Unglaubliche 80.000 Mal verkaufte sich "Die kleine Hummel Bommel: Du bist du!" allein im letzten Jahr und bescherte so dem Verlag arsEdition einen echten Überraschungserfolg. Kein Wunder also, dass schnell nachgelegt und Band 2 in die Startlöcher geschickt wurde: erfolgreich, denn schon jetzt steht die Hummel Bommel auf den Bestsellerlisten ganz weit oben.

Keine Frage also, die Hummel ist in - und Biene Maja muss sich warm anziehen. Vielleicht ist es auch die späte Rache der Hummel als solcher an der Honigbiene. Denn im Roman des deutschen Schriftstellers Waldemar Bonsels, der in den 1920er-Jahre Maja erschuf, kam alles an Insekten vor, was fliegen, krabbeln und kreuchen konnte: Grashüpfer, Libellen, Rosenkäfer, Hornissen, Glühkäfer, Ameisen, Wanzen, Regenwurm, Mistkäfer, Stubenfliegen, Kreuzspinnen, Schmetterlinge, Borkenkäfer, Weberknechte, Marienkäfer, Tausendfüßer – alles bis auf eine Hummel! Und jetzt also Bommel. Süß, hummeldick, schwarz-gelb-gestreift mit einem reizenden menschlichen Gesicht, Armen und Füßen, der mit seinen goldigen schwarzen Knopfaugen, seiner Stupsnase und Stichmündchen wie den hauchdünnen Fühlern auf der Stirn seinen Betrachtern direkt ins Herz fliegt.

Aus dem Herz heraus soll die gefragte Illustratorin Joëlle Tourlonias es auch gezeichnet haben, sagen die beiden Autorinnen, also "die Maite" und "die Britta", die Joëlle habe Bommel "direkt" aus ihrem "Herzen abgemalt". Wow. Und schön diese Innigkeit. Tatsächlich aber fluten die eingängigen Bilder der Düsseldorfer Illustratorin seit einigen Jahren zunehmend die deutsche Bilderbuchwelt. Zu Recht! Denn Joëlle Tourlonias begeistert mit ihrem ganz eigenen Stil, ihrer eigenen Farbgebung: Die Bilder leben von einem leicht altmodisch angehauchten Goldgelb-Braunton, der sich wohltuend abhebt von der allzu grellen Bilderbuchwelt etwa einer Prinzessin Lillifee. Dazu kommen der feine Strich, der viel von einer Bleichstiftzeichnung hat, und die zarte Gestaltung der Figuren. Immer freundlich, immer warmherzig. Das kommt gut an. "Reizend, liebevoll, wunderbar" feiert die Netzgemeinschaft dann auch ihre Bilder, auch die von Bommel. Bis auf zwei Nörgler, nur positives Feedback bei über 100 Lesermeinungen.

Die Geschichten um Bommel drehen sich dabei immer um große Fragen: Ging es in Band 1 um "Wer bist du?", ist es diesmal die Suche nach dem Glück, die die Hummel umtreibt. Ganz schön anspruchsvoll. Denn während Biene Maja die Natur rund um ihren Bienenstock erkundete und dabei zahlreiche Abenteuer erlebte, leitet Hummel Bommel Kinder durch die Untiefen des seelischen Wohlbefindens und sorgt sich um ihr psychologisches Ausgereiftsein. Denn erst wenn Du weißt, wer Du bist (trotz kleiner Flügel ein toller Typ) und wo Du hingehörst (nach Hause und nicht in die große Welt), kannst Du glücklich werden – so die Botschaft der Bücher. Gut so. Und doch auch wieder grässlich typisch für unsere Zeit.

Kinder werden heute so gründlich ausgeleuchtet und betreut, dass man sich tatsächlich fragt, wie man selbst unbeschadet groß werden konnte - ohne Bommel, dafür mit Maja. Und natürlich mit Karel Gott und seinem unvergessen Titellied zur Biene. Sieben Mal hat der Sänger dafür allein eine Goldene Schallplatte gewonnen. Und auch das hat Bommel ins Visier genommen: Jedem Buch gehören Lieder zum Downloaden an, gesungen von Maite Kelly, eine der Jüngsten des Kelly-Family-Clans. Die Liedtexte sind fester Bestandteil des Buches – was mich beim Vorlesen aus dem Tritt brachte. Soll ich das jetzt selber singen oder schnell zum Computer greifen, wo bei "Youtube" auch gleich das Video zum Song zu sehen ist, und das entsprechende Lied abspielen? Mhmm. Schwierig. Da warte ich doch lieber bis das Ganze als Animationsfilm ins Fernsehen kommt. Und ich schwöre, das kommt es!! Achtung liebe, freche Maja, jetzt wird´s eng. Der kleine, süße Bommel brummt um´s Eck - Zielgerade ins Herz der Leserinnen und Leser!