Die Kirche der Nicht-Gläubigen
Aktionskünstler Christoph Schlingensief bietet beim Weltjugendtag mit der "Church of Fear" (COF) einen Kontrapunkt. Die Kirche der Nicht-Gläubigen, die er als "offenes Angstbündnis" versteht, hat er im Kölner Museum Ludwig errichtet. Ihre Entstehung geht zurück auf den Beginn des Irakkrieges 2003.
Hysterische Frauenschreie, grelle Musik
Kein Wunder, viele Besucher auf der sonnigen Dachterrasse des Kölner Museum Ludwig bleiben erstmal erschrocken stehen bei diesen Tönen. Irritation und Unverständnis, denn das Schreien kommt aus einer kleinen weißen Holzkirche, die etwas verloren zwischen den eleganten Dachbögen des futuristischen Baus steht.
Dabei sieht die "Church of Fear", die Kirche der Angst, die der Regisseur und Aktionskünstler Christoph Schlingensief hier aufgebaut hat, auf den ersten Blick wie eine gemütliche amerikanische Country-Kirche aus. Doch dann ertönen die Gesänge eines Muezzins und eine Stimme, die dazu ermuntert, Angst zu haben. Aufklärung von der Kuratorin der Ausstellung, Alice Koegel:
" Es ist ja nicht irgendeine Kirche, sondern es ist eben das Infozentrum der "Church of Fear", was wir hier bei uns auf dem Museumsdach aufgebaut haben, und dieses Infozentrum der Nicht-Gläubigen ist wirklich ein religionsübergreifendes, insofern haben wir den Muezzin oben auf der Dachterrasse, es gibt buddhistische Elemente wie beispielsweise die Maske in den Kirchenfenstern, es gibt den Hasen hinten, das ist das Schlussbild der "Parsival"-Inszenierung, der aktuellen von Christoph Schlingensief, insofern mischen sich hier eigentlich die Weltreligionen."
Eine Kirche der Nicht-Gläubigen, die Schlingensief gemeinsam mit anderen Initiatoren als "offenes Angstbündnis" versteht. Jetzt im Kontext des äußerst religiösen Weltjugendtages ein echter Kontrapunkt. Denn diese Kirche versteht sich als Bündnis von Menschen, die sich zu ihrer eigenen Angst bekennen, statt auf Glaubensangebote politischer Sektierer, Fernsehpfarrer oder Weltverschwörungstheoretiker zu setzen.
Nach eigenen Angaben der "Kirche" gibt es etwa 100 Basisgemeinden und mehr als 370 Sympathisantengruppen. Ihre Entstehung geht zurück auf den Beginn des Irakkrieges im März 2003. Ursprünglich wurde das Kunstwerk für die 50. Biennale in Venedig entworfen.
Wer sich in die Kirche hineintraut, durch schwingende Türen wie in einer Westernbar, ist einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt, und braucht eine gehörige Portion Neugier, wie diese Besucherin:
" Bisher hab ich noch nicht so viel Ahnung davon .... lass ich mich darauf ein ...hatte schon darüber gelesen ..optimale Zugang fehlt .. gerne eine Führung ...so viele Ideen und Gedanken ...wenn man Führung hätte .. könnte man es besser genießen. "
... sprach’s und verließ die Kirche wie vorgesehen durch eine niedrige Hintertür. Nur mit tief gebeugtem Rücken erreicht man das sonnige Dach wieder - und atmet auf nach all der Düsternis im Inneren. So ging es auch zwei jungen Russinnen aus Petersburg, die den Weltjugendtag zu einem Museumsbummel nutzten.
Das ist ein bisschen befremdlich, meinen Anna und Maria, innen drin sind auch Computer, das ist irgendwie cool. Aber Jesus ist nicht in dieser Kirche. Es ist die Kirche von vielen anderen Göttern, nicht von unserem.
Service:
Christopf Schlingensiefs "Church of Fear" ist vom 29. Juli bis 25. September 2005 im Kölner Museum Ludwig zu sehen.
Kein Wunder, viele Besucher auf der sonnigen Dachterrasse des Kölner Museum Ludwig bleiben erstmal erschrocken stehen bei diesen Tönen. Irritation und Unverständnis, denn das Schreien kommt aus einer kleinen weißen Holzkirche, die etwas verloren zwischen den eleganten Dachbögen des futuristischen Baus steht.
Dabei sieht die "Church of Fear", die Kirche der Angst, die der Regisseur und Aktionskünstler Christoph Schlingensief hier aufgebaut hat, auf den ersten Blick wie eine gemütliche amerikanische Country-Kirche aus. Doch dann ertönen die Gesänge eines Muezzins und eine Stimme, die dazu ermuntert, Angst zu haben. Aufklärung von der Kuratorin der Ausstellung, Alice Koegel:
" Es ist ja nicht irgendeine Kirche, sondern es ist eben das Infozentrum der "Church of Fear", was wir hier bei uns auf dem Museumsdach aufgebaut haben, und dieses Infozentrum der Nicht-Gläubigen ist wirklich ein religionsübergreifendes, insofern haben wir den Muezzin oben auf der Dachterrasse, es gibt buddhistische Elemente wie beispielsweise die Maske in den Kirchenfenstern, es gibt den Hasen hinten, das ist das Schlussbild der "Parsival"-Inszenierung, der aktuellen von Christoph Schlingensief, insofern mischen sich hier eigentlich die Weltreligionen."
Eine Kirche der Nicht-Gläubigen, die Schlingensief gemeinsam mit anderen Initiatoren als "offenes Angstbündnis" versteht. Jetzt im Kontext des äußerst religiösen Weltjugendtages ein echter Kontrapunkt. Denn diese Kirche versteht sich als Bündnis von Menschen, die sich zu ihrer eigenen Angst bekennen, statt auf Glaubensangebote politischer Sektierer, Fernsehpfarrer oder Weltverschwörungstheoretiker zu setzen.
Nach eigenen Angaben der "Kirche" gibt es etwa 100 Basisgemeinden und mehr als 370 Sympathisantengruppen. Ihre Entstehung geht zurück auf den Beginn des Irakkrieges im März 2003. Ursprünglich wurde das Kunstwerk für die 50. Biennale in Venedig entworfen.
Wer sich in die Kirche hineintraut, durch schwingende Türen wie in einer Westernbar, ist einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt, und braucht eine gehörige Portion Neugier, wie diese Besucherin:
" Bisher hab ich noch nicht so viel Ahnung davon .... lass ich mich darauf ein ...hatte schon darüber gelesen ..optimale Zugang fehlt .. gerne eine Führung ...so viele Ideen und Gedanken ...wenn man Führung hätte .. könnte man es besser genießen. "
... sprach’s und verließ die Kirche wie vorgesehen durch eine niedrige Hintertür. Nur mit tief gebeugtem Rücken erreicht man das sonnige Dach wieder - und atmet auf nach all der Düsternis im Inneren. So ging es auch zwei jungen Russinnen aus Petersburg, die den Weltjugendtag zu einem Museumsbummel nutzten.
Das ist ein bisschen befremdlich, meinen Anna und Maria, innen drin sind auch Computer, das ist irgendwie cool. Aber Jesus ist nicht in dieser Kirche. Es ist die Kirche von vielen anderen Göttern, nicht von unserem.
Service:
Christopf Schlingensiefs "Church of Fear" ist vom 29. Juli bis 25. September 2005 im Kölner Museum Ludwig zu sehen.