Die maritime Welt der Griechen und Römer
Klassisch chronologisch zeigt der Historiker Raimund Schulz, dass die Seefahrt der Motor jeder Entwicklung im Mittelmeerraum war. Das Sachbuch wendet sich mit seinem Parforce-Ritt durch die Antike eher an Fachleute und könnte ein Standardwerk werden.
Klassisch chronologisch entführt Raimund Schulz den Leser auf einen geradezu atemlosen geopolitischen und kulturhistorischen Parforce-Ritt durch die antike Geschichte des Mittelmeerraumes von der Zeit des trojanischen Krieges um 1200 v. Chr. bis hin zum Weltreich Rom, das im 4. Jahrhundert n. Chr. zusammenbricht. Zwischenstationen dieser 1500 Jahre sind natürlich u.a. Athen, Sparta, die Perserkriege, Alexander der Große und Karthago, ein Einblick in eine weit entwickelte Welt, die schon von der Kugelgestalt der Erde wusste, ja sogar ihren Umfang berechnen konnte, Handel mit Indien trieb und Afrika umfahren hatte.
Was dieses Buch von allen anderen Vorgängern zum Thema Antike unterscheidet, ist vor allem eins: Es zeigt und beweist lückenlos, dass die Seefahrt als Kulturtechnik Nummer eins der geopolitische und kulturelle Motor jeder Entwicklung im Mittelmeerraum war.
Das Buch bewegt sich zwar oft auf der Oberfläche politischer und strategischer Entscheidungsprozesse von Krieg zu Krieg, was den Normalleser eher ermüden wird, macht aber dann auch immer wieder erfolgreiche Versuche, die Politik der Antike fasslich zu interpretieren. Neu mag dem Leser zum Beispiel die Darstellung der Geschichte der Piraterie im Mittelmeer erscheinen, die Schulz "als Form konsequenter Profitmaximierung" beschreibt. Der Anspruch des Autors aber, er würde sogar historische Legendenbildung korrigieren, erfüllt sich nicht. Ja, es finden sich, wenn auch sehr selten, sogar Fehler bei der Beschreibung technischer Einzelheiten von Schiffstypen, weil der Autor hier und da der eigenen Hypothese aufsitzt.
Raimund Schulz aber hat es dennoch geschafft, diesen Monsterstoff in eine gradlinige, konsumierbare Form zu gießen, das ist flüssig, kompakt und sehr gut lesbar, so man denn ein absoluter Fan von Geschichte ist. Das Buch setzt doch mancherlei voraus und wendet sich eher an Fachleute, so finden wir zum Beispiel keine einzige Landkarte zur Orientierung, ist also eher eingeschränkt populärwissenschaftlich zu nennen.
Erfolgreich bemüht sich der Text oft um sprachlich heitere Akzente, wenn er zum Beispiel die mythischen Inseln der Seligen mit unseren heutigen "Fly away Inseln" á la Mallorca vergleicht. Zu Höchstform läuft Schulz auf, wenn er das wirkliche Leben der Menschen jener Zeit sinnlich beschreibt, so z. B. das Treiben rund um die Hafenkneipen Roms, was allerdings leider viel zu selten geschieht. Da hat der Autor viel schon vorhandener historischer Forschung verschenkt.
"Die Antike und das Meer" von Raimund Schulz ist ein hervorragendes Sachbuch, es vermittelt große Überblicke und ein Füllhorn von Details, speziell auch literaturhistorische. Störend wirkt, was allerdings die Leistung des Autors nicht schmälert, dass Raimund Schulz das Buch strikt aus einer europazentristischen Weltsicht geschrieben hat. Die Welt der Antike der Griechen und Römer behält ihren abendländischen Überlegenheitsmythos gegenüber dem Rest der Welt. Er schreibt zum Beispiel "Kein chinesischer Seefahrer sei je bis ins Mittelmeer vorgestoßen!" Aber davon einmal abgesehen, was die Antike betrifft, wird dieses Buch mit Sicherheit zu einem Standardwerk werden.
Was dieses Buch von allen anderen Vorgängern zum Thema Antike unterscheidet, ist vor allem eins: Es zeigt und beweist lückenlos, dass die Seefahrt als Kulturtechnik Nummer eins der geopolitische und kulturelle Motor jeder Entwicklung im Mittelmeerraum war.
Das Buch bewegt sich zwar oft auf der Oberfläche politischer und strategischer Entscheidungsprozesse von Krieg zu Krieg, was den Normalleser eher ermüden wird, macht aber dann auch immer wieder erfolgreiche Versuche, die Politik der Antike fasslich zu interpretieren. Neu mag dem Leser zum Beispiel die Darstellung der Geschichte der Piraterie im Mittelmeer erscheinen, die Schulz "als Form konsequenter Profitmaximierung" beschreibt. Der Anspruch des Autors aber, er würde sogar historische Legendenbildung korrigieren, erfüllt sich nicht. Ja, es finden sich, wenn auch sehr selten, sogar Fehler bei der Beschreibung technischer Einzelheiten von Schiffstypen, weil der Autor hier und da der eigenen Hypothese aufsitzt.
Raimund Schulz aber hat es dennoch geschafft, diesen Monsterstoff in eine gradlinige, konsumierbare Form zu gießen, das ist flüssig, kompakt und sehr gut lesbar, so man denn ein absoluter Fan von Geschichte ist. Das Buch setzt doch mancherlei voraus und wendet sich eher an Fachleute, so finden wir zum Beispiel keine einzige Landkarte zur Orientierung, ist also eher eingeschränkt populärwissenschaftlich zu nennen.
Erfolgreich bemüht sich der Text oft um sprachlich heitere Akzente, wenn er zum Beispiel die mythischen Inseln der Seligen mit unseren heutigen "Fly away Inseln" á la Mallorca vergleicht. Zu Höchstform läuft Schulz auf, wenn er das wirkliche Leben der Menschen jener Zeit sinnlich beschreibt, so z. B. das Treiben rund um die Hafenkneipen Roms, was allerdings leider viel zu selten geschieht. Da hat der Autor viel schon vorhandener historischer Forschung verschenkt.
"Die Antike und das Meer" von Raimund Schulz ist ein hervorragendes Sachbuch, es vermittelt große Überblicke und ein Füllhorn von Details, speziell auch literaturhistorische. Störend wirkt, was allerdings die Leistung des Autors nicht schmälert, dass Raimund Schulz das Buch strikt aus einer europazentristischen Weltsicht geschrieben hat. Die Welt der Antike der Griechen und Römer behält ihren abendländischen Überlegenheitsmythos gegenüber dem Rest der Welt. Er schreibt zum Beispiel "Kein chinesischer Seefahrer sei je bis ins Mittelmeer vorgestoßen!" Aber davon einmal abgesehen, was die Antike betrifft, wird dieses Buch mit Sicherheit zu einem Standardwerk werden.