Die Ordens-Werkstatt
Jetzt kennen wir alle die "Werkstatt Deutschland" und ihren Quadriga-Preis. Ein Preis für Putin und die lupenreine Demokratie der russischen Zaren, die aufmüpfige Literaten im Zweifel nach Sibirien schicken. Es ist ein Preis, den man sich – einem Bonmot Bismarcks folgend – "erdinnieren" kann.
Früher gab es die Könige. Die haben Eiserne Kreuze verliehen oder Hosenbandorden an die Verdienten. Oder sogar Adels- und Rittertitel. Da, wo die Welt noch ganz in Ordnung wäre, wenn es Rupert Murdoch nicht gäbe, also in der Welt von Elisabeth der Zweiten, ist das immer noch so. Das ist übrigens eine Welt, also die grandiose britische Monarchie, in der der Bürger schon sehr schnell aufsteigen durfte – das ging schon richtig unter Elisabeth der Ersten los. Vor mehr als 400 Jahren also. Als es noch keine Rupert Murdochs gab. Für die nicht ganz so klugen Monarchien galt immer der schöne Satz von Otto von Bismarck: Einen Orden kann man sich erdienen oder erdienern oder erdinnieren. Irgendwann hat das Bürgertum sich dann seine eigenen Preise erschaffen. Der Großmeister war Alfred der Noble – weshalb selbst ein Preis des japanischen Kaiserhauses, des ältesten Monarchengeschlechtes der Welt, als "Nobelpreis der Künste" bezeichnet wird. Irgendwann waren die meisten Monarchien abgeschafft, einige der klügsten sind Gott sei Dank übrig geblieben – und dem Bürgertum in den Republiken stieg das mit den Preisen so richtig zu Kopf.
Für das Wirre im Kopf und in den Herzen waren immer schon die Literaten zuständig. Siehe Elisabeth Eins und William Shakespeare. In den bösen, den sehr unklugen Monarchien wurden die Literaten gelegentlich nach Sibirien verbannt. Auf jeden Fall gibt es heute so viele Literatenpreise, dass selbst Martin Walser da kaum noch einen Überblick haben dürfte. Oder kennen Sie den Albert-Rotter-Lyrikpreis, den Alfred-Müller-Felsenburg-Preis, den Dr.-Hartwig-Kleinholz-Preis für junge Prosa? Kennen Sie den Dagobert-von-Knackstedt-Preis für abgefahrene Glossen oder die Eduard-Maloppo-Medaille für besonders tapfere Verteidiger der konstitutionellen Monarchie? Eben. Oder kannten Sie vor kurzem den Quadriga-Preis der Werkstatt Deutschland e.V.? Jetzt aber nicht schummeln! Ich kannte jedenfalls nur die alteingesessene Uhrenwerkstatt bei mir um die Ecke, wo ich meine Uhren reparieren lasse, und die solide türkische Schneiderwerkstatt ein Stück weiter, wo meine Hosen geflickt werden. Die hätten mal einen Preis verdient – meine beiden Werkstätten. Jetzt kennen wir alle auch die Werkstatt Deutschland und ihren Quadriga-Preis. Ein Preis für Vladimir Putin und die lupenreine Demokratie des russischen Zarismus, der seine aufmüpfigen Literaten im Zweifel nach Sibirien schickt. Es ist offenbar ein Preis fürs reine Erdinnieren.
Tatsächlich hat ihn auch schon einmal Silvia Renate, Königin von Schweden, bekommen – aber die zählt für uns Träger der Eduard-Maloppo-Medaille für lauteren Monarchismus nicht, da sie a) dem unbedeutenden Hause Sommerlath entstammt, b) in das genealogisch ebenfalls unbedeutende Haus Bernadotte eingeheiratet hat, das noch keine 200 Jahre den schwedischen Thron bevölkert. Von Silvia Bernadotte-Sommerlath haben wir übrigens kein Sterbenswörtchen gehört, als jetzt Vladimir Putin – der Urururururururenkel von Ivan dem Schrecklichen – den Quadriga-Preis bekommen sollte, während andere diesen Preis zurückgegeben haben. Wahrscheinlich ist Silvia Bernadotte-Sommerlath der Quadriga-Preis auch viel zu unbedeutend und sie weiß gar nicht mehr, dass sie ihn bekommen hat. Wahrscheinlich wartet Silvia Bernadotte-Sommerlath stattdessen gierig auf den Dagobert-von-Knackstedt-Preis für abgefahrene Glossen oder die Eduard-Maloppo-Medaille für lauteren Monarchismus. Aber da kann sie lange warten. Die Richtlinien für die Vergabe dieser beiden Preise wurden nämlich heute Nachmittag geändert. Mit sofortiger Wirkung können der Dagobert-von-Knackstedt-Preis für abgefahrene Glossen und die Eduard-Maloppo-Medaille für lauteren Monarchismus nur an solche Quadriga-Preisträger vergeben werden, die den Quadriga-Preis aus Protest gegen Vladimir den Schrecklichen zurückgegeben haben. Ich muss jetzt auch hier Schluss machen, weil ich die Änderung der Richtlinien an die Agenturen weitergeben muss. Die bringen das sofort. Über Preise bringen die alles. Egal, wie die Preise heißen.
Für das Wirre im Kopf und in den Herzen waren immer schon die Literaten zuständig. Siehe Elisabeth Eins und William Shakespeare. In den bösen, den sehr unklugen Monarchien wurden die Literaten gelegentlich nach Sibirien verbannt. Auf jeden Fall gibt es heute so viele Literatenpreise, dass selbst Martin Walser da kaum noch einen Überblick haben dürfte. Oder kennen Sie den Albert-Rotter-Lyrikpreis, den Alfred-Müller-Felsenburg-Preis, den Dr.-Hartwig-Kleinholz-Preis für junge Prosa? Kennen Sie den Dagobert-von-Knackstedt-Preis für abgefahrene Glossen oder die Eduard-Maloppo-Medaille für besonders tapfere Verteidiger der konstitutionellen Monarchie? Eben. Oder kannten Sie vor kurzem den Quadriga-Preis der Werkstatt Deutschland e.V.? Jetzt aber nicht schummeln! Ich kannte jedenfalls nur die alteingesessene Uhrenwerkstatt bei mir um die Ecke, wo ich meine Uhren reparieren lasse, und die solide türkische Schneiderwerkstatt ein Stück weiter, wo meine Hosen geflickt werden. Die hätten mal einen Preis verdient – meine beiden Werkstätten. Jetzt kennen wir alle auch die Werkstatt Deutschland und ihren Quadriga-Preis. Ein Preis für Vladimir Putin und die lupenreine Demokratie des russischen Zarismus, der seine aufmüpfigen Literaten im Zweifel nach Sibirien schickt. Es ist offenbar ein Preis fürs reine Erdinnieren.
Tatsächlich hat ihn auch schon einmal Silvia Renate, Königin von Schweden, bekommen – aber die zählt für uns Träger der Eduard-Maloppo-Medaille für lauteren Monarchismus nicht, da sie a) dem unbedeutenden Hause Sommerlath entstammt, b) in das genealogisch ebenfalls unbedeutende Haus Bernadotte eingeheiratet hat, das noch keine 200 Jahre den schwedischen Thron bevölkert. Von Silvia Bernadotte-Sommerlath haben wir übrigens kein Sterbenswörtchen gehört, als jetzt Vladimir Putin – der Urururururururenkel von Ivan dem Schrecklichen – den Quadriga-Preis bekommen sollte, während andere diesen Preis zurückgegeben haben. Wahrscheinlich ist Silvia Bernadotte-Sommerlath der Quadriga-Preis auch viel zu unbedeutend und sie weiß gar nicht mehr, dass sie ihn bekommen hat. Wahrscheinlich wartet Silvia Bernadotte-Sommerlath stattdessen gierig auf den Dagobert-von-Knackstedt-Preis für abgefahrene Glossen oder die Eduard-Maloppo-Medaille für lauteren Monarchismus. Aber da kann sie lange warten. Die Richtlinien für die Vergabe dieser beiden Preise wurden nämlich heute Nachmittag geändert. Mit sofortiger Wirkung können der Dagobert-von-Knackstedt-Preis für abgefahrene Glossen und die Eduard-Maloppo-Medaille für lauteren Monarchismus nur an solche Quadriga-Preisträger vergeben werden, die den Quadriga-Preis aus Protest gegen Vladimir den Schrecklichen zurückgegeben haben. Ich muss jetzt auch hier Schluss machen, weil ich die Änderung der Richtlinien an die Agenturen weitergeben muss. Die bringen das sofort. Über Preise bringen die alles. Egal, wie die Preise heißen.