Irisches Roulette
25:00 Minuten
Vor zwanzig Jahren beendet das Karfreitagsabkommen den Nordirlandkonflikt. Was macht der Brexit mit dem brüchigen Frieden zwischen dem zu Großbritannien gehörigen Nordteil Irlands und der Republik Irland im Süden? Eine geteilte Insel auf der Couch.
Belfast, Shankill Road, Hochburg protestantischer Loyalisten: Nur ein paar Häuserblocks weiter ist die von Katholiken bewohnte Falls Road. Zwischen den Vierteln ragen noch immer hohe Trennmauern empor.
Ehemalige Gefangene beider Seiten führen Touristen zu den Orten der Bombenanschläge in den 1970er- und 80er-Jahren, einer Zeit, als pro-irische Katholiken unter Führung der Untergrundorganisation IRA gegen protestantische, pro-britische Loyalisten kämpften. Ein Kampf um die Frage, ob der zu Großbritannien gehörige Nordteil Irlands wieder mit der Republik Irland im Süden vereinigt werden soll. Ein Kampf, an den sich hier in Nordirland – in diesen angestrengten Brexit-Tagen – alle wieder verstärkt erinnern.
"Wenn man in die Stadt hinein wollte, wurde man an Checkpoints durchsucht. So wollten sie Anschlägen vorbeugen. Nord- und West-Belfast waren das Zentrum der Morde. Ich war elf, als es anfing, und kannte nichts anderes."
Jim, der seinen Nachnamen lieber für sich behalten will, ist normalerweise mit Touristen unterwegs. An diesem Tag zeigt er bei einer privaten Autotour seinen Kiez abseits der Shankill Road. Der 61-Jährige parkt sein buckliges schwarzes Taxi vor einem Park und deutet auf die Mauer gegenüber:
"Als kleiner Junge bin ich immer diese Straße entlang gelaufen, zum Schwimmen. Aber die Kämpfe wurden so heftig, dass sie die Straße teilen mussten. Alle hier kennen jemanden, der ermordet wurde, oder haben Angehörige im Gefängnis."
Mit dem Brexit in eine unsichere Zukunft
"Der Brexit bringt das alles wieder an die Oberfläche, weil die Zukunft so unsicher ist", sagt David am anderen Ende der Stadt.
"Die Leute haben große Angst und ich habe auch Angst. Deutschland und Frankreich und England verhandeln über einen Backstopp. Das fühlt sich an, als würden wir darauf warten, dass diese höheren Mächte unser Schicksal entscheiden. Man fühlt sich dabei so klein."
Auch David möchte seinen Nachnamen für sich behalten. Er ist Kunsttherapeut und wohnt mit seiner argentinischen Frau und dem vierjährigen Sohn in Ost-Belfast, in einem überwiegend von Protestanten bewohnten Teil der Stadt.
"Ich komme ganz traditionell aus einem nationalistischen Milieu. Meine Familie ist katholisch und ziemlich religiös. Jetzt lebe ich in einer loyalistischen Nachbarschaft. Wenn es anfangs an der Tür klopfte, dachte ich sofort: Ich werde angegriffen oder sie wollen, dass ich verschwinde. Mit der Zeit habe ich begriffen, dass das Klopfen nichts Böses bedeutete. Sondern: Du hast das Licht bei deinem Auto brennen lassen oder dein Schlüssel steckt noch in der Tür."
All die Bomben können zurückkehren
Alle erkennen an Davids Akzent jedoch, dass er aus dem Süden des Landes kommt, wo überwiegend Katholiken leben. Seine Eltern wohnen noch immer in Newry, einer Stadt nahe der Grenze zur Republik Irland.
"Und da diskutieren sie, ob sie die Grenze zurückbringen wollen! Mein Vater muss jeden Tag in die Republik Irland fahren, um dort an einer Schule zu unterrichten, und würde dann vielleicht eine ganze Stunde lang am Grenzübergang aufgehalten. All die Bomben und die Angst und die Soldaten – all das könnte in irgendeiner Form zurückkehren."
Mit der Autobombe vor dem Gerichtsgebäude in Derry-Londonderry im Januar kehrte der Nordirlandkonflikt auch in deutsche Medien zurück. Viele sahen den Anschlag als eine Warnung vor einer "harten" EU-Außengrenze durch die irische Insel.
"So, als wäre der Brexit der Auslöser für den Anschlag gewesen. Maßgeblicher dafür halte ich den 100. Jahrestag der irischen Unabhängigkeitserklärung. Das war 1919. Die britische Regierung hat sie gewaltsam unterdrückt. Seitdem ist unser Land geteilt."
Packy Carty spricht als Mitglied von Saoradh. Die Organisation gilt als die politische Stimme der New IRA, der Neuen IRA, die sich zu der Autobombe im Januar bekannt hat. Anfang März verschickte sie fünf Briefbomben an Adressaten in England und Schottland, niemand wurde verletzt.
Seit dem Karfreitagsabkommen zwischen der Regierung der Republik Irland, der Regierung des Vereinigten Königreichs und den Parteien in Nordirland vom April 1998, haben republikanische Gruppen, die den Friedensvertrag ablehnen, immer wieder Anschläge verübt. Knapp siebzig Menschen starben dabei in diesen gut zwanzig Jahren.
Fährt man entlang der irisch-irischen Grenze, scheinen diese Bedrohungen in weiter Ferne. Die Straßen schlängeln sich durch abgelegene, idyllisch anmutende hügelige, teils bewaldete Landschaft, ab und zu eine Schafherde.
So unsichtbar die Grüne Grenze ist, zieht sie sich doch mitunter mitten durch Ortschaften und Grundstücke, teilt Familien und sogar Häuser. Grenzposten gibt es keine. Die Menschen, die hier leben, sind gewohnt, einfach hin- und herzufahren. Viele arbeiten in der Republik Irland, weil dort die Löhne höher sind, gehen mal hier, mal dort einkaufen, wo es, je nach Wechselkurs, gerade preisgünstiger ist. Mit dem Brexit könnte sich für sie Einiges erschweren.
"Wir sehen die Grenze überhaupt nicht, wir fühlen sie nicht. Wir sind nur froh, dass wir so lange Frieden hatten, und wollen ihn bewahren."
Therese lebt in Crossmaglen, einem Dorf am südlichsten Zipfel Nordirlands. Ihre Tochter studiert in Dublin. An diesem Tag fahren beide zum Mittagessen in ein Bio-Restaurant in die irische Republik.
Alles, was sich optisch ändert bei der Grenzüberfahrt ist: Die Verkehrsschilder zeigen in der Republik Kilometer an statt Meilen, und die Fahrstreifen sind gelb statt weiß.
"Im Süden Irlands sind außerdem die Nummernschilder weiß, im Norden gelb. Während des Konflikts haben die Briten versucht, die Grenze zu schließen, aber die Einheimischen haben das torpediert. Sie haben die Barrikaden wieder abgebaut oder sie weggesprengt."
Ein Königreich befürchtet, kolonialisiert zu werden
Therese erinnert sich noch genau, wie es war, als die Britische Armee 1969 mit Panzern und Hubschraubern in ihr Dorf einrückte. Sie war damals neun und auf dem Weg in die Schule. Die Kaserne, in der die Soldaten stationiert waren, steht heute noch, überproportional groß, im Ortszentrum. Das gesamte Grenzgebiet – von Crossmaglen im Süden bis Derry-Londonderry im Norden – war, neben Nord- und West-Belfast, die heißeste Kampfzone während des Konflikts. Packy Carty von Saoradh, der politischen Stimme der Neuen IRA:
"Es ist paradox, dass die Briten in Bezug auf den Brexit davon reden, ihre nationale Souveränität, Ihre Freiheit, ihre Entscheidungshoheit wiederzuerlangen. Nachdem sie genau das dem irischen Volk seit mindestens hundert Jahren verwehren. Zum ersten Mal spürt das Königreich die Auswirkungen des Kolonialismus und meint, von einem europäischen Kolonialismus selbst kolonisiert zu werden."
"Die Republikaner waren immer dagegen, dass Irland der EU beitritt, weil wir die Europäische Union nur als einen weiteren Imperialismus in unserem Land betrachten. Und wir wollen unbedingt unsere nationale Unabhängigkeit. Wenn es also nach mir ginge, würde das gesamte Irland die EU verlassen, nicht nur der Norden", sagt Cáit Trainor.
Sie ist die ehemalige Vizepräsidentin der irisch-republikanischen Partei Sinn Féin, deren Hauptziel es ist, die Teilung Irlands zu beenden. Cáit Trainor ist inzwischen parteilos und versteht sich als Aktivistin.
"Als sie den sogenannten Friedensprozess beschlossen, zogen sie eine Anzahl britischer Soldaten ab. Die Leute sahen keine Militärposten mehr und haben fast vergessen, dass die Briten je hier gewesen sind. Eine harte Grenze wird die Menschen wieder daran erinnern, dass wir noch in einem britischen Besatzungsstaat leben. Ich möchte, dass die Leute die Grenze sehen und das verstehen. Aus diesem Grund bin ich für den Brexit."
"Die Kernprobleme sind nie gelöst worden"
Auch der 39-jährige Packy Carty erkennt etwas Positives im Brexit:
"Was wir irischen Republikaner im Brexit sehen, ist eine große Chance, um auf ein wiedervereintes Irland hinzuarbeiten. Mehr Menschen denken über eine nationale Einheit nach, als das seit 1998 je der Fall war. Damals dachten wir, mit dem Karfreitagsabkommen wäre alles in Butter. Aber sie haben nur ein Pflaster über die Wunde geklebt. Die Kernprobleme sind nie gelöst worden."
Jim im loyalistischen Viertel in Nord-Belfast ist ebenfalls unzufrieden mit dem Friedensprozess. Er lenkt sein Taxi auf die Verbindungsstraße von der Shankill Road zur Falls Road. Dabei fährt er durch zwei Eisentore, die in die Trennmauern eingelassen sind. Tagsüber stehen die Tore offen. Doch abends werden sie geschlossen.
"Wenn sie sagen, die Integrität des Karfreitagsabkommens müsse geschützt werden, bringt mich das zum Lachen. Sie halten die Tore verschlossen! Und vor allem lassen sie die Kinder in getrennte Schulen gehen! Es ist falsch, dass die Kinder auf unterschiedlichen Seiten der Mauern leben und sich nie treffen."
Große Nachfrage nach integrierten Schulen
Viele Schulen in Nordirland sind in Verwaltung der katholischen Kirche. Nach dem Karfreitagsabkommen wurden zudem irisch-sprachliche Schulen eröffnet. Auf der anderen Seite sind die staatliche Schulen, in denen vor allem die britische Kultur und der protestantische Glaube vermittelt wird. Integrierte überkonfessionelle Schulen gibt es nur wenige. David, der Kunsttherapeut, hat seinen vierjährigen Sohn bereits auf eine Warteliste setzen lassen.
"Die integrierte Schule hier ist sehr nachgefragt. Wir konkurrieren mit vielen anderen Eltern. Der Staat unterstützt und ermöglicht immer noch eine getrennte Erziehung der Kinder. Ich bin geneigt zu glauben, dass das mit dem Ziel geschieht, die Menschen an ihrem angestammten Platz zu halten."
Absolut gegen ein integriertes Schulsystem sind die rund zwanzig Frauen, die sich wie jeden Dienstag in einem Gemeindezentrum an der Shankill Road treffen. Ihre Kinder sollen unter sich bleiben, im protestantisch-loyalistischen Arbeitermilieu. Julie wiegt ihren jüngsten Enkel auf dem Arm. Es gebe Dringenderes als integrierte Schulen, sagt sie. Damit meint sie die Tatsache, dass das nordirische Parlament in Belfast seit zwei Jahren verwaist ist.
Die beiden gewählten Regierungsparteien – die republikanische Sinn Féin und die protestantische Democratic Unionist Party, DUP – können sich auf kein gemeinsames Regierungsabkommen einigen. So wird Nordirland derzeit wieder direkt aus London regiert. Die DUP steht für eine ultrakonservative Politik: Sie lehnt Abtreibung und gleichgeschlechtliche Ehen strikt ab. Auch beim Brexit verfolgt sie eine kompromisslose Haltung.
Wir werden den Brexit überstehen
"Keine Grenze durch die irische See! Nordirland gehört zum Vereinigten Königreich. Keine Kompromisse mit Brüssel." So Nigel Dodds, stellvertretender Fraktionsführer der DUP im britischen Parlament. Julie in der Shankill Road schaukelt ihren Enkel im Kinderwagen und meint:
"Der Brexit macht mir keine Sorgen, ich habe all die Jahre ohne ihn überlebt und werde auch mit ihm überleben. Sobald der Brexit endlich überstanden ist, setzen sich unsere Politiker hoffentlich zusammen, lassen Brexit Brexit sein und kümmern sich um unsere Angelegenheiten. Ich erwarte keine große Gewalt. Ich halte das für Panikmache der irisch-republikanischen Terroristen. Aber wenn sie doch wieder Anschläge verüben, würde die Menschen hier genauso dagegen aufstehen, wie wir es vor 30, 40 Jahren getan haben."
Die übrigen Frauen im Raum nicken. Klar ist aber auch: Keine wünscht sich die "Troubles" zurück, die "Schwierigkeiten", wie der Nordirlandkonflikt auch genannt wird.
"Wir können jetzt nachts wieder ohne Furcht durch die Straße gehen. Aber wo bleiben Arbeitsplätze, Wohnungen und Bildung? Die Armut ist immer noch groß. Deshalb gebe ich meine Stimme auch nicht der DUP. Das ist eine Mittelstandspartei. Ich wähle immer noch die Progressive Unionistische Partei."
Die Progressive Unionist Party, kurz PUP, ist eine kleine radikale Partei und die politische Stimme einer paramilitärischen Organisation.
"Sie vertreten noch die Sache der Loyalisten, aber sie verlieren an Boden. Für die Leute waren und sind wir die Bösen in diesem Konflikt. Und bis sich das ändert, geht es mit uns immer weiter bergab."
Es gibt wunderbare Menschen hier und dort
Nicht nur das Gebiet um die Shankill Road ist unterprivilegiert: Ganz Nordirland gilt als Armenhaus Europas. Die Selbstmordrate ist extrem hoch. Der öffentliche Sektor ist der größte Arbeitgeber. Doch durch das rigide Sparprogramm der britischen Regierung ist auch die Mittelschicht vom sozialen Abstieg bedroht.
"Als Taxifahrer habe ich viel gelernt. Ich lebe im Shankill-Kiez, aber ich fahre auch Leute aus der Falls Road. Es sind sehr nette Leute. Es gibt wunderbare Menschen hier und dort. Und sie wünschen sich alle dasselbe: Frieden, Wohlstand, Sicherheit für ihre Kinder, Bildung, Gesundheit."
Wie Jim versucht auch David, hinter die Fassaden der Menschen zu blicken:
"Während des Konflikts hatten die Menschen Angst, ihre Geschichte zu erzählen. Und nun fühlen sie dieses verzweifelte Bedürfnis, zum ersten Mal auszusprechen, wie es für sie wirklich war. Aber sie befürchten zugleich, dass sie dann von ihrer Gemeinschaft verstoßen oder bedroht werden könnten. Also geben Sie sich als Experten dafür, was die andere Seite ihnen angetan hat. Und sie schweigen, wenn es um die eigenen Taten geht."
Cáit Trainor, ehemalige Vizepräsidentin von Republican Sinn Féin, und ein Kreis von republikanischen Aktivisten und Aktivistinnen meinen, eine Lösung zu haben. Ihre Vision: ein wiedervereinigtes Irland – aber in einem föderalen System. Protestanten sollen starke Minderheitenrechte bis hin zur Autonomie bekommen – in der Hoffnung, dass sie sich dann als Teil Irlands sehen.
"In einem föderalen Irland würden protestantische Unionisten und Loyalisten sich nicht von ihrem eigenen Land entrechtet fühlen. In Ulster zum Beispiel hätten sie aufgrund der Demografie in einem Regionalparlament noch sehr viel Einfluss. Ich habe auf Veranstaltungen mit Unionisten und Loyalisten darüber diskutiert. Auch mit Freunden und Arbeitskollegen. Und alle haben gesagt: Das klingt wie etwas, womit ich leben könnte."
"Wir sind britisch - und stolz darauf"
Für die pro-britischen, loyalistischen Frauen im Gemeindezentrum in der Shankill Road ist das undenkbar:
"Wie kann ich Unionistin sein, wenn ich nicht in der Union bin? Wie kann ich Unionist in einem vereinten Irland sein? Definitiv nicht. Wir fühlen uns britisch. Wir sind britisch – und stolz darauf. Wir sind in Nordirland geboren, also sind wir britisch. Auch Republikaner und Katholiken sind Briten, sie können sich irisch nennen, wie sie wollen. Aber nicht mit mir! Ich habe damit nichts am Hut."
Sinn Féin und andere republikanische Gruppierungen unterstützen eine sogenannte Border Poll, also eine Umfrage darüber, ob die beiden Teile Irlands wiedervereinigt werden sollen. Sinn Féin verbindet damit die Hoffnung, dass, sollte es zu einem harten Brexit kommen, die Menschen in Nordirland so unzufrieden sein werden, dass eine Mehrheit für eine Wiedervereinigung stimmt – nur um so zurück in die EU zu kommen. Für die Frauen in der Shankill Road ist das alles hohe – und verlogene – Politik, die sie in ihrem Gefühl bestätigt, dass sie selbst auf verlorenem Posten stehen und nichts mitzureden haben.
"Es war nie ein Religionskrieg, es ging immer um Identität. Die Schlachten wurden vor allem in den Vierteln der Arbeiterklasse ausgetragen. Uns Protestanten ging es nicht besser als Katholiken in der Falls Road. Wir waren genauso arm. Aber ihre Kinder gehen jetzt an die Universität und bekommen die besseren Jobs, weil Sinn Féin sich für sie stark macht. Wir hier haben keine Lobby."
Jim kann das gut nachfühlen.
"Es heißt, der Schmerz werde leichter. Aber das stimmt nicht. Die Menschen lernen nur, mit ihm zu leben. Das ist auf beiden Seiten das gleiche. Die Männer, die all diese schrecklichen Dinge getan haben, handelten in dem Glauben, dass sie es für ihre Familie und ihre Gemeinschaft tun. Viele bereuen inzwischen sicherlich, was sie getan haben. Vielleicht müssen wir alle endlich sagen, dass es uns leid tut".
Eine Debatte über ein wiedervereinigtes Irland?
Kunsttherapeut David meint, der Brexit könnte ein zusätzlicher Türöffner sein: Und womöglich den Boden bereiten für eine Debatte darüber, wie ein wiedervereinigtes Irland konkret aussehen könnte. David wünscht sich das vor allem für seinen kleinen Sohn, den er gerade ins Bett gebracht hat. Für ihn singt er noch ein irisches Lied, Irish Folk: "When the Boys Come Rolling home" von "The Dubliners".
Jim findet es wichtig, den jungen Leuten, die den Nordirlandkonflikt nicht mehr aus eigener Erfahrung kennen, die ungeschminkte Wahrheit darüber zu erzählen. Damit der Konflikt ein abgeschlossenes Kapitel in der Geschichte bleibt – unabhängig davon, wie es mit dem Brexit weitergeht.
Jim hält sein Taxi an. Zum Abschied sagt er, er hätte seinen Kindern immer die Wahrheit gesagt. Nämlich: "Wir haben Recht – und die anderen Unrecht", meint Jim ironisch. Will damit aber auch bedeuten: Wenn beide Seiten mit genau dieser Haltung fortfahren, besteht in Nordirland wohl auch für die nächsten hundert Jahre kaum eine Chance auf eine echte Aussöhnung.