Die letzten Piraten des Nordens

Von Thilo Schmidt |
36 sind es, mehr nicht. 36 Menschen leben auf der Insel Neuwerk, 13 Kilometer nordwestlich von Cuxhaven in der Nordsee – oder im Mündungsbereich der Elbe, je nachdem, wen man fragt. Auf jeden Fall gehört die Insel zu Hamburg.
Erreichbar nur zweimal am Tag: bei Ebbe mit dem Wattwagen und bei Flut – und auch nur im Sommer – mit dem Schiff. Wegweiser ist der berühmte Leuchtturm, 1310 auf Neuwerk erbaut, der älteste, der in Deutschland noch in Betrieb ist und an der meist befahrenen Seeschifffahrtstraße der Welt liegt.

Die Einwohner leben vom Tourismus, von den 120.000 Gästen, die jedes Jahr kommen. Da will zwar jeder ein besseres Geschäft als der Nachbar machen – aber wenn es um die Insel geht, halten die Neuwerker zusammen wie Pech und Schwefel. Und so verrieten sie auch die letzte deutsche Piraterie alten Stils nicht, die von drei der ihren begangen wurde, als 1969 der griechische Frachter "Emmanuel M" auf eine Sandbank lief. Das Schweigen der frühzeitig verdächtigten Neuwerker war nicht zu brechen, 30 Jahre lang. Dann war der Fall verjährt.

Im vergangenen Jahr lüftete Lüder Griebel, der jüngste der drei Piraten, das Geheimnis. Er ist heute Wirt der Neuwerker Kult-Kneipe "Anker", in der sich einmal die Woche die Inselbewohner versammeln, um seinem Schifferklavier zu lauschen.

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