"Die Nationalmannschaft wird ganz vorne dabei sein"
Nach Ansicht der ehemaligen Fußball- Bundestrainerin der Frauen- Nationalmannschaft, Tina Theune-Meyer, wird sich die WM positiv auf den Fußball-Sport in Deutschland auswirken. "Wenn ich auf die Straße kucke, oder überhaupt in Deutschland mich bewege, dann sieht man Kinder mit Trikots, dann sieht man Kinder mit Fußbällen, überall", sagte die Ex-Trainerin im Deutschlandradio Kultur.
Birgit Kolkmann: ... erfolgreiche Trainerin des deutschen Frauen-Nationalteams, mit Weltmeistertitel und drei Europameistertiteln. Jetzt ist sie am Telefon. Schönen Guten Morgen!
Tina Theune-Meyer: Hallo, hier ist Tina Theune-Meyer.
Kolkmann: Ja, Frau Theune-Meyer, bringt die WM für den Fußball und die ganze Begeisterung auch einen Schub? Was glauben Sie?
Theune-Meyer: Auf jeden Fall. Also wenn ich auf die Straße kucke, oder überhaupt in Deutschland mich bewege, dann sieht man Kinder mit Trikots, dann sieht man Kinder mit Fußbällen, überall.
Kolkmann: Wie kann man denn nun diese Begeisterung nutzen, damit in den Vereinen mehr und besser gespielt, und vor allen Dingen auch gefördert wird?
Theune-Meyer: Also es wird in den Vereinen schon unheimlich viel gemacht und sehr engagiert gearbeitet. Aber wir konzentrieren uns momentan, insbesondere bei den Mädchen und Frauen, auf eine verbesserte Zusammenarbeit auch mit Schulen. Also Möglichkeiten für Mädchen, dass die beides machen können: ihre Schulausbildung, ihre Karriere in der Berufsausbildung und Fußball spielen.
Kolkmann: Wie soll das funktionieren? In so einer Art Internatslösung oder Teilinternat oder wie stellen Sie sich das vor?
Theune-Meyer: Also beides ist möglich. Wir verlassen uns da auch auf die Gedanken, die in den Verbänden dann reifen. Es gibt unterschiedliche Modelle. Einmal natürlich die im Nordosten, die sich bewährt haben: mit Potsdam natürlich, Vorzeigemannschaft im Frauenfußball, die seit Jahren schon Mädchen im Internat fördern, und die dann natürlich auch vormittags Fußball spielen können und ihre Stunden dann nachholen können. Und eine sehr gute Schulausbildung genießen und jeweils dann auch einen sehr guten Abschluss haben.
Dann gibt es aber auch andere Gedanken: In Nordrhein-Westfalen zum Beispiel, sind die meisten Fußball spielenden Mädchen und auch die meisten Talente. Und dort gibt es ja schon so ein Netzwerksystem. Also es gibt ja die Eliteschulen des Sports, es gibt Teilinternate, es gibt Vollinternate und das alles möchte man nutzen, sozusagen flächendeckend, dass die Mädels jetzt nicht unbedingt von zu Hause weg müssen, sondern dort, wo sie wohnen, das beste Umfeld, die besten Bedingungen geboten bekommen.
Kolkmann: Beim Frauenfußball scheint alles Spitze zu sein, beim Männerfußball allerdings nicht. Woran liegt denn das?
Theune-Meyer: Das weiß ich nicht. Also so pauschal kann man das ja gar nicht sagen, weil die Jugendmannschaften im DFB ja auch Erfolge aufweisen und die gleiche Begeisterung an den Tag legen, ganz einfach wie die Mädchen. Wobei es natürlich schwieriger ist, sich da durchzusetzen, in diesem ganzen System. Für die Frauen ist es, ist der Weg eigentlich noch klarer gezeichnet.
Kolkmann: Ist auch die Konkurrenz aus dem Ausland nicht so groß wie bei den Männern?
Theune-Meyer: Es wird immer dichter, auch die Konkurrenz, und das zeigt sich auch an den Ergebnissen. Die FIFA ist da natürlich, hat immer sehr gute Zeitpunkte gewählt. Seit 15 Jahren spielen wir in der WM. Wir spielen bei Olympischen Spielen mit, und mittlerweile gibt es ja auch Nachwuchswettbewerbe, ab 2008 auch eine U17-WM. Das ist dann natürlich auch ein Anreiz weltweit für Nationen, sich dort zu beteiligen. Und es ist klar, wenn der Nachwuchs dann auch gefördert wird, dass dann die Leistungsdichte, das Niveau, ja auf einer Höhe dann auch ist, und dass die Konkurrenz gleich ist.
Kolkmann: Sie haben ja eben schön dargestellt, wie die Förderung für die Mädchen ist, an Schulen, Internaten, et cetera, möglichst wohnortnah. Bei den Jungs ist es ja wohl ganz anders. Es wird auch häufig kritisiert, dass, wenn dann einmal ein tolles Talent gefunden worden ist, dann wird es extrem gestresst, also im Internat mit enorm viel Training, so dass es im Prinzip auch sehr früh verheizt wird. Was halten Sie davon?
Theune-Meyer: Ich habe da, wie gesagt, auch nicht so den Einblick. Aber ich denke, dass sich sehr intensiv auch um Talente bemüht wird und glaube nicht, dass Jungs verheizt werden können im Fußball. Also das ist so ein Pauschalurteil. Also ich denke, wenn die Gelegenheit haben, vormittags dann, zusätzlich zu dem Vereinstraining das sie machen, speziell gefördert zu werden: Das muss jetzt nicht Fußball sein, das kann auch sportübergreifend sein. Das können andere Sportarten sein, die diese Fußballer eben in ihrer Karriere auch weiterbringen. Das kann ein Athletik-Aspekt sein. Ich glaube nicht, dass man Jungs verheizen kann.
Kolkmann: Haben wir geschlafen bei der Talentförderung, bei der Nachwuchspflege, in den letzten Jahren? Was glauben Sie, wie lange wird man da im DFB brauchen, um das aufzuholen?
Theune-Meyer: Also ich glaube auch nicht, dass wir geschlafen haben ...
Kolkmann: Ich meine, das wird ja schon in der Fachpresse immer sehr deutlich gesagt, und topp sind wir ja nicht auf den Plätzen.
Theune-Meyer: Es geht ja darum, dass die Nationalmannschaft jetzt auch ein Gesicht bekommen hat, mit sehr vielen jungen Talenten, die durchaus in der Lage sind und sein werden, da bin ich davon überzeugt, bei dieser WM dann auch mitzuhalten und ganz vorne dabei zu sein.
Kolkmann: Ihr Tipp, ganz vorne, wie weit?
Theune-Meyer: Ich tippe auf Halbfinale natürlich. Und die Begeisterung ist absolut da und ich denke, dass die Mannschaft dann auch getragen wird, ins Finale.
Kolkmann: Tina Theune-Meyer war das, die Zuständige für die Nachwuchsförderung, Talentförderung beim DFB, für die Frauen und Mädchen. Danke für das Gespräch in der Ortszeit von Deutschlandradio Kultur.
Tina Theune-Meyer: Hallo, hier ist Tina Theune-Meyer.
Kolkmann: Ja, Frau Theune-Meyer, bringt die WM für den Fußball und die ganze Begeisterung auch einen Schub? Was glauben Sie?
Theune-Meyer: Auf jeden Fall. Also wenn ich auf die Straße kucke, oder überhaupt in Deutschland mich bewege, dann sieht man Kinder mit Trikots, dann sieht man Kinder mit Fußbällen, überall.
Kolkmann: Wie kann man denn nun diese Begeisterung nutzen, damit in den Vereinen mehr und besser gespielt, und vor allen Dingen auch gefördert wird?
Theune-Meyer: Also es wird in den Vereinen schon unheimlich viel gemacht und sehr engagiert gearbeitet. Aber wir konzentrieren uns momentan, insbesondere bei den Mädchen und Frauen, auf eine verbesserte Zusammenarbeit auch mit Schulen. Also Möglichkeiten für Mädchen, dass die beides machen können: ihre Schulausbildung, ihre Karriere in der Berufsausbildung und Fußball spielen.
Kolkmann: Wie soll das funktionieren? In so einer Art Internatslösung oder Teilinternat oder wie stellen Sie sich das vor?
Theune-Meyer: Also beides ist möglich. Wir verlassen uns da auch auf die Gedanken, die in den Verbänden dann reifen. Es gibt unterschiedliche Modelle. Einmal natürlich die im Nordosten, die sich bewährt haben: mit Potsdam natürlich, Vorzeigemannschaft im Frauenfußball, die seit Jahren schon Mädchen im Internat fördern, und die dann natürlich auch vormittags Fußball spielen können und ihre Stunden dann nachholen können. Und eine sehr gute Schulausbildung genießen und jeweils dann auch einen sehr guten Abschluss haben.
Dann gibt es aber auch andere Gedanken: In Nordrhein-Westfalen zum Beispiel, sind die meisten Fußball spielenden Mädchen und auch die meisten Talente. Und dort gibt es ja schon so ein Netzwerksystem. Also es gibt ja die Eliteschulen des Sports, es gibt Teilinternate, es gibt Vollinternate und das alles möchte man nutzen, sozusagen flächendeckend, dass die Mädels jetzt nicht unbedingt von zu Hause weg müssen, sondern dort, wo sie wohnen, das beste Umfeld, die besten Bedingungen geboten bekommen.
Kolkmann: Beim Frauenfußball scheint alles Spitze zu sein, beim Männerfußball allerdings nicht. Woran liegt denn das?
Theune-Meyer: Das weiß ich nicht. Also so pauschal kann man das ja gar nicht sagen, weil die Jugendmannschaften im DFB ja auch Erfolge aufweisen und die gleiche Begeisterung an den Tag legen, ganz einfach wie die Mädchen. Wobei es natürlich schwieriger ist, sich da durchzusetzen, in diesem ganzen System. Für die Frauen ist es, ist der Weg eigentlich noch klarer gezeichnet.
Kolkmann: Ist auch die Konkurrenz aus dem Ausland nicht so groß wie bei den Männern?
Theune-Meyer: Es wird immer dichter, auch die Konkurrenz, und das zeigt sich auch an den Ergebnissen. Die FIFA ist da natürlich, hat immer sehr gute Zeitpunkte gewählt. Seit 15 Jahren spielen wir in der WM. Wir spielen bei Olympischen Spielen mit, und mittlerweile gibt es ja auch Nachwuchswettbewerbe, ab 2008 auch eine U17-WM. Das ist dann natürlich auch ein Anreiz weltweit für Nationen, sich dort zu beteiligen. Und es ist klar, wenn der Nachwuchs dann auch gefördert wird, dass dann die Leistungsdichte, das Niveau, ja auf einer Höhe dann auch ist, und dass die Konkurrenz gleich ist.
Kolkmann: Sie haben ja eben schön dargestellt, wie die Förderung für die Mädchen ist, an Schulen, Internaten, et cetera, möglichst wohnortnah. Bei den Jungs ist es ja wohl ganz anders. Es wird auch häufig kritisiert, dass, wenn dann einmal ein tolles Talent gefunden worden ist, dann wird es extrem gestresst, also im Internat mit enorm viel Training, so dass es im Prinzip auch sehr früh verheizt wird. Was halten Sie davon?
Theune-Meyer: Ich habe da, wie gesagt, auch nicht so den Einblick. Aber ich denke, dass sich sehr intensiv auch um Talente bemüht wird und glaube nicht, dass Jungs verheizt werden können im Fußball. Also das ist so ein Pauschalurteil. Also ich denke, wenn die Gelegenheit haben, vormittags dann, zusätzlich zu dem Vereinstraining das sie machen, speziell gefördert zu werden: Das muss jetzt nicht Fußball sein, das kann auch sportübergreifend sein. Das können andere Sportarten sein, die diese Fußballer eben in ihrer Karriere auch weiterbringen. Das kann ein Athletik-Aspekt sein. Ich glaube nicht, dass man Jungs verheizen kann.
Kolkmann: Haben wir geschlafen bei der Talentförderung, bei der Nachwuchspflege, in den letzten Jahren? Was glauben Sie, wie lange wird man da im DFB brauchen, um das aufzuholen?
Theune-Meyer: Also ich glaube auch nicht, dass wir geschlafen haben ...
Kolkmann: Ich meine, das wird ja schon in der Fachpresse immer sehr deutlich gesagt, und topp sind wir ja nicht auf den Plätzen.
Theune-Meyer: Es geht ja darum, dass die Nationalmannschaft jetzt auch ein Gesicht bekommen hat, mit sehr vielen jungen Talenten, die durchaus in der Lage sind und sein werden, da bin ich davon überzeugt, bei dieser WM dann auch mitzuhalten und ganz vorne dabei zu sein.
Kolkmann: Ihr Tipp, ganz vorne, wie weit?
Theune-Meyer: Ich tippe auf Halbfinale natürlich. Und die Begeisterung ist absolut da und ich denke, dass die Mannschaft dann auch getragen wird, ins Finale.
Kolkmann: Tina Theune-Meyer war das, die Zuständige für die Nachwuchsförderung, Talentförderung beim DFB, für die Frauen und Mädchen. Danke für das Gespräch in der Ortszeit von Deutschlandradio Kultur.