Pia Lamberty, Katharina Nocun: "True Facts. Was gegen Verschwörungserzählungen wirklich hilft"
Quadriga Verlag, Berlin 2021
176 Seiten, 12 Euro
Wie mit Verschwörungsgläubigen sprechen?
07:26 Minuten
Gespräche mit Verschwörungsgläubigen sind herausfordernd. In der Regel folgen sie aber bestimmten Mustern. Die Autorin Katharina Nocun zeigt auf, was sich im Hintergrund solcher Debatten abspielt - und wie man auf falsche Behauptungen reagieren kann.
Wer gegen Verschwörungserzählungen etwas unternehmen möchte, sollte die gängigsten Maschen von Verschwörungsideologen durchschauen. Das sagt die Buchautorin Katharina Nocun. Zusammen mit Pia Lamberty hat sie "True Facts. Was gegen Verschwörungserzählungen wirklich hilft" geschrieben.
In der esoterischen Szene, in der seit vielen Jahren beispielsweise Mythen über das Impfen kursierten, sei die "Rosinenpickerei" weit verbreitet, so Nocun.
"Das heißt, man sucht sich gezielt eine einzelne Studie raus, die vielleicht sogar schon veraltet ist, die vielleicht sogar auf falschen Zahlen basiert, und sagt: ‚Diese Studie bestätigt das, was ich sage‘." Alles andere einschließlich des wissenschaftlichen Umfeldes werde ignoriert.
Das eigene Besonderssein
Wenn Diskussionspartner falsche Behauptungen oder Halbwahrheiten nur aufgeschnappt hätten, könne man der verschwörungsgläubigen Person mit Faktenchecks etwas entgegensetzen, meint die Autorin. Schwieriger werde es, wenn psychologische Faktoren in der Debatte eine Rolle spielten:
"Der Glaube an so eine große Verschwörung kann einem das Gefühl geben ‚Ich bin was Besonderes. Ich habe eine geheime Wahrheit erkannt, die andere nicht erkennen‘. Und dann prallen Argumente eben doch sehr oft ab."
Von Inhalten zur emotionalen Ebene
Bei der Richtigstellung von Falschmeldungen aus der Verschwörungsszene bestehe immer die Gefahr, dass sich die Falschinformation durch Wiederholung verfestige, sagt Nocun: "Man riskiert, dass sich falsche Inhalte weiterverbreiten und Menschen dadurch erst aufmerksam werden."
Und wenn man mit Inhalten bei einer Person nicht durchkomme, helfe manchmal der Blick auf die emotionale Ebene - und damit auf mögliche Motivationen für Glaubenskonstrukte. Nocun nennt dieses Beispiel:
"Wenn ich glaube, dass nächste Woche der Bürgerkrieg ausbricht, und ich bin hoch verschuldet, dann brauche ich die Schulden nicht zurückzahlen." In Extremsituationen könne ein solcher Gedanke tatsächlich emotional entlastend wirken.
(huc)