Zankapfel zwischen Moskau und Kiew
Katharina II. eroberte sie von den Osmanen, Chruschtschow gab sie an die Ukraine: Die Halbinsel Krim hat eine bewegte Geschichte, die Ursachen des aktuellen Konflikts reichen weit zurück. Ein Überblick.
Wie die Krim zu Russland kam
1783 wurde die Krim durch die russische Kaiserin Katharina II. von den Osmanen erobert und dem Zarenreich angeschlossen. Zugleich wurde in einer Bucht an der Südspitze Sewastopol gegründet, das bald zum wichtigsten russischen Flottenstützpunkt im Schwarzen Meer wurde.
Der Krimkrieg 1853 - 1856
Als das Osmanische Reich zerfiel, sah Russland eine Möglichkeit, endlich den ersehnten Zugang zu einem warmen Meer zu bekommen. Um einen Kriegsgrund zu provozieren, forderte St. Petersburg zum Schutze der orthodoxen Christen das Protektorat über das von den Türken besetzte Palästina. Konstantinopel wies das Ansinnen zurück, die Russen marschierten ins heutige Moldawien ein. England und Frankreich stellten sich an die Seite des kranken Mannes am Bosporus, zum einen sollte Russland nicht zu stark werden, zum anderen war man selbst an der türkischen Erbmasse interessiert. Ausgetragen wurde der Krieg in einem blutigen Waffengang auf der Krim
Deportation der Tataren nach Zentralasien
Im Mai 1944 wurden die seit Jahrhunderten auf der Krim ansässigen Tataren von Stalin nach Zentralasien deportiert. Der Diktator bezichtigte sie der Kollaboration mit den deutschen Besatzern. Etwa die Hälfte von ihnen starben. Inzwischen gibt es auf der Krim wieder eine tatarische Minderheit.
Chruschtschow gibt die Krim an die Ukraine
Stalins Nachfolger Chruschtschow schlug die Krim 1954 der ukrainischen Sowjetrepublik zu. Chruschtschows ukrainische Herkunft sorgte dafür, dass die Russen die Übertragung von Anfang an mit Misstrauen betrachteten, doch im kommunistischen Riesenreich war die Nationalität eher Nebensache. Offiziell war man Sowjetbürger, nicht Russe oder Ukrainer.
Auflösung der Sowjetunion
Heute, 23 Jahre nach Auflösung der Sowjetunion, ist die Krim ein autonom verwalteter Teil der unabhängigen Ukraine. Von den mehr als zwei Millionen Einwohnern sind etwa 25 Prozent Ukrainer und knapp 60 Prozent Russen. Zudem siedelten sich nach dem Zusammenbruch der UdSSR Zehntausende Krimtataren wieder dort an, die zuvor im Rahmen der stalinistischen Verfolgungen nach Zentralasien deportiert worden waren.
Autonome Republik Krim
Anfang der 1990er-Jahre konnte die Ukraine ihre Herrschaft über die Krim nur mühsam durchsetzen. Mit Druck verhinderte Kiew bisher ein Referendum über die Unabhängigkeit, das pro-russische Kräfte nun für den 30. März anstreben. Als Zugeständnis wurde 1992 eine Autonome Republik Krim eingerichtet.
Die Marinebasis - Stationierung bis 2042?
Die Hafenstadt Sewastopol mit mehr als 300.000 Einwohnern gehört nicht zum Autonomiegebiet, sondern wird direkt aus Kiew verwaltet. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts baute Russland dort eine Marinebasis, die bis heute Heimathafen der Schwarzmeerflotte ist. Der Verbleib russischer Marineeinheiten dort war 1997 in einem Abkommen mit der Ukraine geregelt worden - für zunächst 20 Jahre. Der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch vereinbarte 2010 mit Moskau, dass der 2017 ablaufende Pachtvertrag für die Stationierung der russischen Flotte um 25 Jahre verlängert wird.
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