Die perfekte Welle
Über hundert Meter hoch soll die Elbphilharmonie in Form einer Welle ein neues Wahrzeichen für Hamburg werden. Einen Millionen-Kredit hat die Stadt schon aufgenommen. Dabei fehlt es bereits an allen Ecken und Enden, um die bestehenden Kulturinstitutionen ausreichend zu subventionieren.
Schluss mit dem Gejammer und der Erbsenzählerei. Das ist die perfekte Welle. Eine wunderschöne Glaswelle auf einem alten Kakaospeicher. Höher als der Michel, das alte Stadtwahrzeichen Michaeliskirche. Die in Glasarchitektur gegossene Wunschvorstellung, die Hamburger Pfeffersäcke möchten sich großzügig zum Meer hin öffnen. Darin ein Konzertsaal wie ein Walfischbauch: Die Zuschauerreihen schmiegen sich aneinander, schlängeln sich um das Orchester in der Mitte. Das ist toll. Mindestens die Hälfte aller Veranstalter, die jetzt für Konzerte die alte Laeiszhalle buchen, können nicht in die Elbphilharmonie umziehen wegen dieser Kreisanlage des Konzertsaals. Aber wer eine Guckkastenbühne braucht, soll eben wegbleiben.
Auch um den Bau muss man sich keine großen Sorgen machen. Den 500-Millionen-Euro-Kredit für das Sonderinvestitionsprogramm "Wachsende Stadt" hat die CDU-Regierung ja schon aufgenommen, für die Elbphilharmonie, Flaggschiff der Hafencity und künftiges Wahrzeichen der Stadt, sind 70 Millionen eingeplant. 25 Investoren bewerben sich darum, die restlichen Baukosten zu bezahlen und dafür von der sogenannten Mantelbebauung, den Hotels und Luxuswohnungen rund um die Konzertsäle, zu profitieren. Das wird schon, denn soweit trägt die Welle. Die allgemeine Begeisterung für die Architektur wird die Pläne Wirklichkeit werden lassen.
Und dann? Dann hat die Stadt zwei große und zwei kleine Konzertsäle. Der große Saal der Elbphilharmonie mit 2200 Sitzen ist nur moderner als der große Saal der Laeiszhalle mit 2000 Sitzen. Rein von der Größe her bietet die Elbphilharmonie keinen Gewinn für Veranstalter. Auch sonst bleibt alles beim Alten: Die Stadt stellt zwar irgendwelche fetten Kulturbauten in die Hafencity, das Tamm-Marinemuseum, das Auswanderermuseum Ballinstadt, ein Science-Center. Aber für den Unterhalt ist kein Geld da. Es fehlt ja jetzt schon an allen Ecken und Enden, um die bestehenden Kulturinstitutionen, die Oper, die Kunsthalle, ausreichend zu subventionieren.
Doch auch dafür ist eine Lösung in Sicht. Der neue Generalintendant von Elbphilharmonie und Laeiszhalle, im Frühjahr 2006 soll er sein Amt antreten, müsste eben Musik und Geld mitbringen. Und wer wäre da geeigneter als Rolf Beck, Chef der Klangkörper des Norddeutschen Rundfunks. Er könnte sein NDR-Symphonieorchester in der Elbphilharmonie spielen und seinen NDR-Chor dort singen lassen. Und außerdem noch durch Mitschnittgelder Konzerte anderer Künstler teilfinanzieren, wie er das jetzt schon beim Schleswig-Holstein-Musikfestival tut, dessen Intendant Rolf Beck ebenfalls ist.
Ach ja, das Schleswig-Holstein-Musikfestival könnte dann Hamburg als Spielstätte mit einbeziehen. Der rote Teppich für den mächtigsten Musikmanager des Nordens ist schon ausgerollt: Sein Geschäftsführer beim Schleswig-Holstein-Musikfestival, Gedeon Röckrath, wurde Chef der Laeiszhalle und soll acht Jahre lang kaufmännischer Leiter beider Konzerthäuser sein. Der Diener geht vor, sein Herr wird nachkommen.
Für viele im Hamburger Musikleben ist das eine dicke Kröte. Aber wer einen Palast baut, muss auch den König ertragen. Schließlich ist das Risiko hoch, dass alle gemeinsam mit der Welle baden gehen.
Auch um den Bau muss man sich keine großen Sorgen machen. Den 500-Millionen-Euro-Kredit für das Sonderinvestitionsprogramm "Wachsende Stadt" hat die CDU-Regierung ja schon aufgenommen, für die Elbphilharmonie, Flaggschiff der Hafencity und künftiges Wahrzeichen der Stadt, sind 70 Millionen eingeplant. 25 Investoren bewerben sich darum, die restlichen Baukosten zu bezahlen und dafür von der sogenannten Mantelbebauung, den Hotels und Luxuswohnungen rund um die Konzertsäle, zu profitieren. Das wird schon, denn soweit trägt die Welle. Die allgemeine Begeisterung für die Architektur wird die Pläne Wirklichkeit werden lassen.
Und dann? Dann hat die Stadt zwei große und zwei kleine Konzertsäle. Der große Saal der Elbphilharmonie mit 2200 Sitzen ist nur moderner als der große Saal der Laeiszhalle mit 2000 Sitzen. Rein von der Größe her bietet die Elbphilharmonie keinen Gewinn für Veranstalter. Auch sonst bleibt alles beim Alten: Die Stadt stellt zwar irgendwelche fetten Kulturbauten in die Hafencity, das Tamm-Marinemuseum, das Auswanderermuseum Ballinstadt, ein Science-Center. Aber für den Unterhalt ist kein Geld da. Es fehlt ja jetzt schon an allen Ecken und Enden, um die bestehenden Kulturinstitutionen, die Oper, die Kunsthalle, ausreichend zu subventionieren.
Doch auch dafür ist eine Lösung in Sicht. Der neue Generalintendant von Elbphilharmonie und Laeiszhalle, im Frühjahr 2006 soll er sein Amt antreten, müsste eben Musik und Geld mitbringen. Und wer wäre da geeigneter als Rolf Beck, Chef der Klangkörper des Norddeutschen Rundfunks. Er könnte sein NDR-Symphonieorchester in der Elbphilharmonie spielen und seinen NDR-Chor dort singen lassen. Und außerdem noch durch Mitschnittgelder Konzerte anderer Künstler teilfinanzieren, wie er das jetzt schon beim Schleswig-Holstein-Musikfestival tut, dessen Intendant Rolf Beck ebenfalls ist.
Ach ja, das Schleswig-Holstein-Musikfestival könnte dann Hamburg als Spielstätte mit einbeziehen. Der rote Teppich für den mächtigsten Musikmanager des Nordens ist schon ausgerollt: Sein Geschäftsführer beim Schleswig-Holstein-Musikfestival, Gedeon Röckrath, wurde Chef der Laeiszhalle und soll acht Jahre lang kaufmännischer Leiter beider Konzerthäuser sein. Der Diener geht vor, sein Herr wird nachkommen.
Für viele im Hamburger Musikleben ist das eine dicke Kröte. Aber wer einen Palast baut, muss auch den König ertragen. Schließlich ist das Risiko hoch, dass alle gemeinsam mit der Welle baden gehen.