Die Kunst des Kraftmaschinenbaus

Leben ist Bewegung. Modernes Leben ist maschinelle Bewegung. Antriebe bilden die Basis der Industriegesellschaft. Mit Maschinen Kräfte bereit zu stellen und diese Kräfte zur Verrichtung von Arbeit zu benutzen, zeugt in außergewöhnlicher Weise vom menschlichen Erfindungsreichtum. In "Von Bewegung und Dynamik" belegen Georg Küffner und seine Mitautoren diese Kunst, Kraftmaschinen zu bauen, mit vielen Beispielen aus unserer Gegenwart.
Ein Antrieb ist nicht einfach nur ein Motor. Ein Antrieb ist die Verbindung einer Kraftmaschine mit einer Arbeitsmaschine: die menschliche Muskelkraft, die einen Hebel oder Seilzug bedient, die Windmühle, die einen Mühlstein dreht, das Kamel, das im Kreis läuft, um über ein Zahnradgetriebe Wasser zu schöpfen. Jahrtausendelang war die Muskelkraft von Mensch und Tier die billigste Energiequelle. Jahrhundertelang erleichterten Wind- und Wasserräder mühsame Tätigkeiten. Und obwohl schon vor 2000 Jahren bekannt war, dass heißer Wasserdampf eine Kraft ausüben konnte, dauerte es noch bis ins 18. Jahrhundert, bis die Fertigungstechnik weit genug entwickelt war, um ihn mit den ersten Dampfmaschinen auch nutzen zu können.

Die Geschichte der künstlichen Antriebsmaschinen ist zugleich die Geschichte ihrer ständigen Optimierung. Die Verbesserungen gehen soweit, dass wir heute kaum noch merken, wo sich im Alltag überall Antriebe verbergen. Im Rasierer und der elektrischen Zahnbürste, in Fahrstühlen und Armbanduhren, in Kaffeemaschinen und Zügen, überall arbeiten Antriebe. Wer morgens die Zeitung aufschlägt, verdankt das ebenso gigantischen wie präzisen Druckmaschinen, und selbst das Wasser läuft nicht ohne ein ausgeklügeltes Pumpsystem aus dem Hahn.

Die Aufsatzsammlung "Von Bewegung und Dynamik" beginnt als Technikgeschichte, wandelt sich dann jedoch zu einer Sammlung interessanter Firmen- oder Stadtporträts und zu faszinierenden Erlebnis- und Reiseberichten aus allen Ecken der Welt, in denen heute durch neueste Maschinen aktuelle Herausforderungen bewältigt werden. Die Bändigung des Verkehrschaos in Bogota, Südamerika, durch ein ausgeklügeltes Bussystem beispielsweise. Der Kupfertagebau in der Atacamawüste von Chile, der auf zuverlässige Förderbänder und riesige Transportmaschinen angewiesen ist. Das hochmoderne Feuerlöschboot aus Los Angeles, das dank neuer Antriebstechnik aus Deutschland seitwärts fahren und selbst bei bewegter See fast still stehen kann. Die stufenlos regelbaren Getriebe, die bei der Ölförderung im Oman ebenso zum Einsatz kommen wie bei den Windrädern der neuesten Generation.

Herausgeber Georg Küffner und seine Autoren haben ein Buch voller Erfolgsmeldungen der neuzeitlichen Ingenieurskunst geschrieben, ein oft aufschlussreiches und mitunter sogar spannendes Loblied auf den problemlösenden Geist der Maschinenbauer und Logistiker, die ständig danach trachten, Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit und Effizienz ihrer Systeme zu steigern.

Auffällig oft taucht bei einem Großteil der Artikel derselbe Firmenname auf. Ein Blick in Impressum und Vorwort offenbart, dass das Buch mit "tatkräftiger Unterstützung" dieses Maschinenbauunternehmens entstanden ist. Das schmälert in keiner Weise den Gehalt einiger sehr lesenswerter Beiträge, hinterlässt in der Summe aber leider dennoch den etwas aufdringlichen Beigeschmack einer üppig bebilderten Werbebroschüre für einen deutschen Hersteller.

Besprochen von Gerrit Stratmann

Georg Küffner (Hrsg.): Von Bewegung und Dynamik
Deutsche Verlags-Anstalt, München 2009
504 Seiten, 29,95 Euro