Die Lange Nacht vom Luftangriff auf Dresden

Brandstellen

Offizielle Kranzniederlegung an der Gedenktafel vor der Ruine der Frauenkirche im Zentrum von Dresden. Mit Kundgebungen und Kranzniederlegungen gedenken die Dresdner am 13.02.1985 der Opfer der Bombennacht vom 13. auf den 14. Februar 1945. Damals kamen zwischen 20.000 und 25.000 Menschen ums Leben, die Stadt wurde fast völlig zerstört.
Offizielle Kranzniederlegung an der Gedenktafel vor der Ruine der Frauenkirche im Zentrum von Dresden. Mit Kundgebungen und Kranzniederlegungen gedenken die Dresdner am 13.02.1985 der Opfer der Bombennacht vom 13. auf den 14. Februar 1945. © picture-alliance / dpa / ADN Zentralbild
Von Jochanan Shelliem |
Als die Alliierten ihre Bomben über Dresden abwarfen, verwandelte sich die barocke Residenzstadt in ein Inferno. Mehr als 25.000 Menschen starben. In den Trümmern stand der Kriegsgefangene Kurt Vonnegut und grub deutsche Leichen aus den Trümmerbergen. 1969 legte er seine Erfahrungen in einem Roman über diesen Aschermittwoch an der Elbe nieder.
Zwei Generationen nach dem 13. Februar 1945 schildert Jörg Friedrich die Leiden der Opfer und provoziert eine Kette von Debatten, die nicht abreißen will. Alan Smith, Sohn eines britischen Bomberpiloten, schmiedete der aus Spenden errichteten Dresdner Frauenkirche ein goldenes Kreuz. Der große Brand von Dresden rettete aber auch Menschenleben. "Nur ein Angriff kann uns retten", hatte Henny Brenners Vater gesagt, als er den Gestellungsbefehl zur Deportation erhielt.
Henny Brenner schildert die Veränderungen ihrer geliebten Heimatstadt vom täglichen Spießrutenlauf mit Gelbem Stern, die Zwangsarbeit bei Zeiss Ikon mit Otto Klemperer, bis zum heimlichen Widerstand in Dresden. Iring Fetschers Vater galt in der DDR als antifaschistischer Held. Augenzeugen, Historiker und Nachgeborene berichten von den Facetten einer Nacht, in der sich vieles entschied.
(Die Sendung ist eine Wiederholung vom 11./12.02.2005)

Aufruf zum 13. Februar 2015. Mit Mut, Respekt und Toleranz - Dresden bekennt Farbe
Abschlussbericht der Historikerkommission zu den Luftangriffen auf Dresden zwischen dem 13. und 15. Februar 1945
Iring Fetscher
Neugier und Furcht
Versuch, mein Leben zu verstehen

Hoffmann und Campe Verlag 1995
(über die verschiedenen Antiquarischen Buchhandlungen auch über das Internet noch erhältlich)
Henny Brenner (geb. Henny Wolf; geboren am 25. November 1924) ist eine ehemalige Zwangsarbeiterin und jüdische Schriftstellerin, die in ihrem autobiografischen Bericht "Das Lied ist aus" (2001) über ihr Leben in Dresden und die Rettung ihres Lebens durch die Bombenangriffe auf Dresden im Februar 1945 erzählt

Henny Brenner
Das Lied ist aus
Ein jüdisches Schicksal in Dresden
.
Mit e. Nachw. v. Michael Brenner.
2001 Pendo
Drei Jahre lang lebte Henny Brenner mit dem gelben Stern in Dresden - öffentlich gebrandmarkt und ständig in der Angst, deportiert zu werden. Am 12. Februar 1945 schien es so weit zu sein. Doch mit dem Deportationsbescheid kamen auch die Bomben der Alliierten. Für sie war das die Rettung.
Bertolt Brecht
Der liebe Gott sieht alles.
Man spart für den Fall des Falles.
Die werden nichts, die nichts taugen.
Schmökern ist schlecht für die Augen.
Kohlentragen stärkt die Glieder.
Die schöne Kinderzeit, die kommt nicht wieder.
Man lacht nicht über ein Gebrechen.

Du sollst Erwachsenen nicht widersprechen.
Man greift nicht zuerst in die Schüssel bei Tisch.
Sonntagsspaziergang macht frisch.

Zum Alter ist man ehrerbötig.
Süßigkeiten sind für den Körper nicht nötig.
Kartoffeln sind gesund.
Ein Kind hält den Mund.
Bertolt Brecht

Die Häuser sollen nicht brennen.
Bomber sollt man nicht kennen.
Die Nacht soll für den Schlaf sein.
Leben soll keine Straf sein.
Die Mütter sollen nicht weinen.

Keiner sollt müssen töten einen.
Alle sollen was bauen
Da kann man allen trauen.
Die Jungen sollen's erreichen.
Die Alten desgleichen.


Victor Klemperer
Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten

8 Bde.
Tagebücher 1933-1945.
Hrsg. v. Walter Nowojski u. a.
Aufbau Taschenbücher


Als Hörbücher:

Die Tagebücher des Victor Klemperer
Zwischen allen Stühlen
.
Feature
Illustriert durch zeitgenössische Tondokumente, macht die eindringliche Darstellung Udo Samels diese Produktion zu einem bewegenden Stück oraler Literatur.
1999
Aufbau-Verlag/DeutschlandRadio

Die Tagebücher des Victor Klemperer
Leben sammeln
.
Lesung
Zwischen Revolution, Inflation und dem aufkommenden Nationalsozialismus sucht der Autor politische Orientierung.
1997
Aufbau-Verlag/DeutschlandRadio

Die Tagebücher des Victor Klemperer
Zeugnis ablegen.

Feature
Die von Klaus Schlesinger erarbeitete Hörfunkfassung zeigt, dass die Funkadaption mehr ist als die Zweitverwertung eines grandiosen Werkes für das akustische Medium.
1996
Aufbau-Verlag/DeutschlandRadio
Geschichte zum Hören 1945
Deutschlandradio, Köln, 1995. 2 CDs ca. 140 min.
Der Zweite Weltkrieg in seiner mörderischsten Phase. Von Ost und West dringen die Alliierten in das Deutsche Reich. Millionen flüchten vor der roten Armee. Die Konzentrationslager werden befreit. Dresden wird zerstört. Der Kampf um Berlin tobt. In Japan fallen die ersten Atombomben. Kriegsende - Stunde Null.
Der Kampf ums Überleben beginnt. In Nürnberg stehen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Alliierten Militärtribunal.

Das Echolot.
Ein kollektives Tagebuch.
Januar und Februar 1943.
4 Bände.
Knaus, München 1993,
Ausgezeichnet mit dem Uwe-Johnson-Preis 1995.
Ausgew. u. zusammengestellt von Walter Kempowski
2003 btb bei Goldmann
Walter Kempowski hat Briefe, Tagebücher und Fotos aus dem Jahre 1943 gesammelt, um so dem Vergessen vorzubeugen und, um die Erfahrungen ganzer Generationen präsent zu halten. Er empfiehlt dem Leser, diesen Texten, die die unterschiedlichsten Gefühle evozieren werden, geduldig zu "lauschen", um endlich miteinander ins Reine zu kommen. Und, so Kempowski "ihre Zeugnisse können nichts ungeschehen machen, aber sie werden uns vielleicht warnen, klüger werden lassen und trösten".
"Das Echolot. Ein kollektives Tagebuch" ist der Titel einer vierteiligen und aus insgesamt zehn Einzelbänden bestehenden Buchreihe des deutschen Schriftstellers Walter Kempowski. Die Bücher bestehen aus einer Collage von Tagebüchern, Briefen, autobiografischen Erinnerungen sowie Fotografien aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Mehr
Walter Kempowski, Walter Adler
Das Echolot
Der Krieg geht zu Ende
Feature, Lesung
Gelesen von Rolf Boysen, Traugott Buhre, Rosemarie Fendel und weitere
Audiobooks, 7 CDs
Regie: Walter Adler
Der Hörverlag 2015
Über 5000 Familiennachlässe hat Walter Kempowski gesammelt und archiviert. Regisseur Walter Adler hat aus den unzähligen Briefen, Tagebüchern und Alltagsdokumenten eine lebendige und facettenreiche Erinnerung an das Jahr 1945 geschaffen: So zeichnen die privaten Erfahrungen und Erlebnisse detaillierte, überaus persönliche Bilder vom Ende des Zweiten Weltkriegs, hörbar als überwältigende Chronik der Stimmen.

Walter Kempowski, und Walter Adler
Der Krieg geht zu Ende

8 CD-Audio
Chronik für Stimmen. Januar bis Mai 1945.
Sprecher: Ingrid Andree, Rolf Boysen, Traugott Buhre u. a..
Ca. 540 Min.
1995 DHV Der HörVerlag

Walter Kempowski
Der rote Hahn
.
Dresden im Februar 1945.
2001 btb bei Goldmann

Götz Aly
Macht, Geist, Wahn
Kontinuitäten deutschen Denkens.

Die Zeit des Nationalsozialismus
1999 Fischer (TB.), Frankfurt
Der Zeithistoriker Götz Aly weist in diesem Buch die Kontinuität deutscher Denkmuster im 20. Jahrhundert nach. Er deckt am Beispiel ausgewählter Lebensläufe einen bestimmten Typus des deutschen Karrieristen auf, der sich von einem politischen System in das andere hat retten können, ohne dabei Überzeugungen verleugnen zu müssen.


Kurt Vonnegut
Schlachthof 5 oder Der Kinderkreuzzug

Rowohlt Taschenbuch 2010
Kurt Vonnegut überlebte als Kriegsgefangener die Luftangriffe auf Dresden. Das Trauma verarbeitete er zu einem der berühmtesten Anti-Kriegsromane des 20. Jahrhunderts: Schlachthof 5 . Darin beschreibt er weniger die Zerstörung der Stadt als die eines Menschen. Billy Pilgrim driftet, aus der Zeit gefallen, durch die Episoden seiner eigenen Biografie - als Einzelner hilflos gegenüber den unfassbaren Schrecken und dem Grauen des Krieges.

Frederick Taylor
Dresden, Dienstag, 13. Februar 1945

Militärischer Logik oder Blanker Terror?
2004 Bertelsmann, München
Siehe auch: Das Politische Buch: "Dresden, Dienstag, 13. Februar 1945"

Jörg Friedrich
Der Brand
Deutschland im Bombenkrieg 1940-1945.

List Taschenbücher bei Ullstein
2004 List TB.
Fünf Jahre lang lagen Deutschlands Städte im Zweiten Weltkrieg unter Dauerbombardement. Mehr als 600.000 Zivilopfer waren zu beklagen, die historisch gewachsene Städtelandschaft wurde für immer zerstört. Auf breiter Quellenbasis schildert der Historiker Jörg Friedrich die ganze Dimension des schrecklichen Geschehens und erzählt von den Schicksalen der unzähligen Betroffenen.

Frantz Wittkamp
Also, es war einmal eine Zeit,
da war ich noch gar nicht da. -
Da gab es schon Kinder, Häuser und Leut'
und auch Papa und Mama,
jeden für sich -
bloß ohne mich!

Ich kann mir's nicht denken. Das war gar nicht so.
Wo war ich denn, eh es mich gab?
Ich glaub', ich war einfach anderswo,
nur, dass ich's vergessen hab',
weil die Erinnerung daran verschwimmt -
Ja, so war's bestimmt!

Und einmal, das sagte der Vater heut,
ist jeder Mensch nicht mehr hier.
Alles gibt's noch: Kinder, Häuser und Leut',
auch die Sachen und Kleider von mir.
Das bleibt dann für sich -
bloß ohne mich.

Aber ist man dann weg?
Ist man einfach fort?
Nein, man geht nur woanders hin.
Ich glaube, ich bin dann halt wieder dort,
wo ich vorher gewesen bin.
Das fällt mir dann bestimmt wieder ein.
Ja, so wird es sein!
Michael Ende

Wenn statt mir jemand anderer
auf die Welt gekommen wär'.
Vielleicht meine Schwester
oder mein Bruder
oder irgendein fremdes blödes Luder -
wie wär' die Welt dann,
ohne mich?
Und wo wäre denn dann ich?
Und würd' mich irgendwer vermissen?
Es tät ja keiner von mir wissen.
Statt mir wäre hier ein ganz anderes Kind,
würde bei meinen Eltern leben
und hätte mein ganzes Spielzeug im Spind.
Ja, sie hätten ihm sogar meinen Namen gegeben!
Martin Auer

Gestern hab ich mir vorgestellt,
ich wär der einzige Mensch auf der Welt.
Ganz einsam war ich und weinte schon,
da klingelte leider das Telefon.