens

80:26 Minuten
Eine junge Frau sitzt mit dem Rücken zum Betrachter vor dem Fenster auf dem Bett und hält ein geöffnetes Buch in den Händen.
Eine junge Frau sitzt mit dem Rücken zum Betrachter vor dem Fenster auf dem Bett und hält ein geöffnetes Buch in den Händen. © pexels / Daria Shevtsova
Moderation: Katrin Heise |
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Fast 18 Millionen Menschen hierzulande leben allein, die Zahl der Single-Haushalte steigt. Welche Chancen und Herausforderungen bringt das Sololeben mit sich? Wie schaffen wir es, dass Alleinsein nicht Einsamkeit bedeuten muss? Diskutieren Sie mit!
Allein zu leben, wird in Deutschland immer mehr zur Regel. Derzeit gibt es fast 18 Millionen Single-Haushalte, 2040 wird in den Stadtstaaten mehr als jede zweite Wohnung von Alleinlebenden bewohnt sein. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Die einen wollen keine Beziehung, andere sind verwitwet, geschieden oder leben getrennt von ihren Partner*innen. Ebenso individuell ist die Art, mit dem Sololeben umzugehen. Dabei muss Alleinsein nicht Einsamkeit bedeuten. Viele Menschen suchen es bewusst, um zu sich zu kommen.

Sich selbst aushalten können                      

„Wenn man ein gutes Leben mit sich selbst führen will, muss man sich selbst aushalten können und gewisse Sachen durcharbeiten“, sagt der Journalist Daniel Schreiber. „Zeit mit sich selbst zu verbringen, ist etwas, was man lernen muss und lernen kann“, so der Autor des Buchs „Allein“. Ihm persönlich helfe dabei zum Beispiel das Gärtnern, Wandern oder Stricken. Wichtig seien aber auch seine Beziehungen zu Freudinnen und Freunden, für ihn „ein Geschenk“.
Seine Beobachtung: „Das Alleinleben hat einen schlechten Ruf, weil wir so oft mit diesen romantischen Erzählungen der Zweisamkeit konfrontiert werden.“ Es herrsche bei vielen die Vorstellung, dass Alleinlebende in einer Phase stecken, „die es schnell zu beheben gilt, dass es ein Makel ist.“ Das bekämen viele Alleinlebende auch so gespiegelt. „Und meiner Meinung nach ist es wichtig, diese Vorstellungen zu überdenken.“ Corona habe die Themen Alleinsein und Einsamkeit zudem wie unter einem Brennglas deutlich gemacht. „Und ich glaube, dass es wahnsinnig wichtig ist, über Dinge zu reden, über die wir als Gesellschaft nicht sprechen wollen.“

Die Kunst des Alleinseins

„Wir brauchen das Alleinsein, um uns zu finden, um zu wissen, was uns wichtig ist“, sagt die Psychologin Ursula Wagner, Autorin des Buchs „Die Kunst des Alleinseins“. Sie schätzt diese Phasen und zieht sich dafür regelmäßig ins Kloster zurück.
Ihre Erfahrung: „Um die positiven Seiten des Alleinseins annehmen zu können, muss man im Alleinsein ankommen und Abschied nehmen vom Mythos der Gleichung allein = einsam und unglücklich, zu zweit = nicht mehr allein und glücklich.“ Auch in einer Partnerschaft könne man sich allein und einsam fühlen. Glücklich sei: "Wer allein sein kann – aber nicht allein sein muss."

Allein, aber nicht einsam – Die Höhen und Tiefen des Single-Lebens
Darüber diskutiert Katrin Heise am 26.11.2021 von 9.05 bis 11 Uhr mit dem Autor Daniel Schreiber und der Psychologin Ursula Wagner. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de.

(sus)
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