Musikkabarettist Christof Spörk

"Die österreichischen Politiker nehmen uns die Arbeit weg"

34:36 Minuten
Der österreichische Musikkabarettist Christof Spörk lacht in die Kamera
Christof Spörk: Der österreichische Musikkabarettist braucht das Live-Publikum - ins Internet will er nicht. © Wolfgang Hummer
Moderation: Ulrike Timm |
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Scharfsinniger Wortwitz und virtuose Klänge – der österreichische Musikkabarettist Christof Spörk verbindet beides in seinen Bühnenprogrammen. Blasmusik trifft dort auf Latin Jazz, ganz wie in seinem echten Leben.
Edelschrott: Dieser Begriff taugt für zahlreiche Assoziationen, soll aber der Geburtsort von Christof Spörk sein. Gut, der Mann ist Musikkabarettist, ein vielseitiger noch dazu, also ist der Edelschrott vermutlich bereits Teil seines Programms. Doch diese Annahme ist falsch, das Örtchen gibt es wirklich. „Es ist ein wunderschönes Bergdorf in der Steiermark, an der Grenze zu Kärnten“, erzählt Spörk.
Heute wohnt der Österreicher mit seiner kubanischen Frau noch immer abgeschieden auf dem Land, im Burgenland. Das sei ein bisschen wie Mecklenburg-Vorpommern, findet Spörk: "Aber ich halte es sehr gut aus.“

Es geht nur mit Live-Publikum

Gern hätte der studierte Politikwissenschaftler mit Doktortitel das dörfliche Idyll in diesen Tagen gegen die Bühne getauscht. Mit seinem neuen Programm „Dahaam“ wäre er auch in vielen deutschen Städten aufgetreten. Aber Corona zwingt auch den Kabarettisten seit zwei Jahren zum ständigen Umplanen.
Finanziell muss er überdies auf „Notprogramm schalten“, alle Kosten reduzieren. Auftritte ins Netz streamen möchte er „definitiv nicht“. Spörk ist überzeugt, dass Kabarett, Theater und Musik ein Live-Publikum brauchen. Der 49-Jährige lobt an dieser Stelle sogar die österreichische Politik. „Der Staat ist uns Selbständigen gegenüber, auch wenn es manche nicht so sehen, schon sehr fair.“
Ansonsten kann er das politische Geschehen in seinem Land eigentlich nur noch mit Sarkasmus betrachten. Die Ibiza-Affäre, die mutmaßlich gekauften positiven Umfragen für Ex-Kanzler Sebastian Kurz, das sei nicht mehr zu „toppen“, meint der Politikwissenschaftler.

Was die österreichische Politik in den letzten zehn bis 20 Jahren aufführt, ist gegenüber den Kabarettisten ein bisschen unfair. Die nehmen uns die Arbeit weg.

Auch über die ständigen Wechsel im Kanzleramt könne er nur noch den Kopf schütteln. So habe seine jüngste Tochter, acht Jahre alt, inzwischen auch acht Bundeskanzler erlebt.

Das Mädchen tut mir ein bisschen leid. Sie glaubt wahrscheinlich, zu jedem Geburtstag gibt es einen Bundeskanzler.

Bekannt wurde Spörk in Österreich mit seiner Band „Global Kryner“. Diese spielt Songs von Tom Jones oder Herbert Grönemeyer, aber im krachledernen Stil, mit reichlich Blasmusik. Dass man Jazz, Pop und Volksmusik vermischen dürfe, habe er in Kuba entdeckt, erzählt Spörk.
„Die Kubaner gehen wesentlich entspannter mit verschiedenen Musikstilen um. Mit meiner Frau habe ich an einem Tag ein Salsakonzert besucht, am anderen Tag haben wir zeitgenössische Musik gehört und dann Jazz. Und es war alles immer gut, solange die Qualität gepasst hat. Und die Erkenntnis, dass die Qualität passen muss, habe ich versucht umzulegen auf die Kryner-Musik. Das hat sofort funktioniert.“

Doktorarbeit über Kuba

Ende der 1990er-Jahre verfasste Christof Spörk seine Doktorarbeit. Er beschäftigte sich mit dem Thema „Musik und Politik in Kuba 1959 bis 1999“. Warum ausgerechnet Kuba?
„Drei Gründe. Erstens habe ich Politikwissenschaft studiert, zweitens habe ich auch Spanisch mitstudiert. Und drittens war die Musik immer meine große Liebe, insbesondere der Latin Jazz, der stark von den kubanischen Musikern und Traditionen beeinflusst ist. Es war eine großartige Zeit. Und das Allerwichtigste: Ich habe so meine Frau in Havanna kennengelernt.“
Seit über zehn Jahren ist Spörk nun schon als Solokünstler unterwegs. Auch wenn es Corona ihm nicht leicht mache, gegenüber dem Publikum habe er in dieser Zeit eine andere Einstellung gewonnen:

Man ist bescheiden geworden. Man ist auch sehr froh über jeden, der da ist. Früher war ich oft ein bisschen enttäuscht, wenn es gefühlt zu wenige waren, es nicht ganz voll war. Das sehe ich mittlerweile ganz anders.

(ful)
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