Die Klimaanlage des Planeten
Der Schutz der Moore und die Renaturierung einstmals abgetorfter Flächen zählen zu den wichtigsten Optionen, die der Naturschutz zu Gunsten des Weltklimas bietet. Ein erfreuliches Beispiel ist das Große Moor bei Gifhorn.
Nasse Füße sind uns sicher beim Gang über den hellgrünen, tropfnassen Teppich aus Torfmoos. Uwe Kirchberger deutet auf den See vor uns, mit dem dunkelbraun gefärbten Wasser. Birken mit ihrer charakteristischen weißen Rinde säumen die Ufer. Davor wachsen Binsen und Wollgräser, deren Fruchtstände wie weiße Wattebäusche im Wind wiegen, der sanft übers braune Wasser streift. Ein Moor wie aus dem Bilderbuch – und ein Moor aus zweiter Hand:
"Vorher war das hier einfach nur eine vegetationslose, abgetorfte Fläche. Und was wir jetzt hier sehen, das hat sich in einem Zeitraum von 15 Jahren entwickelt. Ich hatte eigentlich eher gedacht, dass es länger dauert. Ich war eigentlich eher positiv überrascht, weil wenn man bedenkt: Moore sind ja Lebensräume, die sich in Jahrtausenden entwickeln, dass man tatsächlich in 10 bis 15 Jahren so viel erreichen kann, dass man wieder Torfmoos hat, was wächst, Wollgras aufkommt, das finde ich sehr beachtlich. Und alles von selber."
Diese Rückkehr von Torfmoos und Wollgras ist das Sinnbild einer Erfolgsgeschichte, die noch lange andauern wird. Denn in den nächsten fünf bis zehn Jahren laufen die Nutzungsrechte der Torfindustrie aus. Und dann schlägt die Stunde der Naturschützer um Uwe Kirchberger:
"Dann werden wir versuchen, diese Fläche – weil sie auch im zentralen Bereich des Großen Moores liegt – wieder zu vernässen. Also im Randbereich sind noch Gräben, die gilt es dann zu schließen. Noch weiter gibt es ein relativ großes Gewässer, der Moorkanal, den wollen wir dann ein bisschen weiter anstauen, um somit diese Flächen dann auch wieder richtig nass zu bekommen."
Im Naturschutzgebiet "Großes Moor" bei Neudorf-Platendorf, nördlich von Gifhorn, sollen bis zu 1.000 Hektar ehemals abgetorfter Flächen nach und nach wieder zu Hochmooren werden. Der Anfang ist gemacht – und das ist auf lange Sicht auch gut für das Weltklima.
Intakte Hochmoore speichern weltweit bis zu 30 Prozent der gesamten Kohlenstoffvorräte aller Böden, obwohl sie nur drei Prozent der globalen Festlandsfläche bedecken. Moore binden dabei doppelt so viel Kohlenstoff wie sämtliche Wälder auf unserem Planeten. Außerdem dürfte in den Mooren etwa 70 mal mehr Kohlenstoff gebunden sein als der Mensch alljährlich durch Verbrennung fossiler Energieträger in Form von CO2 in die Atmosphäre entlässt. Das bedeutet: Wer den Klimakollaps vermeiden will, der sollte nicht nur Wälder schützen, sondern vor allem auch Moore:
"Ja, auf jeden Fall – vor allem, weil wir bei den Mooren sehr viel Kohlenstoff langfristig sichern können durch richtige Maßnahmen. Während wir in Wäldern ja lediglich von einigen Jahrzehnten bis hundert Jahren den Kohlenstoff sichern. Dann werden die Wälder, die Bäume in der Regel genutzt."
Der Geograph Stephan Glatzel ist Fachmann für Moorentwicklung an der Universität Rostock:
"Wenn es uns vor allem darum geht, den Kohlenstoff vor seiner Freisetzung in die Atmosphäre zu bewahren, dann ist der Moorschutz das Effizienteste, was wir tun können auf den Flächen der Erde."
Stephan Glatzel untersucht die Prozesse, die beim Aufbau und bei der Zerstörung von Mooren ablaufen. Weltweit sind Hochmoore in einem Zeitraum von 11.000 Jahren nach der letzten Eiszeit entstanden. Die meisten von ihnen – rund 80 Prozent – befinden sich in der kalten Klimazone der Nordhalbkugel:
"Auf globaler Ebene sind die meisten Moore der Welt immer noch weitgehend vom Menschen unbehelligt. Das sind die Moore, die großen Flächen in Russland und in Kanada vor allem. In den tropischen Mooren haben wir dramatische Entwicklungen erst in den letzten 30 Jahren festzustellen gehabt."
In der weitläufigen Inselwelt Südostasiens gehen tropische Regenmoore in rasantem Tempo verloren. Schuld daran sind vor allem Großvorhaben wie zum Beispiel das in den 1990er-Jahren begonnene Mega-Reis-Projekt in der indonesischen Provinz Kalimantan auf Borneo: Kilometerlange Drainagegräben – fünf Meter tief, zig Meter breit – haben das Wasser aus den Mooren gezogen und den Torf trockengelegt. Dabei sind viele Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre entwichen – wie viel genau, weiß niemand.
Doch der Trend der Moorzerstörung setzt sich weiter fort. In Indonesien, Malaysia und anderswo müssen tropische Moore eintönigen Palmölplantagen und anderen Agrarflächen weichen.
Stephan Glatzel beobachtet das Ganze mit großer Sorge. Doch warnt er davor, den moralischen Zeigefinger zu erheben:
"Wir haben in Deutschland quasi keine Naturlandschaft mehr. Wir haben die Landschaft so in Wert gesetzt, wie wir uns das vorstellen. Und da sind wir natürlich in einer sehr schlechten Position, wenn wir nun den Menschen erzählen, wie sie ihr Land nutzen sollen. Andererseits sind wir eben erst in den letzten 20 Jahren vielleicht zu einem Bewusstsein gelangt, dass die Zerstörung der südostasiatischen Moore global negative Konsequenzen hat. Das heißt aber im Umkehrschluss auch, dass wir eine globale Verantwortung für diese Moore haben und dass wir den Indonesiern helfen sollten, ihre Moore zu schützen beziehungsweise nicht weiter zu zerstören."
Deutschland hat die meisten Hochmoore verloren, vor allem in den vergangenen 50 Jahren. Heute sind zwar noch 1,8 Millionen Hektar Moorfläche übrig – das ist etwa halb so groß wie Nordrhein-Westfalen. Doch allenfalls fünf Prozent davon sind halbwegs naturnah. Andernorts wird immer noch fleißig Torf gestochen.
Im "Großen Moor" bei Neudorf-Platendorf mitten in Niedersachsen werden die Bagger der Torfindustrie in wenigen Jahren verschwunden sein. Dann sollen viele hundert Hektar abgetorfte Flächen nach und nach wieder zu Mooren werden.
Doch ist das nicht so einfach wie es klingt. Uwe Kirchberger und seine Naturfreunde vom Nabu können eine pechschwarze Einöde nicht einfach unter Wasser setzen und dann am Ufer eines zig Hektar großen Teiches darauf warten, bis sich im Laufe der Jahrzehnte mal ein Hochmoor entwickelt:
"Man muss da schon ein bisschen auf die Feinheiten achten. Wenn man eine große Wasserfläche hat, dann hat man damit auch später Wellenschlag, je nach Witterung – und das macht es den Pflanzen dann schwierig, da überhaupt erst mal Fuß zu fassen. Es sollte halt kein großer Teich werden, sondern das Wasser oder die Fläche müsste dann auch ein bisschen strukturiert werden, so dass ich das Wasser möglichst nur oberflächennah habe, dass also auch Bereiche rausgucken oder dass man halt Dämme einrichtet, um möglichst nicht eine riesige große Wasserfläche zu erzeugen, sondern am besten ganz viele kleine Tümpel."
Wie so was am Anfang aussehen soll, zeigt Uwe Kirchberger an einer aufgegebenen Abtorfungsfläche gleich nebenan. Dort haben die Bagger vor ihrem Abzug unzählige rechteckige Löcher gebuddelt, um der Natur eine Starthilfe zu geben. Ihr Werk wirkt aber keinesfalls idyllisch – im Gegenteil. Strenge Reißbrett-Geometrie! Als liege ein gigantisches Schachbrett mitten im Moor, so reihen sich jetzt unzählige rechteckige Tümpel aneinander, fein säuberlich getrennt durch schnurgerade Torfbänke:
"Wirkt so wie ein großer Setzkasten, aber hängt einfach damit zusammen: Durch die mechanische Lösung fährt immer am Rand ein Bagger durch, der mit der Schaufel den Torf entnimmt und natürlich nur eine gerade Kante ziehen kann. Es sind halt sehr viele kleine Becken, und im Laufe der Zeit wird sich das dann angleichen. Die relativ geraden Kanten sind auch nicht steil runter, sondern die sind abgeschrägt. Man sieht jetzt aufkommende Vegetation, danach kommt das Torfmoos, und irgendwann wird das überwachsen und tatsächlich wieder Moor werden."
Hochmoore werden auch Regenmoore genannt, weil sie nicht nur Kohlenstoff speichern, sondern auch Regenwasser, das langsam durch die dicken Lagen der Torfmoose sickert und dabei gefiltert wird. Deswegen ist jedes Moor Trinkwasservorrat und Hochwasserschutz zugleich. Die Torfmoose und die teils meterdicken Torflagen darunter können das 30-fache ihres Trockengewichts an Regenwasser aufnehmen:
"Die Torfmoose sind wie ein Schwamm. Die kann man ausdrücken, die bestehen zu großen Teilen aus Wasser. Das ist wichtig zum einen natürlich für die Hochwasserproblematik. Also, Wasser wird gespeichert und dann langsam wieder abgegeben und nicht rasch abgeführt; und es wirkt sich auch auf das Lokalklima günstig aus. Weil dadurch, dass wir eine große Fläche haben, wo Feuchtigkeit an der Oberfläche steht, haben wir Verdunstungskälte und insofern insgesamt – lokal gesehen – ein etwas kühleres Klima."
Die Torfmoose sind das Herzstück einer natürlichen Klimaanlage – einerseits auf globaler Ebene für den gesamten Planeten und andererseits auch auf regionaler Ebene hier bei Neudorf-Platendorf, in der Nähe von Gifhorn.
Dieses Moor aus zweiter Hand ist nach wenigen Jahren schon wieder ein El Dorado für seltene Tier- und Pflanzenarten, die nach und nach zurückkehren:
"Wie Bekassine oder Ziegenmelker oder in den Randbereichen Raubwürger, Schwarzkehlchen. Bei den Reptilien Kreuzottern und Schlingnattern. Vorkommen von der Großen Moosjungfer, einer Libellenart, die also hier auch noch gute Bestände hat. Dann natürlich auch Tagfalter, Nachtfalter – also, im Prinzip einmal durchs gesamte Tierreich gibt es speziell angepasste Arten, die auf solche nährstoffarmen Feuchtlebensräume angewiesen sind und davon haben wir hier eine große Vielzahl."
"Vorher war das hier einfach nur eine vegetationslose, abgetorfte Fläche. Und was wir jetzt hier sehen, das hat sich in einem Zeitraum von 15 Jahren entwickelt. Ich hatte eigentlich eher gedacht, dass es länger dauert. Ich war eigentlich eher positiv überrascht, weil wenn man bedenkt: Moore sind ja Lebensräume, die sich in Jahrtausenden entwickeln, dass man tatsächlich in 10 bis 15 Jahren so viel erreichen kann, dass man wieder Torfmoos hat, was wächst, Wollgras aufkommt, das finde ich sehr beachtlich. Und alles von selber."
Diese Rückkehr von Torfmoos und Wollgras ist das Sinnbild einer Erfolgsgeschichte, die noch lange andauern wird. Denn in den nächsten fünf bis zehn Jahren laufen die Nutzungsrechte der Torfindustrie aus. Und dann schlägt die Stunde der Naturschützer um Uwe Kirchberger:
"Dann werden wir versuchen, diese Fläche – weil sie auch im zentralen Bereich des Großen Moores liegt – wieder zu vernässen. Also im Randbereich sind noch Gräben, die gilt es dann zu schließen. Noch weiter gibt es ein relativ großes Gewässer, der Moorkanal, den wollen wir dann ein bisschen weiter anstauen, um somit diese Flächen dann auch wieder richtig nass zu bekommen."
Im Naturschutzgebiet "Großes Moor" bei Neudorf-Platendorf, nördlich von Gifhorn, sollen bis zu 1.000 Hektar ehemals abgetorfter Flächen nach und nach wieder zu Hochmooren werden. Der Anfang ist gemacht – und das ist auf lange Sicht auch gut für das Weltklima.
Intakte Hochmoore speichern weltweit bis zu 30 Prozent der gesamten Kohlenstoffvorräte aller Böden, obwohl sie nur drei Prozent der globalen Festlandsfläche bedecken. Moore binden dabei doppelt so viel Kohlenstoff wie sämtliche Wälder auf unserem Planeten. Außerdem dürfte in den Mooren etwa 70 mal mehr Kohlenstoff gebunden sein als der Mensch alljährlich durch Verbrennung fossiler Energieträger in Form von CO2 in die Atmosphäre entlässt. Das bedeutet: Wer den Klimakollaps vermeiden will, der sollte nicht nur Wälder schützen, sondern vor allem auch Moore:
"Ja, auf jeden Fall – vor allem, weil wir bei den Mooren sehr viel Kohlenstoff langfristig sichern können durch richtige Maßnahmen. Während wir in Wäldern ja lediglich von einigen Jahrzehnten bis hundert Jahren den Kohlenstoff sichern. Dann werden die Wälder, die Bäume in der Regel genutzt."
Der Geograph Stephan Glatzel ist Fachmann für Moorentwicklung an der Universität Rostock:
"Wenn es uns vor allem darum geht, den Kohlenstoff vor seiner Freisetzung in die Atmosphäre zu bewahren, dann ist der Moorschutz das Effizienteste, was wir tun können auf den Flächen der Erde."
Stephan Glatzel untersucht die Prozesse, die beim Aufbau und bei der Zerstörung von Mooren ablaufen. Weltweit sind Hochmoore in einem Zeitraum von 11.000 Jahren nach der letzten Eiszeit entstanden. Die meisten von ihnen – rund 80 Prozent – befinden sich in der kalten Klimazone der Nordhalbkugel:
"Auf globaler Ebene sind die meisten Moore der Welt immer noch weitgehend vom Menschen unbehelligt. Das sind die Moore, die großen Flächen in Russland und in Kanada vor allem. In den tropischen Mooren haben wir dramatische Entwicklungen erst in den letzten 30 Jahren festzustellen gehabt."
In der weitläufigen Inselwelt Südostasiens gehen tropische Regenmoore in rasantem Tempo verloren. Schuld daran sind vor allem Großvorhaben wie zum Beispiel das in den 1990er-Jahren begonnene Mega-Reis-Projekt in der indonesischen Provinz Kalimantan auf Borneo: Kilometerlange Drainagegräben – fünf Meter tief, zig Meter breit – haben das Wasser aus den Mooren gezogen und den Torf trockengelegt. Dabei sind viele Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre entwichen – wie viel genau, weiß niemand.
Doch der Trend der Moorzerstörung setzt sich weiter fort. In Indonesien, Malaysia und anderswo müssen tropische Moore eintönigen Palmölplantagen und anderen Agrarflächen weichen.
Stephan Glatzel beobachtet das Ganze mit großer Sorge. Doch warnt er davor, den moralischen Zeigefinger zu erheben:
"Wir haben in Deutschland quasi keine Naturlandschaft mehr. Wir haben die Landschaft so in Wert gesetzt, wie wir uns das vorstellen. Und da sind wir natürlich in einer sehr schlechten Position, wenn wir nun den Menschen erzählen, wie sie ihr Land nutzen sollen. Andererseits sind wir eben erst in den letzten 20 Jahren vielleicht zu einem Bewusstsein gelangt, dass die Zerstörung der südostasiatischen Moore global negative Konsequenzen hat. Das heißt aber im Umkehrschluss auch, dass wir eine globale Verantwortung für diese Moore haben und dass wir den Indonesiern helfen sollten, ihre Moore zu schützen beziehungsweise nicht weiter zu zerstören."
Deutschland hat die meisten Hochmoore verloren, vor allem in den vergangenen 50 Jahren. Heute sind zwar noch 1,8 Millionen Hektar Moorfläche übrig – das ist etwa halb so groß wie Nordrhein-Westfalen. Doch allenfalls fünf Prozent davon sind halbwegs naturnah. Andernorts wird immer noch fleißig Torf gestochen.
Im "Großen Moor" bei Neudorf-Platendorf mitten in Niedersachsen werden die Bagger der Torfindustrie in wenigen Jahren verschwunden sein. Dann sollen viele hundert Hektar abgetorfte Flächen nach und nach wieder zu Mooren werden.
Doch ist das nicht so einfach wie es klingt. Uwe Kirchberger und seine Naturfreunde vom Nabu können eine pechschwarze Einöde nicht einfach unter Wasser setzen und dann am Ufer eines zig Hektar großen Teiches darauf warten, bis sich im Laufe der Jahrzehnte mal ein Hochmoor entwickelt:
"Man muss da schon ein bisschen auf die Feinheiten achten. Wenn man eine große Wasserfläche hat, dann hat man damit auch später Wellenschlag, je nach Witterung – und das macht es den Pflanzen dann schwierig, da überhaupt erst mal Fuß zu fassen. Es sollte halt kein großer Teich werden, sondern das Wasser oder die Fläche müsste dann auch ein bisschen strukturiert werden, so dass ich das Wasser möglichst nur oberflächennah habe, dass also auch Bereiche rausgucken oder dass man halt Dämme einrichtet, um möglichst nicht eine riesige große Wasserfläche zu erzeugen, sondern am besten ganz viele kleine Tümpel."
Wie so was am Anfang aussehen soll, zeigt Uwe Kirchberger an einer aufgegebenen Abtorfungsfläche gleich nebenan. Dort haben die Bagger vor ihrem Abzug unzählige rechteckige Löcher gebuddelt, um der Natur eine Starthilfe zu geben. Ihr Werk wirkt aber keinesfalls idyllisch – im Gegenteil. Strenge Reißbrett-Geometrie! Als liege ein gigantisches Schachbrett mitten im Moor, so reihen sich jetzt unzählige rechteckige Tümpel aneinander, fein säuberlich getrennt durch schnurgerade Torfbänke:
"Wirkt so wie ein großer Setzkasten, aber hängt einfach damit zusammen: Durch die mechanische Lösung fährt immer am Rand ein Bagger durch, der mit der Schaufel den Torf entnimmt und natürlich nur eine gerade Kante ziehen kann. Es sind halt sehr viele kleine Becken, und im Laufe der Zeit wird sich das dann angleichen. Die relativ geraden Kanten sind auch nicht steil runter, sondern die sind abgeschrägt. Man sieht jetzt aufkommende Vegetation, danach kommt das Torfmoos, und irgendwann wird das überwachsen und tatsächlich wieder Moor werden."
Hochmoore werden auch Regenmoore genannt, weil sie nicht nur Kohlenstoff speichern, sondern auch Regenwasser, das langsam durch die dicken Lagen der Torfmoose sickert und dabei gefiltert wird. Deswegen ist jedes Moor Trinkwasservorrat und Hochwasserschutz zugleich. Die Torfmoose und die teils meterdicken Torflagen darunter können das 30-fache ihres Trockengewichts an Regenwasser aufnehmen:
"Die Torfmoose sind wie ein Schwamm. Die kann man ausdrücken, die bestehen zu großen Teilen aus Wasser. Das ist wichtig zum einen natürlich für die Hochwasserproblematik. Also, Wasser wird gespeichert und dann langsam wieder abgegeben und nicht rasch abgeführt; und es wirkt sich auch auf das Lokalklima günstig aus. Weil dadurch, dass wir eine große Fläche haben, wo Feuchtigkeit an der Oberfläche steht, haben wir Verdunstungskälte und insofern insgesamt – lokal gesehen – ein etwas kühleres Klima."
Die Torfmoose sind das Herzstück einer natürlichen Klimaanlage – einerseits auf globaler Ebene für den gesamten Planeten und andererseits auch auf regionaler Ebene hier bei Neudorf-Platendorf, in der Nähe von Gifhorn.
Dieses Moor aus zweiter Hand ist nach wenigen Jahren schon wieder ein El Dorado für seltene Tier- und Pflanzenarten, die nach und nach zurückkehren:
"Wie Bekassine oder Ziegenmelker oder in den Randbereichen Raubwürger, Schwarzkehlchen. Bei den Reptilien Kreuzottern und Schlingnattern. Vorkommen von der Großen Moosjungfer, einer Libellenart, die also hier auch noch gute Bestände hat. Dann natürlich auch Tagfalter, Nachtfalter – also, im Prinzip einmal durchs gesamte Tierreich gibt es speziell angepasste Arten, die auf solche nährstoffarmen Feuchtlebensräume angewiesen sind und davon haben wir hier eine große Vielzahl."